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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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suchte nach einer Erklärung, warum es jetzt nicht möglich war, und meinte dann: »Ist es nicht Zeit fürs Abendessen?«
    Rosamunde sah zum Fenster hinüber und bemerkte, dass die Sonne schon fast untergegangen war. Es war tatsächlich Zeit für das Abendessen. Sie wandte sich ihrem Ehemann zu, um seine Vermutung zu bestätigen, aber der hatte bereits das Bett verlassen und zog sein Hemd über. Dann ging er zur Tür.
    »Kommt schon. Das Essen wird kalt sein, wenn wir uns nicht beeilen.« Er verschwand und ließ Rosamunde allein zurück.
    Rosamunde beobachtete, wie sich die Tür hinter ihm schloss, und schüttelte dann den Kopf. Geistesabwesend streichelte sie das Kätzchen, bevor auch sie das Bett verließ. Ihr kam es vor, als habe ihr Mann die Flucht ergriffen. Aber ich muss mich irren, dachte sie verwirrt. Schließlich hatte er ihr doch gesagt, dass er den Gedanken, mit ihr zu schlafen, nicht abstoßend fand.
    Auf der anderen Seite konnte man einen Gedanken zwar anziehend finden, die eigentliche Ausführung war scheinbar doch etwas anderes, ging es ihr durch den Kopf. Rosamunde seufzte, als sie versuchte, die schlimmsten Falten in ihrem Kleid zu glätten. Nun, so wichtig war es eigentlich nicht. Schließlich reizte sie die Aktion selber auch nicht so sehr.
    Erneut seufzend, wandte sie sich der Tür zu. Kopfschüttelnd wurde ihr klar, dass sie wenig später dieses erniedrigende Ereignis vor sich hatte. Hätte sie doch nur den Mund gehalten.
    »Nun, ich gehe jetzt ins Bett.«
    Arie zuckte bei Lord Spencers Ankündigung förmlich zusammen und schaute ihn bestürzt an. »Was? Schon so früh? Warum trinkt Ihr nicht noch ein Glas mit mir?«
    Lächelnd schüttelte der blinde alte Mann den Kopf. »Es ist schon sehr spät für mich, und wenn ich noch ein Glas trinke, wird mich Joseph in mein Zimmer tragen müssen. Ich sehe Euch morgen Früh, Mylord.«
    Arie murmelte: »Gute Nacht« und blickte verzweifelt auf die Leute, die noch am Tisch verblieben waren. Es war eine ungewöhnlich stille Mahlzeit gewesen. Lord Spencer hatte Rosamunde, die nur wenige Minuten nach Arie im Speisesaal erschienen war, sein aufrichtiges Beileid ausgedrückt. Tränen hatten bei diesen netten Worten zwar ihre Augen verschleiert, waren jedoch nicht die Wangen hinuntergerollt. Das war später noch einige Male geschehen, und ihre Trauer wurde, wie es schien, von allen Burgleuten geteilt. Henry war hier sehr beliebt gewesen. Rosamunde hatte während der Mahlzeit wenig gesprochen und sich danach gleich zurückgezogen.
    Arie war geblieben, um mit den Männern noch etwas zu trinken, und ein gewisses Unbehagen stellte sich bei ihm ein, als sich der Tisch langsam zu leeren begann. Trübsin-nig blickte er durch den fast leeren Raum und fragte sich, warum plötzlich alle so ungesellig waren.
    »Ich denke, ich sollte mich jetzt auch zurückziehen.«
    Bischof Shrewsburys Worte schreckten Arie förmlich auf. Der Kirchenmann war noch als Letzter neben ihm an der Stirnseite des Tisches verblieben. »Was? Wollt Ihr Euch die Gelegenheit entgehen lassen, noch ein wenig mit mir darüber zu streiten, ob ich Rosamunde ins Kloster zurückbringen sollte?«
    Shrewsbury schaute Arie durchdringend an. »Habt Ihr vor, es zu tun?«
    Arie runzelte die Stirn. »Nein. Aber wir könnten die Angelegenheit diskutieren.«
    Kopfschüttelnd stand der Bischof auf. »Für ein sinnloses Streitgespräch hat mich die Reise doch zu sehr ermüdet. Vielleicht kann ich Euch morgen einen guten Grund nennen.«
    »Vielleicht«, stimmte Arie zu und dachte dabei, dass er, wenn die Nacht so verlief, wie er fürchtete, sehr gut selbst zu der Erkenntnis kommen würde, sie zurückzubringen.
    Von seinen eigenen Gedanken aufgeschreckt, runzelte Arie die Stirn und hob erneut sein Glas. Er bemühte sich, nicht zu viel zu trinken, aber es fiel ihm schwer. Die halbe Wahrheit war bereits herausgekommen, und die andere Hälfte könnte bald folgen. Er saß hier am Tisch, trank ein Bier nach dem anderen, um endlich den Mut zu finden, ins Bett zu gehen.
    Guter Gott, er hatte Angst, nach oben zu gehen, weil er dann seine ehelichen Pflichten erfüllen musste. Er hatte es ihr gesagt. Und eigentlich wollte er es ja wirklich! Es war nicht fehlendes Verlangen, was ihn zurückhielt. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es ihn fast schmerzte. Die wochenlange Reise nach Shambley und dann nach Goodhall war eine süße Qual für ihn gewesen. Wenn er die Augen schloss, meinte er, sie noch fühlen und riechen zu können, wie

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