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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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der einen, Unterlagen aus der Kanzlei und die Hundeleine in der anderen Hand, schloss Sophie die Tür auf und eilte direkt zum Ofen, um Holz nachzulegen und die Kälte zu vertreiben, die sich in dem Häuschen ausgebreitet hatte. Opal wollte spielen, und so wurden Sophies Bemühungen, das Feuer zu entfachen, von dem nasalen Quietschen eines Hundespielzeugs begleitet.
    Das hier war jetzt Sophies neues Leben. Entweder verbrachte sie ihre Tage mit Charlie oder in der Kanzlei. Sie holte Opal von Noah ab, wo ein Mädchen namens Chelsea sich nach der Schule um ihn und die anderen Tiere kümmerte. An manchen Tagen kam Max zu Besuch, an anderen fuhr Sophie zum Eishockeytraining oder zu einem Spiel. Gayle hatte sie mit einigen ihrer Freunde bekannt gemacht. Sophie stellte fest, dass nicht jede Frau in Avalon mit den Romanos verbündet war. Langsam, aber sicher wurde sie zu einem anderen Menschen; zu jemandem, der in einer Kleinstadt lebte, sich ein Netzwerk aus Freunden und Familie aufbaute. Zu jemandem, der einen Welpen hatte.
    Und einen … ja, was war Noah eigentlich? Ihr Freund? Egal, welche Bezeichnung sie ihm auch gab, er nahm auf jeden Fall viel Platz in ihrem Leben ein; das menschliche Pendant zu einem riesigen, freundlichen Hund in einer winzigen Wohnung. Nein, das war nicht fair. Wenn Sophie ehrlich zu sich war, wollte sie ihn genau so und nicht anders haben. Sie liebte seinen Humor, seine Zärtlichkeit und seinen unstillbaren Hunger nach Sex. Und sie liebte die Unbekümmertheit, mit der er sich in ihre Affäre stürzte, und seine feste Überzeugung, dass mehr daraus werden würde.
    Wie üblich rief er kurz vor dem Abendessen an. Er schlug einen gemeinsamen Spaziergang mit den Hunden durch den Wald vor.
    „Es ist eiskalt“, entgegnete Sophie.
    „Zieh eine lange Unterhose an.“
    Sie trafen sich auf dem verschneiten Pfad, der sich durch den die alte Meierei umgebenden Wald schlängelte. Als Noah sie erblickte, grinste er von einem Ohr zum anderen. Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und packte sie, um sie zu küssen. Wann hatte sie sich je so begehrt gefühlt? So wichtig?
    „Wie war dein Tag?“, fragte er.
    Oder wann war sie je nach ihrem Tag gefragt worden?
    Er nahm ihr Opals Leine aus der Hand, dann gingen sie nebeneinander her. „Mal sehen. Ich habe einen Kaufvertrag für eine Immobilie überprüft, einige Briefe im Juristenjargon verfasst, einen Antrag beim Kammergericht eingereicht und mich mit einem Klienten getroffen. Als Atticus Finch kann man mich also nicht gerade bezeichnen.“ Der smarte Anwalt aus dem Film „Wer die Nachtigall stört“ war früher ihr Idol gewesen.
    „Stimmt. Du trägst Lippenstift und kleidest dich besser.“
    Ihr heutiger Klient war Bo Crutcher gewesen, was sie Noah natürlich nicht verraten würde. Es war allgemein bekannt, dass Bo – dessen richtiger Name eigentlich Bojangles lautete – dem Bier recht zugetan war und unter Alkoholeinfluss dazu neigte, Versprechungen zu machen, die er niemals vorhatte einzuhalten. Aktuell wollte er gegen die Behauptung einer jungen Frau aus der Gegend vorgehen, er wäre der Vater ihres Babys.
    Doch jetzt hatte sie Feierabend. Und das war etwas, das sie in Avalon langsam zu genießen lernte: Wenn der Arbeitstag vorbei war, begleiteten ihre Sorgen sie nicht mehr mit nach Hause, sondern blieben schön brav in der Kanzlei.
    Der Pfad schlängelte sich durch den tiefen Wald hinter Noahs Farm. Noah zeigte ihr die Lieblingsplätze seiner Kindheit – einen Hickorybaum, in den er einst ein Baumhaus gebaut hatte, eine kleine Gruppe Ahornbäume, von denen er den Saft für seinen Ahornsirup zapfte, womit er als Jugendlicher den begehrten 4-H-Club-Preis gewonnen hatte. Da war der Stein, an dem er sich einmal beim Rodeln den Kopf aufgeschlagen hatte, der Bach, in dem er im Frühjahr Froschlaich gesammelt und zugesehen hatte, wie daraus Kaulquappen wurden. Es war leicht, sich ihn hier vorzustellen, einen Junge, der sich in seiner Welt ganz zu Hause fühlte. Kein Wunder, dass aus ihm ein so ausgeglichener Erwachsener geworden war.
    „Was bedeutet dieser Blick?“, fragte Noah. „Hab ich etwas Falsches gesagt?“
    „Um Gottes willen, nein. Mir ist nur gerade aufgefallen, dass ich, seitdem wir uns kennen, immer nur nehme und nehme und gar nichts gebe.“
    Er lachte. „Das würde ich so nicht sagen.“
    „Ich schon. Ich war so darauf konzentriert, mein Leben umzugestalten, dass ich dich nie gefragt habe, was du eigentlich willst. Wovon träumst du,

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