Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
Vom Netzwerk:
USA angezettelt oder unseren Feinden geholfen oder sie unterstützt.«
    Karen blickt zu den Aufseherinnen. »Da ist noch etwas«, flüstert sie beinahe. »Ich bin in einen der Raketensilos hinuntergegangen.«
    »Was? Du bist eingebrochen?«
    »Nein, einer der Offiziere in meiner Gemeinde, Sam – ich meine Captain Thompson, einer der Soldaten, die auf Befehl den Knopf drücken, ließ mich mitgehen, als er mit Captain Brian Kurtz Dienst in der MAF hatte.«
    »Was bedeutet MAF?«
    » Missile Alert Facility , so heißen die unterirdischen Raketenleitsysteme. Mit jedem MAF werden zehn Minuteman-Raketen gesteuert.«
    »Hatte er die Genehmigung, um dich dorthin mitzunehmen?«
    »Er hatte eine Sondergenehmigung. Normalerweise besteht eine Mannschaft aus zwei Personen, die vierundzwanzig Stunden unter der Erde bleiben, doch die Luftwaffe hat untersucht, ob Mannschaften aus drei Personen, die sich in längeren Schichten gegenseitig ablösen, besser wären, so dass es nicht ganz so ungewöhnlich war, dass ich dabei war. Und ich war bereits für den Hochsicherheitsbereich überprüft worden, weil ich ihre Seelsorgerin bin. Ich wollte sehen, wie es dort unten zugeht, um die Situation besser zu verstehen. Du hast ja keine Ahnung, unter welchem Stress die Soldaten stehen, wenn sie stundenlang dort sitzen und den Finger auf dem Knopf halten. Sie haben Fragen und brauchen jemanden, mit dem sie reden können.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sage ich, »aber eine MAF zu betreten ist noch kein Hochverrat.«
    Karen hält den Blick auf mich gerichtet. »Es wurde Alarm ausgelöst, während wir dort unten waren. Ein Satellit fing angeblich ein Signal auf, laut dem zwei nordkoreanische ICBMs gezündet worden waren. Laut Protokoll mussten Sam und Brian ihre Raketen in fünf Minuten startklar machen.«
    »Wow. Und haben sie dich gebeten zu gehen?«
    »Ja.«
    »Und bist du gegangen?«
    »Kann man so nicht sagen. Was da unten passiert, ist ziemlich schräg, Brek. Die MAF-Kapseln hängen an riesigen Stoßdämpfern wie Eigelb in einem Ei, damit sie einen Nuklearschlag überstehen. Sie klappern ziemlich laut herum, deswegen mussten sich Sam und Brian zuallererst an ihre Sitze anschnallen. Dann fing alles an zu rumpeln und zu zittern, als die riesigen Luftschutzbunkertüren über den Raketen zur Seite glitten. Das konnten wir auf den Bildschirmen beobachten. Innerhalb weniger Sekunden zeigten die Raketenspitzen zum Himmel.«
    »Das klingt wirklich schräg«, bestätige ich.
    »Das war es auch.«
    »Und dann?«
    Karen holt tief Luft und stößt sie wieder aus. »Sam bat mich zu gehen, doch ich blieb wie angewurzelt stehen. Sie waren dabei, in fünf Minuten Millionen unschuldiger Menschen zu töten. Das war einfach unfassbar. Ich war in der Position, die Sache aufzuhalten und die Jungs zu retten. Vielleicht setzte mich Gott auf diesen Platz, damit ich genau das tun sollte. Ich hatte eine moralische Verpflichtung, Brek. Ich konnte es nicht zulassen.«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Nicht ich bin hier kriminell«, fährt Karen fort. »Unter anderen Voraussetzungen wäre ich eine Heldin, weil ich diese Menschen gerettet hätte, und Sam und Brian wären als Terroristen verhaftet worden, weil sie eine Massenvernichtungswaffe zünden wollten. Aber in dieser verrückten Welt bin ich diejenige, die angeklagt wird, weil ich versucht habe, sie aufzuhalten. Das ist doch krank. Als stünden die Menschen unter Drogen oder unter einem Fluch, oder so was. Sie erkennen den Wahnsinn hinter diesem System nicht. Jemand muss sie aufwecken, bevor es zu spät ist.«
    Karens Blick bohrt sich in meine Augen. »Das verstehst du doch, oder?«, vergewissert sie sich. »Bitte sag mir, dass wenigstens du das verstehst.«
    Ich verstehe es nicht, doch ich will mich nicht mehr mit ihr streiten. »Okay, Karen«, gebe ich nach, »ich verstehe es.«
    »Ich muss dich wohl auch erst noch wachrütteln«, überlegt sie. »Das ist in Ordnung. Es ist noch Zeit.«
    »Hör mal, es ist wirklich nicht wichtig, was ich denke, Karen. Wichtig ist nur, ob das, was du dort unten im Raketensilo getan hast, als Hochverrat gilt. Bisher würde ich das verneinen. Gibt es noch mehr?«
    »Ja«, antwortet sie. »Als ich mich weigerte zu gehen, rief Sam die Sicherheitspolizei der Luftwaffe an, um mich nach oben bringen zu lassen. Während er das tat, konzentrierte sich Brian auf seine Checkliste, um die Sprengköpfe scharf zu machen und die Raketen abzuschießen. Er war völlig abgeklärt und methodisch,

Weitere Kostenlose Bücher