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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Nacht über in diesem warmen Stall zu lassen?« Es war gemein von ihm, dass er ihre Liebe zu den Tieren ausnutzte, aber er war noch nicht fertig. »Wir können bis morgen Abend eine von Stefans Jagdhütten erreichen, dann haben wir eine ordentliche Unterkunft. Das ist zwar die letzte Nacht, die wir unter freiem Himmel verbringen müssen, aber es ist auch ganz zufällig die kälteste Nacht, die wir bis jetzt erlebt haben. Das hast du mir selbst gesagt. Außerdem könnte der Sturm wieder aufleben, bevor es hell wird.«
    Sie hatte von seinen Worten nur so viel mitbekommen, dass sein Cousin hier in der Nähe eine Jagdhütte besaß. Wie vorhin, als in der Dunkelheit niemand ihre verlegene Miene gesehen hatte, bemerkte auch jetzt niemand, dass alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war.
    »Wir sind schon so nah bei Kardinien?« flüsterte sie.
    Ihm fiel nicht auf, dass sie ganz leise sprach. »In ein paar Tagen sind wir dort, es sei denn, wir bekommen es noch einmal mit einem Sturm oder mit Räubern zu tun. Wir werden jetzt zu unseren Zelten zurückgehen und versuchen, noch etwas zu schlafen. Und ich möchte keine Widerrede hören.« Er wandte sich Lazar zu. »Ihr habt das Lager doch hoffentlich nicht da gelassen, wo es war.«
    Lazar war so vertieft in die Unterhaltung der beiden gewesen, dass er erschrocken zusammenfuhr, als Wassili jetzt so plötzlich das Wort an ihn richtete. »Wir sind etwa dreißig Minuten von hier entfernt, an der Stelle, wo der kleine Pfad von der Straße abgeht.« Er konnte es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Willst du wirklich dahin?«
    Alexandra hob sofort den Kopf, als sie das hörte. Daraufhin zischte Wassili: »Er hat nur Spaß gemacht!« und warf Lazar einen Blick zu, der ahnen ließ, dass er ihm das heimzahlen würde. Dann brachen sie zum Lager auf.

27
    Am nächsten Morgen ließen sie einen der Männer zurück, der bei Nina und den Karren blieb. Der Rest, alle bis an die Zähne bewaffnet, ritt in Latzkos Dorf. Alexandra muss te zugeben, dass sie einen sehr eindrucksvollen Anblick boten. Sie muss te außerdem zugeben - wenn auch widerwillig und nur sich selbst gegenüber -, dass Wassili die richtige Idee gehabt hatte. Die Männer strahlten sozusagen Zuversicht aus. Sie würde ihre Pferde zurückbekommen, >so oder so<.
    Nach dem langen nächtlichen Gelage waren nur wenige der Dorfbewohner schon auf, aber das änderte sich rasch, als sich Wassilis Männer dem Hauptgebäude näherten. Jemand muss te Pawel von ihrer Ankunft unterrichtet haben, denn er kam genau in dem Moment zur Tür herausgestolpert, als sie vor der Hütte haltmachten. Keiner der Männer stieg ab. Die Gewehre hatten sie im Anschlag.
    Pawel kämpfte noch mit seinem Rock, den er überzustreifen versuchte. Die Tatsache, dass er kein Hemd und keine Schuhe trug, ließ erkennen, dass sie ihn geradewegs aus dem Bett geholt hatten. Er schien nicht sehr erfreut zu sein, Wassili zu sehen, zu Pferd und umringt von seinen Leuten, anstatt in dem hilflosen Zustand, in dem er ihn letzte Nacht verlassen hatte.
    »Wer hat Euch herausgelassen?« wollte er wissen.
    »Ich habe mich selbst herausgelassen, und jetzt will ich die Pferde zurückhaben.«
    Dies erinnerte Pawel daran, dass noch nicht alles verloren war. Sein Verhalten änderte sich schlagartig. »Ich verstehe.« Er grinste breit. »König Stefans so überaus wertvolle Pferde. Die Tiere haben sich nicht selbst herausgelassen, oder etwa doch?«
    Wassili wartete, während der Räuber und seine Kohorten über diesen kleinen Witz lachten. Er fand es überhaupt nicht komisch. Er wollte das alles hier hinter sich bringen. Je schneller sie aus diesen Bergen wieder herauskamen, desto eher würden sie wieder Temperaturen erreichen, die er zumindest tolerieren konnte. Nie mehr würde er die Karpaten zu dieser Jahreszeit überqueren.
    »Wie ich Euch bereits gesagt habe, sind die Pferde nicht für Stefan bestimmt«, sagte Wassili zu dem Räuber. »Ich habe gestern allerdings nicht ganz die Wahrheit gesagt, da sie mir auch nicht gehören, zumindest jetzt noch nicht. Sie gehören dem Mädchen hier, und sie kann den Preis, den ihr verlangt, nicht bezahlen. Aber ich habe versprochen, sie ihr zurückzuholen. Einhundert Rubel für jedes Tier - und niemand muss sterben. Denkt darüber nach, bevor Ihr antwortet.«
    Pawel befolgte seinen Rat nicht, sondern sagte sofort: »Ich verlange das Doppelte, und außerdem müßt Ihr mit mir kämpfen.«
    »Das ist doch reine Zeitverschwendung«, erwiderte Wassili

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