Was der Nachtwind verspricht
leicht zu finden, aber er war alt, mit wackligen Wänden, die die beißende Kälte nicht abhalten konnten. Wassilis Brauner war dort. Auch das Pferd, das Alexandra sich ausgeliehen hatte, und fast alle Ponys, die den Dorfbewohnern gehörten. Aber weit und breit keine Spur von den Schimmeln.
»Wo haben sie meine Pferde nur hingebracht?« fragte sie.
Wassili brütete immer noch über der Frage, warum ihn der Anblick ihres nackten Körpers vorhin so sehr erregt hatte. Deshalb entgegnete er nur kurz: »Das ist mir völlig egal.«
»Petroff, ohne meine Pferde gehe ich hier nicht weg«, warnte sie ihn.
»Mach, was du willst.«
»Genau das werde ich auch tun«, schleuderte sie ihm entgegen. Dann führte sie ihr Pferd aus dem Stall.
Wassili unterdrückte einen Fluch und folgte ihr. »Verdammt, Alexandra, sie können jeden Moment mit Feiern aufhören. Wir haben keine Zeit, nach den Pferden zu suchen.«
»Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten.«
Er wollte sie an den Schultern packen und schütteln, aber er wusste , dass es nichts nützen würde. Außerdem würde die Suche nach den Pferden weniger Zeit in Anspruch nehmen als eine Diskussion mit ihr. Warum zum Teufel war sie nur so verdammt stur?
»Also gut«, lenkte er ein. »Sie müssen hier irgendwo einen neuen Stall haben. Vermutlich benutzen sie den alten Stall nur noch für Notfälle wie diesen. Such am Rand des Dorfes danach ...«
Sie hatte ihn schon gefunden. »Da drüben, am weitesten von der Stelle entfernt, an der wir das Dorf betreten haben.«
»Das habe ich mir fast gedacht«, murmelte er und blickte in dieselbe Richtung. »Wir sollten uns aber beeilen.«
Das hätte er ihr nicht zu sagen brauchen. Sie hatte sich schon auf den Weg gemacht, und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Der neue Stall war fest verschlossen, und ein Riegel an den Türen machte deutlich, dass diese von innen verbarrikadiert waren. Also wurden die Tiere von jemandem bewacht, was es ihnen unmöglich machte, schnell zu verschwinden. Aber dieses Mal machte sich Wassili nicht die Mühe, die störrische Frau an seiner Seite darauf hinzuweisen, dass er womöglich handgreiflich werden muss te, um ihre Pferde zurückzubekommen. Er wusste inzwischen, dass sie ihm entgegnen würde, er solle genau das tun.
Also hämmerte er mit den Fäusten an die Tür und sagte gerade so laut, dass es nicht allzu weit zu hören war: »Aufmachen.«
Es dauerte einen Moment, bis von der anderen Seite des Tores eine Stimme zu hören war. »Wer ist da?«
Wassili sagte irgendeinen Namen, von dem er annahm, dass er in dieser Gegend recht häufig vorkam. Es schien zwar zu funktionieren, hatte aber dennoch nicht die gewünschte Wirkung.
»Hast du es etwa nicht gehört?« rief der Wächter im Innern des Stalls. »Pawel hat gesagt, dass ich nur ihm den Stall aufmachen darf, und du bist nicht Pawel. Du muss t schon bis morgen früh warten, wenn du dir diese Schönheiten hier ansehen willst, so wie alle anderen auch.«
»Er hält dich für einen der Dorfbewohner«, flüsterte Alexandra. »Das muss t du ausnutzen.«
Wassili hielt es zwar für Zeitverschwendung, unternahm aber dennoch einen weiteren Versuch. »Du verpasst die Feier«, rief er. »Ich soll dich ablösen.«
Der Wächter lachte. »Netter Versuch, aber ich habe hier mein eigenes Bier und meine Befehle.«
Seine letzten Worte waren kaum noch zu verstehen, da er sich von dem Tor entfernt hatte und wieder tiefer in den Stall hineinging. »Tu doch etwas«, befahl Alexandra.
»Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«
»Die Tür vorhin hast du doch auch aufgebrochen.«
Wassili schnaubte verächtlich. » Vergiss es. Das hier ist solides, neues Holz, kein altes, und wegen deiner verdammten Pferde werde ich mir auf gar keinen Fall die Schulter brechen. Wir haben es versucht, und jetzt gehen wir. Ich werde dich not falls an den Haaren hier heraus schleifen, wenn du es darauf anlegst.«
»Aber ...«
»Deine Pferde werden heute Nacht bestimmt nicht von hier weggebracht, außerdem haben sie es viel wärmer als wir. Alex, sie werden morgen früh auch noch hier sein. Wir können jetzt zu der Hütte zurückgehen, in der sie uns eingesperrt hatten, und einfach abwarten, was passiert, oder morgen mit einer bewaffneten Eskorte hier auftauchen, um deine Pferde zurückzubekommen - so oder so. Die Entscheidung liegt bei dir.«
Sie überlegte eine Weile und sagte dann schließlich: »Ich lasse meine Babys ungern bei Fremden, selbst wenn es nur
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