Was danach geschah
Kopfende des Tisches lagen bunt eingewickelte Geschenke, darunter auch einige Päckchen, die dem Geburtstagskind eigens von SS-Kurieren aus Berlin überbracht worden waren.
Die Vorfreude war kaum mehr auszuhalten, bis endlich das grinsende Schwein auf einer monströsen Silberplatte unter frenetischem Applaus die Bühne betrat. Das braungebratene Tier war noch völlig intakt und lag friedlich auf einem weichen Bett aus Garnierungen, als wäre es dort eingeschlafen. Bevor es ans Essen ging, wurde erst mit einem perfekt gereiften Johannisberger Rheingau auf die schöne, junge Amina angestoßen, dann auf die Köche und schließlich auf die sichere Rückkehr von Friedrich und Onkel Otto und ein rasches Kriegsende. Im Schutz der lauten Stimmen und der Musik schlichen sich die sowjetischen Spähtrupps von drei Seiten ins Haus. Die Familie Rabun hatte keine Möglichkeit, sich zu verteidigen oder zu fliehen.
Die Soldaten trieben die Geburtstagsgäste nach draußen in den Regen. Nachdem sie das Haus durchsucht hatten, um sicherzugehen, dass sie niemanden übersehen hatten, trennten sie Herrn Hetzel und die beiden sechs und zwölf Jahre alten Jungs von der Gruppe. Ohne Vorwarnung und ohne zu zögern, ohne ihnen die Gelegenheit zum Protest oder zum Gebet zu geben, erschossen sie die drei an Ort und Stelle, als handelte es sich um eine reine Routineangelegenheit. Aminas Mutter und Tante wurden als Nächste erschossen, während sie den anderen zu Hilfe eilten. So blieben nur noch Amina Rabun und ihre verblüfften Cousinen, Bette und Barbara, acht und zehn Jahre alt, wie Statuen vor Schreck erstarrt übrig. Sie warteten auf die nächste Gewehrsalve, die sie mit ihren getöteten Familienmitgliedern vereinen würde, doch sie wurden verschont.
Zwei Schüsse hallten unvermutet aus der Richtung, wo die Schriebergs in der Hütte im Wald lebten. Die Soldaten ließen sich auf den Boden fallen und erwiderten das Feuer mit einer furchteinflößenden Salve aus ihren Schnellfeuerwaffen. Amina und ihre Cousinen standen regungslos im Kreuzfeuer und wagten nicht einmal zu atmen. Dann wurde alles still. Aus der Richtung, wo die beiden Schüsse abgegeben worden waren, sah Amina, wie ein Mann, der amerikanischer Soldat zu sein schien, mit erhobenen Händen auf sie zukam. Der Anführer schickte dem Amerikaner zwei seiner Soldaten entgegen, während die anderen auf Position blieben. Mehrere Minuten verstrichen. Schließlich hörte Amina, wie einer der Soldaten ihnen auf Russisch etwas zurief, und der Befehlshaber wies seine Männer an aufzustehen. Ein paar Minuten später kehrten die beiden russischen Soldaten zurück. Einer von ihnen brachte eine einfache zweiläufige Schrotflinte mit, die aussah wie eine derjenigen, die Aminas Vater immer zur Jagd mitgenommen hatte.
Lachend zeigten die beiden Soldaten ihrem Anführer und ihren Kameraden die erbeutete Waffe. Während sie sich auf die Schultern klopften und sich gegenseitig beglückwünschten, schienen sie alle gleichzeitig denselben Gedanken zu haben, und wandten sich langsam zu Amina, Barbara und Bette, die sich immer noch nicht gerührt hatten.
Gierig blickten die Männer von den Mädchen zu ihrem Befehlshaber und zurück zu den Mädchen und grölten noch lauter, um ihrem Verlangen Nachdruck zu verleihen. Amina wusste sofort, was sie wollten. Der Befehlshaber sah von den Mädchen zu den Männern und schüttelte in gespielter Missbilligung den Kopf, was die Männer nur noch mehr anstachelte. Schließlich drehte er den Mädchen wie Pontius Pilatus den Rücken zu und rieb sich die Hände. Amina, Barbara und Bette wurden jeweils in ein anderes Zimmer des Gutshauses gezerrt und die ganze Nacht über geschlagen und vergewaltigt.
Im Morgengrauen befahl der Anführer seinen Männern weiterzuziehen.
Amina stolperte aus ihrem Zimmer, um ihre Cousinen zu suchen. Die ältere, Barbara, fand sie benommen und blutend, aber zum Glück noch lebend vor. Sie wusste bereits, dass die jüngere, Bette, tot war. Als die betrunkenen und vollgefressenen Russen Amina erlaubt hatten, auf die Toilette zu gehen, war sie kurz in Bettes Zimmer gehuscht. Bette war bereits tot gewesen. Sie war nackt, ihr Körper kalt und blau angelaufen, ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit eingeschlagen gewesen, weil sie sich den russischen Befehlen widersetzt hatte, mit dem Weinen aufzuhören. Selbst danach hatte Amina gehört, wie die Soldaten noch dreimal zu ihr ins Zimmer gegangen waren.
Ich weinte lange um Amina Rabun und ihre
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