Was deine Blicke mir versprechen
drang. Als sie einige Zentimeter weiter durch den Dreck gezogen wurde, wandte sie ihren Kopf und sah, dass der Zaun sich immer mehr entfernte. Sie konnte in diesem Augenblick zwar nur verschwommen sehen, aber sie meinte, es müsse ihr Ehemann sein, der den Pfad von der Burg zur Koppel entlanggerannt kam.
Ein schnaubendes Geräusch und ein Schubs an ihrer Hüfte ließen Rosamunde den Kopf langsam zur anderen Seite drehen, und sie sah, wie >Bulle< an ihrem Rock herumschnüffelte. Das Tier scharrte an ihrer Kleidung herum und stupste sie mit der Nase, bis es die Äpfel gefunden hatte, die sie für ihn mitgebracht hatte. Vorsichtig umschloss sein Maul die Frucht. Ihr Rock war jedoch im Weg. Er zerrte daran. Während er ein bis zwei Schritte zurückwich, zog er sie mit sich über den Boden. Schließlich blieb er stehen und schüttelte offensichtlich angewidert den Kopf. Es war ihm nicht gelungen, den Apfel aus der Tasche zu befördern, damit er ihn fressen konnte.
»Rosamunde!« Aries Stimme klang jetzt viel näher. Sie wandte den Kopf und sah, dass er den Zaun erreicht hatte und begann, hektisch hochzusteigen. Unglücklicherweise hatte er auch die Aufmerksamkeit des Bullen geweckt. Während das Tier scheinbar nichts gegen Rosamundes Anwesenheit hatte, die ihn schließlich auch die vergangene Woche mit Äpfeln bestochen hatte, sah es bei ihrem Ehemann anders aus. Es stieß ein bedrohliches Schnauben aus, stampfte auf den Boden und machte sich bereit loszustürmen. Wahrscheinlich wird es mich in seiner Aufregung überrennen, ging es Rosamunde verzweifelt durch den Kopf. Sie hob warnend die Hand.
»Nein! Stop! Bleibt wo Ihr seid, Mylord!«, schrie sie. Nun, sie hatte die Absicht gehabt zu schreien, aber es war nur ein Krächzen herausgekommen. Sie fühlte sich in diesem Augenblick ziemlich schwach.
Sehr zu ihrer Erleichterung schien Arie zu erkennen, in welche Gefahr er sie brachte, und verharrte am Zaun. »Seid Ihr in Ordnung? Könnt Ihr aufstehen?«
»Aye«, versicherte sie ihm, blieb aber noch einen Augenblick wo sie war. Sie spürte zwar die wachsende Beunruhigung ihres Mannes, konnte aber nichts dagegen tun. Ihr war übel und schwindelig, und sie konnte einfach nicht aufstehen. Schließlich zwang sie sich, sich aufzusetzen, wobei sich die Welt um sie zu drehen begann. Als es besser wurde, bückte sie zum Zaun hinüber. Aries Schreie waren auch von anderen gehört worden. Nun, guter Gott, er hatte die ganze Zeit geschrien - den ganzen Weg den kleinen Hügel hinunter bis zur Koppel. Wahrscheinlich hat man ihn sogar in der Burg gehört, dachte sie, als Smithy und Bischof Shrewsbury plötzlich mit verängstigten Gesichtem auftauch-
»Was ist passiert?«, erkundigte sieh der Bischof besorgt.
»Geht es ihr gut?«, keuchte Smithy.
Ein Schnauben des Bullen erweckte Rosamundes Aufmerksamkeit. Er starrte auf den Zaun, schien bereit loszustürmen, sollte es irgendjemand wagen, herüberzusteigen. Rosamunde tätschelte seine Nase und sprach beruhigend auf ihn ein. Dann begann sie, sich mühsam auf die Füße zu ziehen. Ihr Kopf dröhnte, ein pulsierender Schmerz zog sich von einem Ohr zu den Augen, bis hinunter zum Kiefer. Aber das war nicht so schlimm wie die Art und Weise, in der sich die Welt um sie herum sich zu drehen begann. Alles war in Bewegung, als sie sich aufrichtete. Am liebsten hätte sie sich noch einen Augenblick hingesetzt, aber sie wusste genau, wenn sie nicht innerhalb der nächsten Sekunden aus der Koppel kam, würde Arie sie holen, Bulle hin oder her. Sie fühlte sich momentan nicht imstande, ihn wieder zusammenzuflicken, wenn der Bulle ihn aufspießen sollte, falls er es überhaupt überlebte.
»Rosamunde«, rief Arie mit angespannter Stimme, während er die Fragen der anderen, die inzwischen erschienen waren, vollkommen ignorierte.
»Ich komme, Mylord!«, rief sie und verzog das Gesicht über den misstönenden Klang ihrer Stimme. Dann suchte sie etwas, woran sie sich klammern konnte, um die Balance zu halten, denn die Welt tanzte weiter um sie herum. In ihrer Not griff sie schließlich nach einem Horn des Bullen.
»Entschuldigung«, murmelte sie, aber das Tier schien diese Berührung nicht zu stören. Oder vielleicht nahm er sie auch gelassen in Kauf, denn die Tatsache, dass sie jetzt stand, gab ihm besseren Zugang zu ihrer Tasche und damit den Äpfeln, die sie darin verborgen hatte. Er schnüffelte und leckte an ihren Röcken, versuchte, sein riesiges Maul in ihre Tasche zu stecken, um die saftige
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