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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihr Vater sie daran hinderte. Es gab so viele Wege, auf denen man nach England gelangte, daher würde es verdammt schwierig für ihn werden, sie zu finden.
    Die Anspannung in ihr löste sich ein wenig, und sie zügelte ihr Pferd, damit Konrad sie einholen konnte. Aber es war Stenka Razin, der herankam und ihr wegen des scharfen Ritts, zu dem er gezwungen worden war, einen finsteren Blick zuwarf.
    »Du hast versucht, uns beide umzubringen, stimmt's? Oder sollten nur die Pferde dran glauben?«
    »Wenn du es unbedingt wissen willst - ich habe versucht, ein paar Dämonen davonzulaufen«, erwiderte sie.
    »Kenne ich sie?«
    »Mein Vater ist einer davon.«
    »Aha, wieder ein Streit mit deinem Vater«, sagte er und grinste verständnisvoll.
    Von den drei Razin-Brüdern war Stenka derjenige, der nie ernst sein konnte. Er liebte das Leben und fand immer etwas Angenehmes darin - und meistens auch etwas zum Lachen. Wenn Alexandra wütend, gekränkt oder einfach nur schlechter Laune war, schaffte er es immer, sie zum Lachen zu bringen. Sie befürchtete, dass er es dieses Mal nicht schaffen würde.
    Sein Bruder Timofee war fast genauso sorglos wie er.
    Die Zwillinge waren sich nicht nur äußerlich so ähnlich, dass es geradezu unheimlich war. Sie waren siebenundzwanzig Jahre alt, hatten das schwarze Haar und die blauen Augen, die bei ihnen in der Familie lagen, und wollten beide immer genau dieselben Dinge, einschließlich Frauen, weshalb sie ständig miteinander konkurrierten - und kämpften. Es brauchte nicht viel, um die beiden zu reizen, und es war nichts Ungewöhnliches, wenn einer der Brüder mit einem blauen Auge oder einer gespaltenen Lippe von einer ihrer Raufereien auftauchte.
    »Ich weiß nicht, warum du dich wegen eines Streits mit deinem Vater so aufregst. Du gewinnst ja doch immer«, sagte Stenka zu ihr.
    »Ich habe nicht gewonnen«, murmelte sie.
    »Was, du hast nicht gewonnen?«
    Sein übertrieben ungläubiges Staunen löste nicht das Lächeln bei ihr aus, das er erwartet hatte. »Ich habe nicht gewonnen!«
    »Es muss wohl für alles ein erstes Mal geben.« Er seufzte. »Wieso hast du nicht gewonnen?«
    »Er hat mich mit einem Kardinier verlobt.«
    Dieses Mal war sein ungläubiger Blick nicht gespielt. »Das würde er dir nicht antun.«
    »Das hat er aber. Vor fünfzehn Jahren.«
    »Ah, da warst du noch ein Baby«, sagte er, als ob das Erklärung genug sei.
    »Ein zehn Jahre altes Baby?«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ehrlichkeit wird wohl die beste Strategie sein«, sagte sie nüchtern. »Ich werde diesem kardinischen Grafen einfach sagen, dass ich ihn nicht heiraten will.«
    Stenka warf ihr einen prüfenden Blick zu, der von ihrem Kopf mit der Pelzmütze bis hin zu ihren gestiefelten Beinen glitt und dazwischen - so meinte er - jede Menge Vorzüge streifte. »Er könnte auch ungemein reizlos sein und nach einem Blick auf dich denken, er sei gestorben und direkt in den Himmel aufgestiegen. Dann wird dir deine Ehrlichkeit auch nicht viel helfen.«
    Alexandra stöhnte, als sie an diese Möglichkeit dachte. »Du bist nicht sehr hilfreich, Stenka.«
    »Sollte ich das sein?«
    »Es wäre angebracht.«
    »Also, dann«, sagte er fröhlich, »Timofee und ich könnten ihm auflauern und ihn dann verprügeln und davonjagen.«
    »Du hast dabei nur übersehen, dass er wahrscheinlich genau in diesem Moment eintrifft«, erwiderte sie. Damit er ihre Antwort auf seinen Vorschlag nicht für eine Erlaubnis hielt, fügte sie noch hinzu: »Und außerdem werden wir den Cousin eines Königs nicht zusammenschlagen - höchstens, wenn es unbedingt sein muss .«
    Er gab einen leisen Pfiff von sich. »Den Cousin eines Königs? Aber warum heiratest du ihn denn nicht?«
    Ihre mitternachtsblauen Augen wurden beinahe schwarz, wenn sie wütend war. Und das war sie jetzt. »Weil ich zufällig in Christopher verliebt bin.«
    »Der Kerl wieder!« sagte Stenka mit solchem Hohn in der Stimme, dass sie zusammenzuckte. Sie wusste n alle von ihrem Engländer, und alle hatten sich für sie gefreut - bis die Jahre vorbeigegangen und immer noch kein Ring für ihren Finger eingetroffen war. »Dieser Nichtsnutz!«
    »Ich will es nicht hören.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Aber es würde mir so guttun, wenn ich es loswerden könnte.«
    Seine Miene war so überaus ernst, dass sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte. Er grinste, da er endlich sein Ziel erreicht hatte.
    »Also los, gehen wir und sehen uns

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