Was dein Herz verspricht
und seine Pistole ging los, und ein greller Schmerz traf ihre Brust.
Rands Waffe ging ebenfalls los, aber ihre Beine hielten sie nicht mehr aufrecht. Sie sackte zu Boden. Nicholas rief ihren Namen, er stürzte auf sie zu. Elizabeth hörte ihn kaum. Ihre Augenlider fühlten sich schwer an, und der Schmerz war so heftig, daß sie die Zähne zusammenbiß, um nicht zu schreien. Sie atmete schnell und flach, und ihre Arme kribbelten und wurden taub.
Sie merkte, wie Nicholas sich neben sie kniete, ihren
Kopf in seinen Schoß bettete, immer wieder ihren Namen stammelte. Sie sah die Tränen auf seinen Wangen. Der Schmerz wurde brennender, schärfer. Er hielt ihre Hand, aber sie konnte sie nicht fühlen.
»Stirb nicht«, flüsterte er. »Bitte stirb nicht.«
»Nicholas...«
Er strich mit bebender Hand ihr Haar zurück, drückte ihre Finger auf seine bebenden Lippen, doch sie spürte die Wärme nicht.
»Elizabeth... bitte... du darfst mich nicht verlassen. Ich habe mein ganzes Leben lang auf dich gewartet. Ich brauche dich, Bess.« Seine Stimme brach bei den letzten Worten. »Ich brauche dich so sehr.«
Sie wollte nicht sterben. O Gott, sie wollte ihn nicht verlassen. Sie wollte seine Frau sein, seine Kinder bekommen. Sie versuchte, ihm das zu erklären, aber ihre Stimme funktionierte nicht. Ihr Kopf war schwer wie Blei.
»Versuche nicht zu sprechen«, sagte er, und seine Stimme klang nach Tränen. »Spar deine Kraft.« Er schluckte, und sie sah die Bewegung in seiner Kehle. »Rand holt einen Arzt. Du mußt durchhalten.«
Der Schmerz durchdrang ihre ganze Brust, und sie schloß die Augen. Sie betete, er würde sagen, daß er sie liebte. Sie wollte es so gern hören. Wenn sie sterben mußte, wollte sie die Worte mitnehmen, um sich furchtlos dem Unbekannten zu überlassen.
Sie wünschte sich so sehr, daß seine Liebe zu ihr wahr wäre.
Sie versuchte, sich die Lippen zu befeuchten. Sie fühlten sich trocken wie Pergament an. Sie versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war eng wie zugeschnürt. Ihre Lider brannten. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, sah Nicholas’ dunklen Kopf über sich gebeugt, sah, daß er betete. Seine Wangen waren tränenüberströmt.
Mit letzter Kraft streckte sie die Hand aus, legte sie an sein Gesicht. »Ich... liebe dich«, flüsterte sie. »Liebst du... mich?«
Ein gequältes Geräusch erklang aus seiner Kehle. Sie sah, wie seine Lippen begannen, sich zu bewegen, wußte, daß er sprach, dachte, daß es vielleicht die Worte waren, die sie so verzweifelt gern hören wollte. Aber Elizabeth konnte ihn nicht mehr hören, und sie war traurig, daß sie es vielleicht nie wirklich erfahren würde.
Dunkelheit umfing sie. Der Schmerz durchzuckte sie noch einmal und ließ dann nach. Sie sah noch, wie er die Hand nach ihr ausstreckte, nahm an, er bat sie zu bleiben, bat sie, ihn nicht zu verlassen, dann schlossen sich ihre Lider, und sein geliebtes Gesicht verlosch.
26
Nick drückte Elizabeth’ bleiche, reglose Hand an seine Wange. Sie fühlte sich eiskalt an, der Puls am Handgelenk war kaum spürbar.
»Ich liebe dich, Elizabeth. Mein Gott, ich liebe dich so sehr.« Nick hatte diesen Satz in den vergangenen drei Tagen wohl Tausende Male wiederholt - oder waren es schon vier Tage? Er wußte es nicht mehr so genau. Er wußte nur, daß Elizabeth am Rande des Todes schwebte, daß sie das Bewußtsein verloren hatte, bevor er die Worte sagen konnte, die sie so sehnsüchtig hatte hören wollen, mit denen er zu lange gewartet hatte.
Er küßte ihre Handfläche und legte die kalte Hand vorsichtig unter die Decke. Mit jedem ihrer flachen Atemzüge tat ihm das Herz noch mehr weh. Ein dicker Knoten schnürte ihm schier die Kehle zu und die Schuld drückte auf seine Brust wie ein riesiger Fels. Es war seine Schuld, daß dies geschehen war. Er hätte sie von Bascomb fernhalten sollen. Er hatte sich wirklich bemüht und doch wieder versagt.
Nicholas holte rasselnd Atem und beugte den Kopf.
Herr Gott, ich weiß, daß ich nicht so war, wie ich hätte sein sollen. Ich habe Dinge getan, die ich bereue, von denen ich wünschte, ich könnte sie ändern. Ich habe Dich mehr als einmal verraten. Vielleicht werde ich es in den kommenden Jahren wieder tun. Aber ich bin jetzt ein anderer Mensch, ein geläuterter Mensch, und das durch Elizabeth. Ich weiß, daß ich sie nicht verdiene, aber die Wahrheit ist, daß ich sie wirklich liebe - mehr als mein eigenes Leben —, und ich flehe
Dich an, sie leben zu lassen. Ich
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