Was dein Herz verspricht
schaute aus den Fenster, bis die Kutsche davonfuhr. Inzwischen waren die anderen angekommen. Nicholas wartete mit finsterer Miene und unruhig wie ein gereizter Stier im Salon, zusammen mit Rand und dem Richter.
»Mir gefällt die Sache immer noch nicht«, knurrte er.
»Entspann dich, mein Freund. Theo und Elias sind draußen und wir drei hier drin. Das ist bestimmt genug.«
»Für Bascomb ist nicht einmal eine Armee genug.« Aber er protestierte nicht weiter, und nach einiger Zeit nahmen die Männer ihre Plätze ein, der Herzog und Sommers hinter der Tür des Vorzimmers, Nicholas hinter einer hohen Wand von Bücherregalen am Ende der Bibliothek.
Elizabeth setzte sich an ein Erkerfenster mit Blick auf den Garten. Wenn Bascomb von hinten hereinkam, wie sie hofften, würde er wissen, daß sie in der Bibliothek war, wie Freemantle ihm gesagt haben würde.
Sie schlug das dicke Buch auf, das sie sich ausgesucht hatte, und versuchte zu lesen, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Die Uhr tickte laut. Hampton würde sich die Gelegenheit bestimmt nicht entgehen lassen, um Elizabeth zu entführen, bevor der Graf und sein kräftiger Kammerdiener womöglich wieder auftauchten.
Die Minuten verstrichen. Zweimal hörte sie ein leises Geräusch von Ungeduld hinter den Bücherregalen, dann legte sich die Stille wieder über den Raum. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Bewegung im Garten. Nein, nur einen Schatten, den ihre Nervosität größer erscheinen ließ. Die Zeit verstrich. Vielleicht würde er doch nicht kommen. Ein Teil von ihr wünschte beinah, es wäre so. Andererseits wollte sie aber, daß es endlich vorüber war.
Eine Viertelstunde später sprang die Tür der Bibliothek auf, Oliver Hampton, der Graf von Bascomb, stolzierte herein. Sie brauchte die Überraschung gar nicht zu spielen. Sie hatte inzwischen mit seinem Kommen nicht mehr gerechnet.
»Oliver...« Sie schloß erschreckt das Buch und stand auf, als er die Tür zumachte.
»Ihr habt mich mit Vornamen angesprochen.« Ein schmieriges Lächeln lag auf seinen Lippen. »Ich denke, das ist ein guter Anfang.«
»Was macht Ihr denn hier?«
»Das wißt Ihr doch bestimmt, Elizabeth. Ich bin Euretwegen gekommen.«
Ihr Herz schlug schneller. Ihre Handflächen waren feucht. Sie preßte sie gegen ihren Rock. »Es überrascht mich, daß Ihr diesen Aufwand betreibt. Inzwischen solltet Ihr doch wissen, daß ich nicht mit Euch kommen werde. Ich werde schreien, wenn Ihr Euch weiter nähert. Dann kommen Bedienstete. Ihr könnt mich doch nicht einfach hier herausschleppen.«
»Ich hatte gehofft, daß das nicht nötig sein würde.«
»Was meint Ihr damit?«
»Ich dachte, daß Ihr vielleicht nach allem, was geschehen ist, Eurer Beziehung mit Ravenworth langsam müde seid. Ich hatte gehofft, daß Euch im Lichte des ganzes Skandals aufgegangen sein könnte, daß Ihr, falls Ihr beim Grafen von Ravenworth bleibt, für immer zu einem langweiligen Leben auf dem Lande verdammt sein würdet.«
Sie sah ihn nachdenklich an. Dann zuckte sie mit den Schultern und wandte den Blick ab. »Der Gedanke war mir allerdings in letzter Zeit gekommen. Ich bin natürlich nicht begeistert von dem Gedanken, mein Leben lang eine Ausgestoßene der Gesellschaft zu bleiben. Andererseits hat Ravenworth mir angeboten, mich zu heiraten, während ich für Euch nicht mehr als eine Geliebte wäre.«
»Es gab eine Zeit, da wollte ich Euch zu meiner Gräfin machen.«
»Damals war ich jünger und hatte andere Erfahrungen. Außerdem wußte ich noch nicht so genau, was ich wollte.«
Er hob eine dichte Augenbraue und musterte sie scharf. »Und jetzt?«
Sie gestand ihm ein winziges Lächeln zu. »Ich muß zugeben, daß Ihr langsam anfangt, mich zu interessieren, Oliver.« Sie ging auf ihn zu, bemühte sich, verführerisch zu wirken. »Ihr seid stärker, als ich mir vorgestellt hatte - und wesentlich klüger.«
»Das ist allerdings richtig, doch es überrascht mich, daß Ihr es bemerkt habt. Was hat Euch auf den Gedanken gebracht?«
Sie blieb ein paar Schritte vor ihm stehen. »Der Mord an Rachael Warring. Ich glaube kaum, daß irgend jemand in London glaubt, Ihr würdet irgendeine Rolle dabei spielen, ich aber schon. Ich glaube, Ihr seid der einzige, der klug genug war, sich auszudenken, wie es möglich sein könnte, Nicholas als den Schuldigen dastehen zu lassen.«
Ein selbstzufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund. »Und diese Möglichkeit findet Ihr interessant?«
»In gewisser Weise schon.« Nur
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