Was deine Blicke mir versprechen
blieb er überrascht stehen. Das von ihm erwartete Weinen und Wehklagen war nicht zu hören. Es herrschte Ruhe im Raum. Seine Frau lag vollständig bekleidet und fest schlafend auf dem Bett. Ihr Körper war beschützend an einen kleinen Fellball geschmiegt. Es schien, als habe sie wieder Trost bei einem Tier gesucht.
Arie starrte sie einen Moment schweigend an und fragte sich, was er jetzt tun sollte. Rosamunde seufzte herzzerreißend im Schlaf. Er besah sich ihr Gesicht näher. Ihre Nase war vom Weinen gerötet, die Augenlider waren geschwollen.
Bringt sie ins Kloster zurück. Lasst die Ehe annullieren. Ihre Traurigkeit ist offensichtlich. Bischof Shrewsburys Worte hallten in seinem Kopf wider. Stirnrunzelnd blickte er auf seine schlafende Frau. Er würde sie nicht zurückbringen. Sie gehörte zu ihm. Sie waren verheiratet.
Dieser besitzergreifende Gedanke überraschte Arie selbst. Er hatte nicht mit ihr verheiratet werden wollen -hatte es sogar verabscheut, dazu gezwungen worden zu sein. Beschämt musste er sich jetzt eingestehen, dass er sie deshalb sogar besonders abweisend behandelt hatte. Aye, nach der Katastrophe der gelösten Verlobung mit Delia hatte ihm diese erzwungene Heirat äußerst missfallen. Aber er hatte es dem König nicht abschlagen können und stattdessen seinen Zorn an dieser zierlichen Frau ausgelassen, die dort auf dem Bett schlief. Er hatte sie nicht geschlagen. Ebenso wenig hatte er sie wirklich schlecht behandelt, jedenfalls nicht so, dass ihn jemand hätte zur Rechenschaft ziehen können. Andererseits hatte er auch sehr wenig daran getan, dass sie sich erwünscht oder anerkannt fühlen konnte. Das Gegenteil war der Fall. Auf unterschiedliche
Art und Weise hatte er sie fühlen lassen, dass er sie nicht brauchte, nicht wollte. Dennoch spürte er jetzt, nachdem die Möglichkeit erwähnt worden war, sie ins Kloster zurückzubringen, wie sich Zorn in ihm regte.
Nein, er würde sie nicht verlieren wollen. Andererseits konnte ihre Beziehung nicht so weiterlaufen wie bisher. Er würde jetzt versuchen, sie glücklich zu machen, und würde damit anfangen, indem er für sie da wäre, um ihr seinen Trost anzubieten, wenn sie erwachte. Leise schloss er die Tür und bewegte sich auf das Bett zu. Auf dem Weg dorthin nahm er sein Schwert ab.
Arie blieb neben dem Bett stehen und erkannte jetzt, dass es sich bei dem Fellball um ein Kätzchen handelte. Vorsichtig hängte er seinen Waffengürtel an den Bettpfosten. Die Katze und seine Frau lagen mitten auf dem Bett. Er spielte mit dem Gedanken, sie ein wenig zur Seite zu schieben, um mehr Platz zu haben, entschied sich dann aber dagegen, um sie nicht zu stören. Er hatte es verdient, unbequem auf der Kante zu liegen. In keiner Weise hatte er sich als verständnisvoller Ehemann gezeigt; die Ereignisse dieses Tages hatten es schmerzhaft verdeutlicht. Er war so verstrickt gewesen in seinen eigenen Sorgen und Ängsten, dass er keine Sekunde daran gedacht hatte, wie sie sich fühlen musste. Schließlich war sie tatsächlich darauf vorbereitet gewesen, den Schleier zu nehmen.
Eine Nonne.
Er konnte in dieser lebenssprühenden Frau, die am Flussufer herumgetollt war, keine Frau der Kirche erkennen. Ebenso wenig konnte er sich vorstellen, dass ihre wunderschönen Locken von einer steifen Haube zugedeckt sein sollten, der perfekte Körper unter lockerer, formloser Kleidung verborgen. Die Begeisterung und Leidenschaft, die er auf der langen Reise an ihr entdeckt hatte, hätte sich niemals von Beschränkungen und Vorschriften unterdrücken lassen. Nein, sie hätte sich als Nonne sehr unterdrückt gefühlt, dessen war er sicher.
Andererseits - was zum Teufel wusste er schon? Schließlich hatte sie ihr ganzes Leben in einem Kloster verbracht. Sie wusste besser als jeder andere, was es bedeutete, den Schleier zu nehmen, und war trotzdem bereit gewesen, das Gelöbnis abzulegen. Er fragte sich, was sie von ihm halten mochte. Störte sie seine Anwesenheit in ihrem Leben? Fürchtete sie die Macht, die er inzwischen über sie hatte? Hasste sie ihn, weil er zwischen ihr und ihrem Gott stand?
Er wusste es nicht. Seit Verlassen des Klosters hatte ihr Verhalten keinerlei Aufschluss darüber gegeben. Sie hatte sich ihm gegenüber still verhalten, seine Befehle meistens nur mit einem Nicken befolgt. Shrewsburys Bemerkungen im Stall waren der erste Hinweis darauf, wie sie diese Situation wirklich empfand. Und seine Worte waren unmissverständlich gewesen.
Seufzend begann
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