Was danach geschah
ich mich benommen.
»Brek? Hi, ich bin’s, Karen.«
»Karen?« Ich versuche, mich zu orientieren. »Meine Güte, wie spät ist es? Alles in Ordnung mit dir?«
»Es ist zwei Uhr nachts«, antwortet sie. »Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so spät anrufe, aber ich stecke in Schwierigkeiten. Ich brauche einen Anwalt.«
Die vertrauten Geräusche eines Gefängnisses hallen im Hintergrund – grobe Stimmen, eine schwer ins Schloss fallende Stahltür.
»Wo bist du?«
»Fort Leavenworth«, antwortet sie.
»Leavenworth? Was machst du da? Gefangene betreuen?«
»Nein, ich bin selbst Gefangene.«
Mir wird klar, dass sie es ernst meint.
Bo dreht sich zu mir. »Was ist los?«, will er wissen.
Ich halte die Sprechmuschel zu. »Es ist Karen«, flüstere ich. »Ich glaube, sie wurde verhaftet.«
»Was?«, fragt er.
»Du bist Militärpfarrerin«, sage ich zu Karen. »Was hast du angestellt?«
»Darüber kann ich im Moment nicht sprechen«, antwortet sie.
Das bedeutet, dass das Gespräch mitgehört wird. »Gut, kannst du mir wenigstens sagen, was man dir vorwirft?«
»Tätlicher Angriff, Hausfriedensbruch und …«
»Und was?«
»Hochverrat und Spionage.«
»Hochverrat und Spionage? Machst du Witze?«
Bo reißt die Augen auf.
»Nein, ich mache keine Witze«, erwidert sie.
Ich bin sprachlos.
»Brek, bist du noch da?«, fragt Karen.
»Bist du sicher, die haben Hochverrat gesagt?«, frage ich noch einmal.
»Ja.«
»Gut, ich komme. Und ich bringe Bill Gwynne mit.«
»Nein, komm alleine«, verlangt Karen.
»Hochverrat ist eine große Sache, Karen. Ich will dir keine Angst einjagen, aber darauf steht die Todesstrafe. Ich bringe Bill mit – und vielleicht zwanzig weitere Anwälte. Ich werde sehen, wann ich einen Flug bekomme. Wir sind da, so schnell wir können.«
»Komm alleine, Brek, hörst du?«, fleht sie. Sie klingt, als bräche sie gleich zusammen. »Bitte.«
»Gut«, lenke ich ein. »Ich tue, was du willst. Im Moment jedenfalls. Wir reden darüber, wenn ich da bin.«
»Danke«, sagt sie. »Lass dir Zeit. Kümmere dich zuerst um Sarah. Mir geht’s gut. Es tut mir wirklich leid, wenn ich dir Umstände mache. Wie geht’s ihr?«
»Sarah geht es gut. Du bist es, um die ich mir Sorgen mache.«
»Es tut mir wirklich leid …«
»Kein Problem«, beruhige ich sie. »Das ist meine Arbeit. Ich packe eine Tasche. Brauchst du irgendwas?«
»Nur dich«, sagt Karen. Als sie anfängt zu weinen, höre ich Stimmen im Hintergrund. »Sie sagen, ich muss jetzt auflegen.«
»Es wird alles wieder gut«, versichere ich ihr. »Ich komme, so schnell ich kann. Sei stark. Und, Karen, egal was du tust, beantworte keine Fragen, verstanden? Sag ihnen, du bestehst auf deinem Recht zu schweigen, bis du mit deiner Anwältin gesprochen hast.«
»Okay. Danke, Brek. Ich muss jetzt Schluss machen. Tschüs.«
Ich lege auf.
Bo ist mittlerweile ebenfalls hellwach. »Sie verklagen eine Pfarrerin der Luftwaffe wegen Hochverrats und Spionage?«, vergewissert er sich. »Du machst wohl Witze. Dir ist hoffentlich klar, dass das in den überregionalen Zeitungen auf Seite eins kommt.«
»Ich weiß«, antworte ich düster. »Aber du darfst die Geschichte nicht bringen. Karen hat mich als ihre Anwältin angerufen. Mein Gespräch mit ihr als meine Mandantin war vertraulich. Die Tatsache, dass du zufällig neben mir im Bett schläfst, ändert nichts daran.«
»Aber …«
»Versprich es mir, Bo«, verlange ich. »Die Sache ist ernst. Ich verstehe, warum du eine solche Geschichte als Erster rausbringen willst, aber du darfst auf keinen Fall darüber berichten oder jemandem eine Info zuschieben. Ich kann Karen nicht als Anwältin vertreten, wenn ich mir Sorgen machen muss, dass alles, was ich in meinem eigenen Haus sage, am nächsten Tag in der Presse erscheint.«
»Okay«, stimmt er enttäuscht zu. »Aber mach dich darauf gefasst, dass du es mit vielen anderen Reportern zu tun bekommst, Typen, die nicht so nett sind wie ich. Du wirst täglich im Fernsehen sein, vielleicht sogar noch öfter als ich.«
»Prima, dann ersetze ich vielleicht die Wetterfee.«
»Werde jetzt mal nicht übermütig.«
»Kannst du dich um Sarah kümmern, solange ich weg bin?«
»Klar, das schaffen wir schon. Dafür habe ich dann bei dir was gut.«
Ich küsse ihn auf die Wange. »Danke. Ich werde deine Hilfe brauchen, um das durchzustehen.«
»Du kriegst alles von mir, was du brauchst.« Er gibt mir einen Kuss zurück auf die Stirn, blickt mir in die
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