Was der Nachtwind verspricht
gelangweilt.
»Ihr kämpft mit mir, Aristo, oder ich behalte eines der Pferde für mich.«
Wassili unterdrückte einen Fluch. Warum hatte er das kommen sehen? Vielleicht, weil Pawel manchmal so verdammt berechenbar war. Er sah Alexandra an, aber ihr störrischer Gesichtsausdruck sagte ihm, dass sie nicht ein einziges ihrer Babys zurücklassen würde. Auch das überraschte ihn nicht.
Aber es überraschte ihn dann doch, dass sie sich in ihr Gespräch einmischte und zu Pawel sagte: »Die Pferde gehören mir. Also kann ich mir auch aussuchen, wer mit Euch kämpft.«
Pawel warf einen Blick auf die drei Kosaken, die hinter ihr standen, und lachte. »Pawel ist doch nicht dumm.«
Darüber konnte man sicherlich streiten, und das hatte sie wohl auch vor. Wassili, der das vorausgesehen hatte, sagte schnell: »In Ordnung, Pawel, aber drinnen, falls Ihr nichts dagegen habt. Ich habe die Wahl der Waffen, also sollte jemand das Schwert holen, das man mir gestern Abend abgenommen hat.« Als Pawel ihn daraufhin wortlos anstarrte und etwas blass um die Nase wurde, bemerkte er: »Ihr könnt nicht mit einem Schwert umgehen? Nun, man soll nicht sagen können, ich hätte das ausgenutzt. Ihr wählt die Waffen, aber vielleicht sollte ich Euch warnen: Stefan und ich hatten dieselben Lehrer. Übrigens, wie geht es eigentlich Eurer Schulter?«
Pawel war bei diesen Worten dunkelrot im Gesicht geworden. Wassili nahm an, dass er wohl etwas zu weit gegangen war, indem er Pawel an die Stichwunde erinnert hatte, die ihm von Stefan beigebracht worden war. Aber da man ihn so leicht reizen konnte, hatte Wassili nicht widerstehen können. Das sollte er jedoch sofort bereuen.
»Peitschen«, sagte Pawel.
Die Menge um sie herum hielt den Atem an, als sie die unerwartete Wahl des Räubers vernahm. Wassili konnte seine Überraschung nur mit Mühe verbergen. »Das soll eine Waffe sein?«
»Meine Peitsche wird Euch in Stücke reißen. Überzeugt Euch das vielleicht davon, dass sie eine Waffe ist?« entgegnete Pawel mit einem breiten Grinsen.
»Die Wahl der Waffen lag bei dir, Petroff«, warf Alexandra ein. »Bestehe darauf.«
Wassili wusste , warum sie das sagte. Sie glaubte nicht, dass er mit einer Peitsche gewinnen konnte. Das war ganz offensichtlich. Aber sie hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass er gegen den muskulösen Räuber gewinnen würde - egal, mit welcher Waffe -, was wohl der Grund dafür war, dass sie sich überhaupt eingemischt hatte. So wie er sie für leichtlebig gehalten hatte, hielt sie ihn jetzt für einen verweichlichten, hilflosen Hofdandy und weigerte sich, diese Meinung zu revidieren. Und dank seiner Großzügigkeit gegenüber Pawel - er hätte auf den Schwertern bestehen sollen - konnte er ihr jetzt nicht das Gegenteil beweisen, da auch er es für zweifelhaft hielt, dass er mit einer Waffe gewinnen konnte, die er noch nie im Leben in der Hand gehalten hatte.
Aber er konnte auch ihren Vorschlag nicht annehmen, so gern er ihn akzeptiert hätte. Das wäre nicht ehrenhaft gewesen. Die Tatsache, dass sie annahm, er würde ihrem Vorschlag zustimmen, zeigte ihm, wie wenig sie von ihm hielt. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte, genau das hatte er ja erreichen wollen. Aber den Hofdandy nahm er ihr übel.
Dieser verdammte Pawel mit seinen unseligen Ambitionen! Du lieber Himmel - Peitschen! Wie kämpfte man damit überhaupt? Versetzte man dem anderen so lange Peitschenhiebe, bis einer von beiden aufgab, weil er den Schmerz nicht mehr aushalten konnte?
Pawel hatte schon jemanden losgeschickt, der die Peitschen holen sollte, und stand nun abwartend in der Halle von Latzkos Haus. Lazar griff nach Wassilis Arm, als dieser vom Pferd steigen wollte.
»Das ist doch lächerlich. Er kämpft nur deshalb mit dir, weil er nicht mit Stefan kämpfen kann.«
»Glaubst du, das weiß ich nicht schon längst?« erwiderte Wassili verächtlich.
»Wie wäre es denn mit >Du brauchst das doch gar nicht zu tun ?«
Wassili war sich dessen bewusst . Er wollte ja das Lösegeld für die Pferde zahlen, obwohl ihm das eigentlich nichts bringen würde, wenn die Verlobung beendet war und Alexandra zusammen mit ihren Pferden wieder nach Russland zurückkehrte. Auf ihre Dankbarkeit hatte er es ganz sicher nicht abgesehen, das konnte sogar alle seine Pläne durchkreuzen. Und wenn er sagen würde, er wolle verhindern, dass Pawel einen der Vollblüter bekam, so wäre das nur eine lahme Entschuldigung. Warum kämpfte er dann mit ihm? Wollte er für das Geschenk
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