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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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oder viermal -, niemand erläuterte ihnen die Funktionen, niemand zeigte ihnen, wie es in ihren Alltag passte, und niemand führte sie Handgriff für Handgriff durch die verschiedenen Abläufe. Die Hersteller überreichten den Kunden lächelnd eine Kiste und legten freundlicherweise noch eine Bedienungsanleitung bei. Jeder Straßenverkäufer hätte ihnen sagen können, dass das nicht ausreichte.
    Bei einem meiner Besuche in der Küche von Coldwater Canyon demonstrierte mir Ron, wie der Straßenverkauf wirklich funktioniert. Auf seinem Barhocker sitzend erzählte er mir, er habe sich ein paar Tage zuvor mit dem Schauspieler Ron Silver getroffen, der in einer neuen Verfilmung des O.-J.-Simpson-Prozesses die Rolle von Robert Shapiro spielen sollte. »Für den Film rasierten sie Ron Silver eine kleine Glatze, denn der echte Bob Shapiro hat am Hinterkopf eine kahle Stelle. Also sag ich zu ihm, was du brauchst, ist GLH.« GLH, eines von Rons früheren Produkten, ist ein Spray, das Haare verdichten und kahle Stellen überdecken soll. »Ich habe zu ihm gesagt: ›Da- mit siehst du gut aus. Und wenn ihr dreht, wäschst du es einfach wieder raus.‹«
    Die meisten Verkäufer hätten es dabei belassen. Es war schließlich nur eine Fußnote in unserem Gespräch. Wir hatten uns eigentlich über den Showtime Grillofen unterhalten, auf der Theke hinter uns drehte sich ein Hähnchen im Grill, in einem zweiten Gerät brutzelten Spare Ribs, auf dem Tisch vor uns ratterte die Nudelmaschine, während Ron in der Pfanne Knoblauch dünstete und unser Mittagessen vorbereitete. Aber da er nun einmal GLH ins Gespräch gebracht hatte, musste er mir unbedingt vorführen, welche Wunderdinge das Spray vollbrachte. Also lief er zu einem Schrank auf der anderen Seite der Küche, wobei er ununterbrochen weitersprach. »Ich werde immer gefragt, wie ich auf den Namen GLH gekommen bin. Ich hab’s einfach erfunden. Great Looking Hair.« Er holte eine Dose aus dem Schrank. »Wir stellen es in neun verschiedenen Farben her. Das hier ist silber-schwarz.« Er nahm einen Handspiegel und hielt ihn sich so über den Kopf, dass ich seine lichte Stelle sehen konnte. »Als erstes sprühe ich es dahin, wo ich es nicht brauche.« Immer weiter redend, schüttelte er die Dose und besprühte seine Haare. »Dann gehe ich zu der Stelle selbst.« Er zeigte auf seine lichte Stelle. »Genau da. Okay. Das lasse ich jetzt trocknen. Bürsten ist die Hälfte des Erfolgs.« Er bürstete kräftig, und mit einem Mal hatte er keine Glatze mehr. »Wow«, staunte ich. Ron strahlte. »Sie sagen wow. Das sagen alle. Wow. Das sagen die Leute, die es benutzen. Und wenn wir rausgehen« - er nahm mich am Arm und zog mich nach draußen auf die Terrasse - »wenn wir draußen im hellen Tageslicht stehen, dann sehen Sie nicht, dass ich eine Glatze habe. Es sieht aus wie Haare, aber es sind keine Haare. Ein geniales Produkt. Wissen Sie, wer das gut gebrauchen könnte? Al Gore. Wollen Sie mal sehen, wie es sich anfühlt?« Ron beugte den Kopf vor. »Wow«, sagte ich wieder, nachdem ich es mir aus der Nähe angesehen hatte. Doch der Verkäufer in Ron Popeil war noch nicht zufrieden, ehe ich es nicht berührt hatte. Das tat ich. Es fühlte sich tatsächlich an wie echtes Haar.
5.
    Ron Popeil war nicht nur in die Fußstapfen des Straßenverkäufers Nathan Morris getreten. Er war außerdem ein echter Sohn von S. J. Popeil, und das erklärt schließlich auch den Erfolg seines Showtime Grills. S. J. Popeil hatte ein Zehnzimmerapartment in einer der oberen Etagen des Drake Tower am Ende der Magnificent Mile von Chicago. Er hatte eine Cadillac-Limousine mit Chauffeur und Autotelefon, was damals eine Seltenheit war, weshalb er gern damit prahlte (»Ich rufe Sie aus dem Auto an.«). Er trug dreiteilige Anzüge, rauchte Zigarre und spielte gern Klavier. Er blickte oft finster drein und gab beim Sprechen merkwürdige kleine Grunzlaute von sich. S. J. Popeil trug nur Tausend-Dollar-Scheine bei sich. Seine Philosophie brachte er in einigen aphoristischen Bonmots zum Ausdruck. Zu seinem Anwalt sagte er: »Wenn sie zu weit gehen, dann klage.« Zu seinem Sohn: »Wichtig ist nicht, was du ausgibst, sondern was du einnimmst.« Einem Designer, der Zweifel an der Nützlichkeit eines seiner Verkaufsschlager anmeldete, verkündete S. J.: »Es ist nicht zum Gebrauch, es ist ein Geschenk.« Im Jahr 1974 fasste seine zweite Frau Eloise den Plan, ihn ermorden zu lassen, und heuerte zwei Killer an. Sie lebte damals mit

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