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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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einem Mal wurde sie sich der warmen, aber unglaublich hässlichen Mütze bewusst, die sie aufhatte und deren Ohrenklappen jeden Anflug von Frisur garantiert zunichtegemacht hatten. Noah Shepherd trug eine einfache grüne Mütze, die vermutlich von den Händen einer liebenden Frau gestrickt worden war. Er besaß einfach diese Ausstrahlung eines Mannes, für den Frauen solche Dinge taten.
    Er und Tina machten sich gemeinsam daran, das Feuerholz auf ihrer Veranda aufzustapeln. Sophie versuchte mitzuhelfen, aber er scheuchte sie davon. „Sie haben ein verletztes Knie“, ermahnte er sie. „Sie hat sich einen Schnitt im Knie zugezogen“, erklärte er Tina, „und ich hab ihn genäht.“
    „Hör auf.“
    „Doch, hab ich wirklich.“
    „Hat er“, bestätigte Sophie.
    „Nicht übel, Doc.“ Tina klatschte ihn ab, dann machten sie sich wieder an die Arbeit. Sophie ertappte sich dabei, wie sie Noahs Bewegungen beobachtete. Seine Kraft und die selbstsichere Art. Guter Gott, es war himmlisch, ihm zuzusehen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann das bloße Ansehen eines Mannes ihr je so ein Vergnügen bereitet hatte.
    „Vielen Dank, ich weiß das sehr zu schätzen“, sagte Tina, als sie fertig waren. „Willst du auf eine heiße Schokolade mit hineinkommen?“ Sie drehte sich zu Sophie um. „Sie sind natürlich auch herzlich eingeladen.“
    „Nein danke“, erwiderte Noah.
    „Willst du Schlittschuh laufen?“
    „Vielleicht später“, gab er zurück. „Nachdem ich meine Arbeit erledigt habe.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“
    „Ich mach mich auch besser wieder auf den Weg.“ Sophie streckte die Hand aus. „Tina, es war sehr nett, Sie kennengelernt zu haben.“
    Noah trat neben sie. „Ich bringe Sie zu Ihrem Haus zurück. „Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.“
    Ja klar, dachte Sophie und beäugte misstrauisch das Schneemobil. Da sie aber nicht wollte, dass er sie für eine verwöhnte Großstadtgöre hielt, die für das Leben in einer rustikalen Hütte im Winter nicht geeignet war, machte sie gute Miene zum bösen Spiel.
    „Wir sehen uns, Tina“, sagte Noah.
    „Tschüss.“ Sie warf ihm einen schmachtenden Blick zu.
    „Sie müssen mir erklären, was ich tun muss“, sagte Sophie auf dem Weg zum Schneemobil.
    „Setzen Sie sich einfach auf den hinteren Sitz und halten sich fest.“
    Ungelenk kletterte Sophie auf die lange schwarze Sitzbank und stellte ihre Füße auf die dünnen Trittbretter. Noah setzte sich vor sie und schaltete den Motor ein. „Gut festhalten“, rief er ihr über die Schulter zu.
    Sie legte ihre Hände auf den Rand der Sitzbank und versuchte, Halt zu finden.
    „Nein, an mir“, rief er. „Halten Sie sich an mir fest.“
    Sie klammerte sich an die Seiten seines Parkas.
    „Fester“, rief er.
    Sie zögerte und schloss ihre Finger dann fester um ihn.
    „Nein, so.“ Er löste ihre Hände und zog ihre Arme um seine Taille, sodass sie die Hände vor seinem Bauch miteinander verschränken konnte. Er fühlte sich an wie ein Baum. Dann legte er den Gang ein, und das Schneemobil machte einen Satz nach vorne.
    Sophie war froh, dass sie sich an ihm festhalten konnte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und drückte die Wange an seinen Rücken. Ihr wurde bewusst, dass sie seit hundert Jahren keinen Mann mehr umarmt hatte – zumindest nicht so. Und noch nie hatte sich körperliche Nähe für sie so gut angefühlt.
    Das Schneemobil war schnell und laut. Trotz des eiskalten Winds, der über sie hinwegblies, genoss sie das Gefühl von Freiheit und Geschwindigkeit. Wenn Max mich jetzt sehen könnte, dachte sie, wäre er bestimmt beeindruckt. Bei seinem nächsten Besuch könnte Noah vielleicht …
    Sie schob den Gedanken beiseite. Es war zu früh, um irgendwelche Mutmaßungen anzustellen, sowohl über ihren Sohn als auch über ihren Nachbarn.
    Während der wenige Minuten dauernden wilden Fahrt musste sie nichts weiter tun, als sich festzuhalten und sich dem Rausch der Geschwindigkeit hinzugeben. In ihrer Brust stieg ein Gefühl auf, das von einem Geräusch begleitet wurde, das sie schon sehr lange nicht mehr gehört hatte – ihr eigenes Lachen. Der Wind riss es ihr von den Lippen, sodass es hinter ihnen herwehte; ein unsichtbares Band aus Tönen. Für diese paar Minuten war das Leben reiner, unkomplizierter Spaß. Nach der Hölle, die sie durchgemacht hatte, war es eine riesige Erleichterung, einfach über den wogenden Schnee zu fliegen.
    Sie war ein wenig enttäuscht,

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