Was der Winter verschwieg (German Edition)
und unerwartet und kommt plötzlich und all das. Doch das bedeutet nicht, dass es nicht real ist. Was wir haben, entwickelt sich zu mehr. Vertrau mir.“
„Das ist noch … zu früh.“ Sie war so überrascht, dass sie nicht wusste, was sie sonst hätte sagen sollen.
„Es passiert genau jetzt. Und genau jetzt, Sophie Bellamy, exakt in dieser Minute, bin ich völlig verknallt in dich.“
Das war nicht das, was sie hören wollte. Und als Anwältin kam sie nicht umhin, zu bemerken, dass es sich um eine sehr vage Aussage handelte, mit der er sich auf nichts festlegte.
Genau jetzt … in dieser Minute.
Er lachte erneut. „Du verleihst dem Ausdruck
zu viel nachdenken
eine ganz neue Bedeutung.“
„Woher willst du wissen, dass ich gerade darüber nachdenke?“
„Ich kann es quasi in deinem Kopf rattern hören. Aber mach dir keine Sorgen, dagegen habe ich ein Mittel.“ Er ließ seine Hand unter ihren Pullover gleiten. Sie kannte seine zärtlichen – und inzwischen vertrauten – Berührungen, und doch hatte sie das Gefühl, dass er jedes Mal aufs Neue überrascht war, wie sehr es ihn antörnte, sie zu berühren.
Dieses Mal leistete sie keinen Widerstand, und die nächste Stunde lang dachte sie an gar nichts. Mehr noch, sie musste die Unterhaltung nicht fortführen, die er durch dieses eine kleine Wort angestoßen hatte. Seine zärtlichen Berührungen ließen ungekannte Gefühle in ihr aufsteigen. Bevor sie Noah kennengelernt hatte, hatte sie nicht gewusst, was in ihrem Leben fehlte. Doch jetzt verstand sie es. Es lag eine besondere Kraft und Anmut darin, jemanden in den Armen zu halten und gehalten zu werden, ein Gefühl der Stärke, der Verletzlichkeit und Sicherheit. Genau so fühlte sich Sophie in diesem Moment, zusammen mit Noah.
In Den Haag hatte sie Freunde und Kollegen gehabt, aber keiner von ihnen hätte diese überwältigenden Gefühle in ihr auslösen können, die Noah in ihr weckte. Ihr kaum stattfindendes Liebesleben war nie ein großes Thema für sie gewesen, außer insofern, dass sie glaubte, dafür keine Zeit zu haben. Sie hatte nicht jeden Morgen aufwachen und denken wollen, ich brauche jemanden, der mich in den Arm nimmt.
Doch jetzt, in Noahs Armen, wusste sie, dass ein Teil von ihr diese Verbindung so dringend brauchte wie die Luft zum Atmen. Er hatte die Fähigkeit, in ihr Herz zu schauen, und zum ersten Mal seit Langem – länger, als sie sich erinnern konnte – fühlte sie sich nicht mehr so allein. Sie wusste endlich, wie sich Liebe anfühlte, echte, romantische Liebe, und dass ihre Kraft verheerend war. Es machte Sophie Angst, dass sie Noah so sehr brauchte. Sie sollte es in ihrem Leben doch allein schaffen, oder?
„Genug“, murmelte sie und zwang sich, aus dem wohligen Halbschlaf aufzuwachen, in dem sie nach dem erfüllenden Liebesspiel versunken war. „Du hast mir ein Abendessen versprochen.“
„Vielleicht war das nur ein cleverer Schachzug, um dich ins Bett zu kriegen.“ Er grinste und setzte sich auf. Die Decke rutschte herunter und enthüllte einen Oberkörper, bei dessen Anblick Sophie ihren Entschluss aufzustehen, noch einmal kurz überdachte. Es sollte ein Gesetz geben, dachte sie, das alle Männer zwingt, das Training für den Ironman-Triathlon zu absolvieren.
Unter größter Willensanstrengung gelang es ihr, aufzustehen und sich schnell anzuziehen. Sie band ihre Haare zum Zopf und legte etwas Lippenstift auf. Dann schaute sie sich kurz im Spiegel an.
„Was ist das schon wieder für ein Blick?“, fragte Noah.
„Mit Daisy shoppen zu gehen hat Spaß gebracht, aber ich bin mir noch nicht so sicher, was ich von meiner neuen Garderobe aus Jeans und knappen Pullovern halten soll.“
„Was ist an knappen Pullovern denn nicht in Ordnung? Mir gefällt knapp.“
„An einer Frau meines Alters wirken sie lächerlich.“
„Du siehst heiß aus. Deine Tochter hat einen guten Geschmack. Ich hoffe, sie hat auch was Schickes für dich ausgesucht.“
„Warum sollte sie?“
„Weil am Samstagabend eine Tanzveranstaltung stattfindet. Die ganze Stadt geht hin.“
Sophie musterte sich mit kritischem Blick im Spiegel. „Das klingt … nach Spaß.“
„Vertrau mir, es hat keinerlei Ähnlichkeit mit einem holländischen Kaffeekränzchen.“
„Ach Noah. Es ist einfach kein guter Zeitpunkt für mich …“ Sie brach ab und atmete tief durch. „Noah, ich will nicht, dass meine Kinder es erfahren. Also das mit uns.“ Da, endlich war es raus. Sie vermied es, ihn
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