Was deine Blicke mir versprechen
Antwort auf diese Frage kam sehr schnell. Ja! Er wollte sie. Aber bevor er sich darüber klar werden konnte, warum das der Fall war, ergriff der Bischof erneut das Wort.
»Ich denke, ich darf mich eine Weile bei Euch ausruhen, Mylord?«, fragte er ruhig. Arie seufzte. Er konnte dem Mann kaum seine Gastfreundschaft verweigern, obwohl er es in dem Augenblick gern getan hätte.
»Aye«, antwortete er knapp und blickte dann zu Lord Spencer und Joseph hinüber. »Würdet Ihr Euch um unseren Gast kümmern? Ich möchte nach meiner Frau sehen.«
»Selbstverständlich, Mylord.«
Mit einem kurzen Nicken verließ Arie den Stall. Ihm war förmlich schwindelig nach all dem, was auf ihn eingestürmt war. Alles in ihm sträubte sich, das Hinscheiden eines Mannes zu akzeptieren, von dem er geglaubt hatte, dass er sie alle überleben würde. König Henry II. Der starke, lebhafte, tatkräftige Henry. Er schien niemals stillzustehen, niemals auszuruhen. Und jetzt war er tot. Unglaublich. Grauenvoll. So unendlich traurig.
Du lieber Gott, wenn ihn das so furchtbar betroffen machte, wie viel schlimmer musste es für Rosamunde sein? Sie ist die Tochter dieses Mannes, dachte er bestürzt.
Und er hatte sie angebrüllt, weil sie bei einem Pferd Trost suchte! Was zum Teufel war los mit ihm? Natürlich wusste er den Grund. Einen kurzen Augenblick lang - bis zu dem Moment, als er erkannt hatte, dass der Mann, der im dunklen Stall neben seiner Frau stand, Shrewsbury war - hatte er befürchtet, ein schlimmes Erlebnis würde sich wiederholen. Eifersucht und Furcht machten Männer zu Narren, und er hatte sich wie ein solcher benommen. Es war kein Wunder, dass sie wünschte, ins Kloster zurückzukehren. Er hatte ihr auch kaum einen Grund gegeben, bleiben zu wollen. Zum Beispiel der eheliche Vollzug; er hatte an ihrem Hochzeitstag nicht unbedingt eine weltbewegende Leistung vollbracht. Wenn er doch nur mehr Zeit gehabt hätte ... Aber das war nicht der Fall gewesen!
Verzweifelt ließ er die Schultern hängen. Es war schrecklich entmutigend, erfahren zu müssen, dass die eigene Frau so unglücklich ist. Der König hatte ihn mit der Fürsorge, Sicherheit und dem Glück seines geliebten Kindes betraut, und er hatte grauenvoll versagt. Er hatte ihr nicht einmal die Möglichkeit gegeben, den Grund ihres Aufenthaltes im Stall zu erklären, sondern war sofort explodiert. Nachdem sie vom Tod ihres Vaters erfahren hatte, war es nur natürlich, dass sie bei ihrem Pferd dort Trost suchen würde. Sie liebte Marigold. Vielleicht hatte sie auch bei der Ankunft Shrewsburys gedacht, ihr Vater sei mit ihm gekommen, und sie war hinausgeeilt, um ihn zu begrüßen. Was immer der Fall gewesen sein mochte, er hätte nicht so streng mit ihr sein dürfen.
Nun, er würde es wieder gutmachen. Er würde ihr den Trost bieten, den sie jetzt brauchte. Und wenn er dann irgendwann wieder seinen ehelichen Pflichten nachkam, würde er dafür sorgen, dass es eine gute Erfahrung für sie war.
Arie verzog das Gesicht. Er hatte während der vergangenen zwei Wochen fast ununterbrochen daran gedacht, sie wieder ins Bett zu bekommen, aber ihm fehlte irgendwie der Mut. Nach dem Fiasko bei ihrem ersten Mal erschreckte ihn der Gedanke an einen neuen Versuch. Tatsächlich läuft es mir bei dem bloßen Gedanken kalt den Rücken hinunter, gestand er sich beschämt ein. Wie demütigend, so etwas zuzugeben, auch sich selbst gegenüber. Vergangene Nacht erst war ihm klar geworden, dass er eine Entschuldigung nach der anderen fand, um ihr gemeinsames Schlafgemach zu meiden - nur um nicht seinen Pflichten als Ehemann nachkommen zu müssen. Dabei war es eher unwahrscheinlich, dass seine Frau darauf bestanden hätte.
Aber irgendwann musste er sich der Situation stellen, wenn er Erben haben wollte. Es führte kein Weg daran vorbei. Vielleicht sollte er ihr ein Glas Wein anbieten, damit sie sich entspannte, und sich dann viel Zeit lassen. Er würde den König nicht noch einmal enttäuschen. Arie war wirklich dankbar, dass Henry vor seinem Tod nichts von seinem Versagen erfahren hatte. Er brauchte jetzt zwar keine Auswirkungen mehr zu fürchten, aber er wollte einfach sein Versprechen erfüllen.
Mit diesen Gedanken beschäftigt, eilte er die Stufen hoch, durch den großen Rittersaal und geradewegs die Treppe zu ihrem Schlafgemach hinauf. An der Tür blieb er stehen, straffte die Schultern wie ein Mann, der sich auf eine Schlacht vorbereitete, öffnete dann die Tür und trat schließlich ein. Dort
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