Was der Nachtwind verspricht
ich werde mich nicht weigern, diesen Kardinier zu heiraten.« Sie war schon fast aus der Tür, als sie nur für sich hinzufügte: Aber ich verspreche dir, dass er sich weigern wird, mich zu heiraten.
»Wirst du dich jetzt ein wenig zurechtmachen? Zieh dich wenigstens um.«
»O nein. Wenn er mich heiraten will, soll er mich auch so sehen, wie ich bin, und nicht so, wie ich nur selten aussehe.«
Mit rotem Gesicht schrie Konstantin ihr nach, sie solle zurückkommen, aber sie ging hinaus und knallte die Haustür hinter sich zu. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen und fragte sich, ob er wohl gewonnen hatte. Er machte sich Sorgen, weil ihr Streit so kurz gewesen war. Man konnte Alexandra nicht trauen, wenn sie zu leicht nachgab.
6
Alexandra ließ das Dorf und die Stadt hinter sich und ritt über die Felder bis hin zu den Weiden, wo sie Prinz Mischa schließlich die Zügel freigab. Wie immer war einer der Razins hinter ihr, aber sie hatte nicht darauf geachtet, welcher der Brüder ihr gefolgt war. Auch jetzt blickte sie nicht zurück.
Es war wahrscheinlich Konrad, mit seinen dreißig Jahren der älteste und verantwortungsbe wusste ste der drei Brüder. Timofee und Stenka, die Zwillinge, schimpften nur mit ihr, wenn sie allein wegging, ohne ihnen etwas zu sagen, aber Konrad würde ihr die Hölle heiß machen und dafür sorgen, dass sie es auch spürte.
Sie war mit den Razin-Brüdern aufgewachsen und hatte genauso viel Zeit bei ihnen wie in ihrem eigenen Zuhause verbracht. Sie waren für sie wie die Brüder, die sie nie gehabt hatte, sie waren ihre Freunde, und manchmal waren sie ganz einfach lästig. Ihre einzige Schwester Nina, die eigentlich ihre Zofe war, war ihre beste Freundin. Sie war ein Jahr jünger als Alexandra, aber selbst sie hatte bereits geheiratet. Ihr Mann war jedoch vor zwei Jahren gestorben.
Ehe.
Der kalte Herbstwind hatte ihre Tränen getrocknet, die sie so selten vergoß. Sie wollte jetzt nicht mehr weinen, sondern nur noch davonreiten und nie mehr nach
Hause zurückkehren. Natürlich würde Konrad das nicht zulassen. Auch wenn er herausfand, was ihr Vater getan hatte, würde er nicht dulden, dass sie wie ein Feigling davonrannte. Er würde wütend sein, so wütend, wie sie selbst es gewesen war, aber Kosaken rannten vor einer Schlacht nicht davon - er würde diese Verlobung für eine Schlacht halten. Sie auch, sobald sie aufgehört hatte, sich so verletzt und betrogen zu fühlen.
Ehe.
Warum nur hatte sie auf ihrem ersten Ball in St. Petersburg die Aufmerksamkeit von Christopher Leighton erregt? Warum nur hatte er ihr so heftig den Hof gemacht und beteuert, dass er sie liebe? Er war Assistent des englischen Botschafters, so welterfahren, so gebildet, so gutaussehend. Er hatte ihr vollkommen den Kopf verdreht.
Sie liebte ihn - sie muss te ihn lieben, da sie sieben Jahre auf ihn gewartet hatte. Selbst sie wusste , dass das eine geradezu lächerlich lange Zeit war, um einem Mann treu zu bleiben, der ihr nicht einmal einen Heiratsantrag gemacht hatte und dessen Bild immer mehr in ihrer Erinnerung verblasste , da es schon so lange her war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Aber seine Briefe waren immer voller Leidenschaft und tiefer Gefühle für sie, auch der letzte, den sie erst vor kurzem erhalten hatte.
Er schrieb immer von seiner Liebe und davon, wie sehr er sie vermisse. Seit seiner Rückkehr nach England hatte er ihr immer wieder versichert, er versuche, wieder einen diplomatischen Posten in Russland zu erhalten, damit er ihr nahe sein könne. Aber in all seinen Briefen hatte er kein einziges Mal von Heirat gesprochen. Und trotz ihrer Direktheit hatte sie es nicht über sich gebracht, die wenigen Worte zu schreiben, die eine Antwort von ihm erzwungen und so ihre Hoffnung erfüllt oder zunichte gemacht hätten. Sie brachte es einfach nicht über sich, ihn frei heraus zu fragen, ob er sie heiraten wollte.
Sie hätte es tun sollen, erkannte sie jetzt. Sie hätte ihm nach England folgen sollen, damals, als sie es so geplant hatte, anstatt sich dem Verbot ihres Vaters zu beugen. Wenn sie Christopher doch nur noch ein einziges Mal sehen könnte ...
Alexandra fasste einen Entschluss . Sie würde nach England gehen, sobald sie den Kardinier losgeworden und diese Ehrensache bereinigt war. Schließlich konnte sie über eine beträchtliche Summe Geldes verfügen, die aus dem Verkauf ihrer Pferde stammte. Sie muss te nur noch einen Weg finden, wie sie das Land verlassen konnte, ohne dass
Weitere Kostenlose Bücher