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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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an harte Arbeit gewöhnt. Das Foto, das Daisy in Sepiatönen eingefärbt hatte, vermittelte dem Betrachter das Gefühl, einen sehr privaten Blick hinter die Kulissen der Bäckerei zu werfen. Es war Teil des Portfolios gewesen, das Daisy die Aufnahme in ihren Fotokurs am College verschafft hatte.
    „Ich denke, das Bild passt perfekt zum Titel des Buchs“, sagte Nina. „
Essen für die Seele: Küchenweisheiten aus einer Familienbäckerei.“
    „Also bist du einverstanden?“, fragte Jenny. „Wie gesagt, natürlich wirst du dafür bezahlt.“
    „Wow, ich bin mehr als einverstanden“, versicherte Daisy ihr. „Ich hoffe nur, dass die Fotos auch gut genug sind.“
    „Sie sind wunderschön“, sagte Olivia. „Das finden alle.“
    Daisy entschied, dass diese tolle Neuigkeit der Beweis dafür war, dass, selbst nachdem sich Schreckliches ereignet hatte, Träume noch wahr werden konnten. Für Jenny genau wie für sie. Sie konnte kaum erwarten, ihrer Mom davon zu erzählen. Wie cool, dass sie jetzt endlich so empfand.
    Die Situation zwischen Sonnet und Zach war immer noch ein wenig angespannt, aber zumindest stritten sie sich nicht. Sonnet räumte ein, dass die wirkliche Fehde zwischen ihrer Mutter und Zachs Vater bestand, nicht zwischen ihr und Zach. Daisy spürte, dass es den beiden sogar ein wenig gefiel, Zeit miteinander zu verbringen. Julian lieh sich den Allradjeep seines Bruders aus, und gemeinsam fuhren sie nach West Kill, dem Ort, der dem Klettergebiet um Deep Notch am nächsten lag.
    Während sie ihre Ausrüstung zu dem gefrorenen Wasserfall schleppten, machte Daisy ein paar Fotos – Julian, der so entschlossen den Weg durch den Wald voranging. Sonnet, die ein wenig zweifelnd dreinschaute. Zach, vollkommen fasziniert. Das Winterlicht fiel durch die Wolken, und die Umrisse der nackten Bäume hoben sich scharf vom Schnee ab.
    „Soso, Eisklettern“, sagte Sonnet zu Julian. „Das ist vermutlich genau das, wonach es klingt, oder?“
    „Kommt drauf an.“ Er grinste gutmütig. „Wonach klingt es denn für dich?“
    „Herausfordernd. Extrem. Tödlich. Wie mache ich mich so?“
    „Du bekommst das schon hin“, sagte er. „Ich habe alles an Sicherheitsausrüstung mitgebracht, was wir brauchen.“ Er erklärte ihr die Seilsysteme, die Sicherungen, wie man die Gurte anlegte, kletterte, sich abseilte. Durch das normale Klettern war sie damit weitestgehend vertraut, aber als die hoch aufragende Eiswand in Sicht kam, an der reihenweise Eiszapfen wie glitzernde Dolche aus Glas hingen, erkannte sie, dass dieser Aufstieg ganz anders sein würde als alle vorherigen.
    Sonnet rebellierte, noch bevor sie den Fuß der Eiswand erreicht hatten. „Das hier werde ich garantiert nicht mitmachen.“
    „Kein Problem“, sagte Zach. „Dann kannst du das Seil für mich halten.“
    „Das traust du mir zu?“
    „Klar“, bestätigte er.
    Verwundert stieß sie die Luft aus. Mit so einer Aussage hatte sie definitiv nicht gerechnet. Lange sahen sie einander in die Augen und Daisy bemerkte, wie Sonnets Blick ganz weich wurde. In seinem unermüdlichen Kampf, ihre Freundschaft zurückzugewinnen, machte Zach eindeutig Boden gut.
    Am Fuß der Wand angekommen, legten sie ihre Ausrüstung an – feste Steigeisen an den Schuhen, ein Geschirr zum Anseilen, einen Gürtel mit Eisäxten und Klampen. Julian zeigte die Technik, die, wie Daisy feststellte, nicht sonderlich elegant aussah. Eine Wand aus Eis zu erklimmen, bestand hauptsächlich daraus, ein Paar Äxte, die man in den Händen hielt, in das Eis zu schlagen, während man auf den Spitzen der Steigeisen balancierte und eine der Klampen nutzte, die Julian über den Aufstieg verteilt hatte. Dank seiner Kraft und Eleganz sah es bei Julian ganz einfach aus – Äxte schwingen, ins Eis schlagen, sich methodisch einen Weg die Eissäulen hinauf suchen. Daisy merkte nach kurzer Zeit, dass es leider nicht so leicht war, wie es aussah. Sogar die kurze Übungseinheit, die sie vor dem großen Aufstieg einlegten, beanspruchte Muskeln, von deren Existenz sie bisher keine Ahnung gehabt hatte.
    „Du bist verrückt, weißt du das?“, sagte sie, als sie völlig ausgepumpt auf dem Gipfel ankam.
    „Du bist aber diejenige, die mir hier rauf gefolgt ist. Was sagt das wohl über dich aus?“
    Zach zog sich über den Rand, setzte sich auf eine Felszunge und ließ die Beine baumeln. „Die Nächste“, rief er zu Sonnet hinunter.
    „Ich habe doch schon gesagt, dass ich das auf keinen Fall mache“,

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