Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
Noah?“
    Er überlegte einen Moment. „Von einem Leben, das mich glücklich macht. Das einen Sinn hat.“
    „Das ist zu einfach.“
    „Vielleicht.“ Er winkte ab und deutete auf eine Senke im Schnee. „Pass auf, wo du hintrittst. Wir überqueren jetzt einen Bach.“
    „Was? Wo denn?“
    „Du bist gerade drübergelaufen. Wenn wir ganz still sind, können wir ihn hören.“
    Sie blieb stehen und lauschte. Tatsächlich, ganz leise drang das Plätschern von Wasser an ihre Ohren, das unsichtbar unter der Schneedecke dahinfloss.
    „Es beginnt gerade zu tauen“, erklärte Noah.
    „Und ich fange an zu frieren. Lass uns zurückgehen.“ Sie schaute sich im Wald um und lächelte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sich das hier von dem unterscheidet, was ich sonst nach Feierabend gemacht habe.“
    „Ach ja?“
    „Zuerst einmal bin ich selten vor Einbruch der Dämmerung nach Hause gekommen. Auf dem Weg zu meiner Wohnung bin ich normalerweise an einem Feinkostladen vorbeigegangen und habe mir einen Rollmops gekauft.“
    „Was ist denn ein Rollmops?“
    „Mein übliches Abendessen – ein um ein Stück Gewürzgurke gewickelter, eingelegter Hering, der üblicherweise mit ein paar Zwiebelringen auf einem Brötchen serviert wird.“
    Er verzog das Gesicht.
    „Hey, nicht so voreilig. Ich fand’s praktisch, weil ich das beim Arbeiten zu Hause nebenbei essen konnte.“
    „Warte mal, du bist von der Arbeit nach Hause gegangen, um dort weiterzuarbeiten?“
    Sie versuchte, bei der Erinnerung an ihr einsames Leben nicht zusammenzuzucken. „Das hat mir die Zeit vertrieben.“
    „Und was hast du in deiner Freizeit gemacht?“
    „Freizeit?“
    „Du weißt schon, weggehen, Freunde treffen.“
    „Tariq – mein Freund und Kollege – ging gerne in Clubs. Ab und zu habe ich ihn begleitet. Aber nur sehr selten.“ Sie lachte. „Hast du jemals etwas von einem Kaffeekränzchen gehört?“
    „Nein. Ist das was Holländisches?“
    „Na ja, die Holländer lieben es, einen
buitenlander
– einen Ausländer – dazu einzuladen. Aber ehrlich gesagt, es ist ungefähr so aufregend, wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Man sitzt beisammen, trinkt lauwarmen Kaffee oder Tee und isst trockenen Kuchen, lernt alle Tanten und Cousinen, Omas und Opas und die Kinder kennen und bestätigt sich gegenseitig die ganze Zeit, wie
gezellig
man es doch hat.“
    „Das klingt ja furchtbar. Ich glaube, da würde ich sogar lieber einen Rollmops essen.“
    „Mein Reden.“
    „Aber heute mache ich uns zum Abendessen Spaghetti.“
    „Ist das eine Einladung?“, fragte Sophie.
    „Oh ja. Also beweg deinen
gezelligen
Hintern.“
    Als sie am Haus ankamen, tat Noah nicht einmal so, als wollte er Abendessen machen, sondern zog Sophie stattdessen lieber ins Bett. Sophie wehrte sich nicht – im Gegenteil. Ihre Gefühle hatten schon lange die Oberhand über ihre angeborene Vorsicht gewonnen. Noah war wie das Wasser unter dem Schnee, eine geheime Quelle, die etwas in ihr freilegte. Wie die Teenager machten sie erst im Bett herum, bevor sie in der altmodischen Badewanne landeten.
    „Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie verrückt ich nach dir bin?“, fragte Noah eine ganze Weile später.
    Sophie war gerade dabei, sich im Halbdunkel seines Schlafzimmers anzuziehen. „Nein“, sagte sie. „Verrätst du es mir?“
    Er packte sie am Pullover, den sie gerade angezogen hatte. „Verrückt genug, um noch mal von vorne anzufangen“, erwiderte er heiser, während er den Kaschmirpullover an ihrer nackten Haut hochschob.
    Es fehlte nicht viel, und sie wäre auf sein Angebot eingegangen. „Findest du es eigentlich seltsam, es im gleichen Haus zu tun, in dem deine Eltern …“
    Er unterbrach sie mit einem Kuss. „Diese Gedanken habe ich gar nicht. Aber mir gefällt die Vorstellung, dass die Liebe in diesem Haus wohnt.“ Er lachte, als er ihren erstaunten Gesichtsausdruck sah. „Und ja, ich habe es gesagt. Ich habe tatsächlich das L-Wort ausgesprochen.“
    Liebe.
    Verwirrt zog Sophie sich den Pullover herunter. „So ein Wort sollte man nicht leichtfertig benutzen.“
    „Wer sagt denn, dass ich leichtfertig bin? Ich liebe dich. So einfach ist das.“
    „Das kannst du doch gar nicht wissen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Ich weiß, was ich weiß. Du versuchst immer noch, dir einzureden, dass uns bloß eine Affäre verbindet, aber da liegst du falsch. Wir sind beide erfahren genug, um zu wissen, dass es mehr ist. Und ja, es ist neu

Weitere Kostenlose Bücher