Was deine Blicke mir versprechen
selber. Seine Position gab ihm eine Menge Macht und Einfluss. Sicherlich mehr, als dem neuen Schwiegersohn des Königs zustand, dachte Arie unglücklich. Die weiteren
Worte, die Shrewsbury mit einer freundlichen Entschlossenheit an ihn richtete, ließen Arie erkennen, dass er nähere Erklärungen abgeben müsste.
»Ihr wollt also sagen, dass die Tochter des Königs zwar im Stall aushelfen konnte, es sich für Eure Frau aber nicht geziemt?«
»Nein!«, widersprach Arie unbehaglich und verfluchte seine vorlaute Zunge. »Stallungen sind kein besonders sicherer Ort für eine Lady, Mylord. Sie ist im Schloss wesentlich besser aufgehoben.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ihre Sicherheit im Kloster jemals gefährdet war«, murmelte der Mann. Er neigte den Kopf zur Seite und fuhr fort: »Und sie hatten dort alles, was hier auch vorhanden ist: Pferde, Heu, Sättel. Natürlich gab es dort keine Männer. Meint Ihr denn vielleicht, dass einer Eurer Männer ihr ein Leid zufügen könnte?«
Arie zuckte bei diesen Worten regelrecht zusammen. Bischof Shrewsbury war immer ein scharfsinniger Bursche gewesen. Daher war er auch so wertvoll für den König. Dennoch erschütterte es Arie, dass er den wunden Punkt genau erkannt hatte. Selbst wenn er ihn falsch deutete.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete er schließlich. »Meine Männer sind verpflichtet, ihre Herrin zu beschützen. Aber...«
»Sie ist praktisch in den Ställen aufgewachsen«, unterbrach ihn der Bischof ruhig. »Hat den größten Teil ihres Lebens dort verbracht. Es war die Aufgabe, die man ihr im Kloster übertragen hatte. Sie hat eine ganz besondere Art, mit verletzten Kreaturen umzugehen, das ist eine Gabe Gottes. Die Äbtissin hat es erkannt und sie der Obhut von Schwester Eustice überlassen, damit sie lernte, diese spezi-eilen Fähigkeiten anzuwenden. Man sollte Geschenke Gottes immer nutzen.« Er hielt inne und fuhr dann leise fort: »Wenn Ihr ihr nicht erlaubt, die Aufgaben zu erfüllen, die Gott für sie ausersehen hat, solltet Ihr die Ehe vielleicht besser annullieren lassen. Bringt sie ins Kloster zurück, damit sie eine Braut Gottes werden kann - wie sie es geplant hatte.«
Arie versteifte sich förmlich vor Zorn bei diesem Vorschlag, während Shrewsbury noch hinzufügte: »Das ist ihr Wunsch.«
Arie erbleichte bei diesen Worten, und der alte Mann sprach weiter. »Sie hat es mir erzählt. Sie ist hier unglücklich. Lady Rosamunde wurde weder dazu erzogen noch darauf vorbereitet, einen Haushalt zu führen. Sie wurde erzogen, den Schleier zu nehmen. Bringt sie ins Kloster zurück«, drängte er.
Arie kämpfte gegen seine aufsteigende Wut an, sagte dann: »Der König...«
»Ist tot«, vollendete Shrewsbury den Satz.
Jeder anwesende Mann erstarrte.
»Tot?«, wiederholte Arie ungläubig. Der ältere Mann nickte ernst, Trauer und Erschöpfung zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Arie wandte sich zu seinen Männern um und bemerkte ihre schockierten Gesichter. Sie hätten nicht betroffener aussehen können, wenn man ihnen die Nachricht vom Ableben ihrer eigenen Väter mitgeteilt hätte. Bis zum letzten Mann standen sie reglos dort, die bleichen Gesichter drückten Schmerz, aber auch Verunsicherung aus. Was würde diesem Ereignis folgen? Ihr König war tot - ein König, dessen Söhne sich gegen ihn verschworen, ihn bekämpft, nichts unversucht gelassen hatten, dem eigenen Vater den Thron zu entreißen. Würden sich die Söhne jetzt gegenseitig aus Machtgier bekämpfen? Einen Bürgerkrieg heraufbeschwören? Das war durchaus denkbar. Keiner der beiden Männer - weder Richard, der älteste Sohn, noch John, der junge Favorit - hatte dem Vater auch nur die geringste Loyalität erwiesen. Daher gab es wenig Grund anzunehmen, dass sie sich gegenseitig anders behandeln würden.
»Weiß Lady Rosamunde Bescheid?«, fragte Lord Spencer betroffen. Arie drehte sich gerade rechtzeitig zu Shrewsbury herum, um ihn nicken zu sehen.
»Aye. Ich habe es ihr gleich nach meiner Ankunft erzählt. Deshalb war sie auch im Stall - sie hat Trost bei ihren geliebten Tieren gesucht.«
Arie zuckte bei diesen Worten zusammen. Er wusste, er hatte diesen Hieb verdient. Er hatte ihre Verzweiflung nicht einmal bemerkt, geschweige denn, sie getröstet, und sie musste bei dieser schrecklichen Nachricht voller Trauer sein. Stattdessen hatte er sie bestraft und fortgeschickt. Es schien sein Schicksal zu sein, bei seiner Frau einen Fehler nach dem anderen zu machen. Seufzend
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