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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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durcheinanderbrachte, und nicht die Tatsache, dass sie keine Kinder und das heiratsfähige Alter schon so weit überschritten hatte, dass es beinahe lächerlich war. In solchen Situationen hasste sie den Mann beinahe, auf den sie warten wollte. Obwohl ihr Christopher immer noch regelmäßig schrieb, seit er Russland vor drei Jahren verlassen hatte, enthielt keiner seiner Briefe den Heiratsantrag, den sie so sehnsüchtig erwartete.
    Sie war schon fast im Begriff, Christopher endgültig aufzugeben; allerdings hatte sie ihrem Vater noch nichts von ihrem Entschluss gesagt. Das hätte sie offenbar tun sollen. Was ihr Vater jedoch getan hatte, ließ sie ihre Entscheidung ändern. Selbst wenn sie nicht in einen anderen Mann verliebt gewesen wäre, würde sie keinen völlig Fremden als Ehemann akzeptieren. Verlobungen gehörten der Vergangenheit an. Dass ihr Vater eine Verlobung für sie arrangiert hatte, war nicht nur unerträglich, sondern geradezu abscheulich.
    Sie versuchte, ihre Stimme zu mäßigen, was ihr jedoch nicht vollkommen gelang. »Wenn dieser Mann hier eintrifft, kannst du ja tun, was du dir vorgenommen hattest: Flehe ihn an und werde ihn wieder los. Du kannst ihm Sultan für die Mühe seines Kommens geben.«
    Sie hatte es fertiggebracht, ihn zu schockieren. »Du würdest ihm deinen besten Zuchthengst geben?«
    »Begreifst du jetzt endlich, dass ich keinen Fremden heiraten will?« entgegnete sie, obwohl ihr die Worte beinahe im Hals steckenblieben. Sie hatte Sultan aufgezogen und hing sehr an ihm.
    »Wenn du ihn kennengelernt hast, wird er kein Fremder mehr sein. Alexandra, Simeons Sohn ist der Cousin von König Stefan von Kardinien. Ist dir eigentlich klar, was für eine gute Partie er ist?«
    »Sollte das etwa wichtig für mich sein?«
    Er stand auf und warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Ja, und es ist ganz sicher wichtig für mich. Außerdem ignorierst du absichtlich die Tatsache, dass eine Verlobung genauso bindend ist wie eine Heirat. Diese Verlobung wurde in gutem Glauben und mit den besten Absichten geschlossen. Simeon und ich haben unser Wort gegeben. Nach all diesen Jahren ist Wassili Petroff immer noch unverheiratet. Du bist auch immer noch unverheiratet. Wir können die Hochzeit nicht guten Gewissens noch länger hinauszögern.«
    »Du könntest ihn wenigstens bitten, diesen verdammten Vertrag zu zerreißen!« rief sie.
    »Du könntest diesem Mann wenigstens eine Chance geben. Er kommt hierher, um dich zu heiraten und das Wort seines Vaters einzuhalten. Und das solltest du auch tun!«
    »Ehre«, stieß sie hervor. »Du würdest es als Ehrensache ansehen?«
    Konstantin zögerte. Er hatte gewusst , dass sie wütend sein würde, aber jetzt sah sie aus, als ob sie gleich anfangen würde zu weinen. Er konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen. Daran war nur dieser verdammte Engländer schuld, dachte er voller Zorn. Sie hoffte immer noch, dass er sie heiraten würde. Was für eine törichte Treue. Aber als Vater hatte er die Pflicht, seine Tochter vor ihrer eigenen Torheit zu bewahren. Er würde die Verlobung jedoch auflösen - selbst wenn er dazu die Wahrheit sagen müsste -, wenn keine Aussicht darauf bestand, dass Petroff sie glücklich machen würde. Aber er würde sie nicht auflösen, bevor er sich Klarheit über diesen Umstand verschafft hatte.
    »Es ist bereits eine Ehrensache. Ich habe mein Wort gegeben, als ich den Verlobungsvertrag unterzeichnet habe.«
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, die auf seinen Schreibtisch niedersausten, bevor sie ihm den Rücken zudrehte. Dann trat sie gegen den Stuhl, in dem sie gerade noch gesessen hatte, und brachte ihn zum Umkippen.
    »Es besteht keine Veranlassung dazu, mein Arbeitszimmer zu ruinieren«, sagte ihr Vater steif.
    »Du ruinierst mein Leben«, erwiderte sie verzweifelt.
    »Was für ein Leben? Dir sind nur deine Pferde wichtig. Du verbringst praktisch deine gesamte Zeit im Stall. Manchmal frage ich mich wirklich, ob du nicht vergißt, dass du eine Frau bist.«
    Bei dieser Bemerkung traten die Tränen, die sie bis dahin zurückgehalten hatte, in ihre Augen. Aber ihr Vater würde sie nicht sehen. Er hatte sie hintergangen. Es spielte keine Rolle, dass er es schon vor fünfzehn Jahren getan hatte mit den besten Absichten. Gerade das, was er jetzt anprangerte - ihr sogenannter Mangel an Weiblichkeit -, trug ihm den Sieg ein. Wie vielen Frauen war Ehre schon wichtig? Ihr war sie wichtig, und ihr Vater wusste , dass es so war.
    »Also schön,

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