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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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nehmen würde. Die Wilsons hatten ihr angeboten, so lange zu bleiben, wie sie wollte, da sie das Haus am See vor dem Unabhängigkeitstag am vierten Juli nur selten nutzten. Sophie hatte jedoch vor, sich schon früher eine langfristigere Unterkunft zu suchen. Sie besaß immer noch die Zulassung als Anwältin im Staat New York. Da ihre Familie hier lebte, hatte sie immer sehr darauf geachtet, die Lizenz zu verlängern. Vielleicht würde sie sich irgendeiner örtlichen Firma als Beraterin anbieten und zwei oder drei Tage die Woche arbeiten.
    Vielleicht war das aber auch zu optimistisch gedacht. Die Bewohner Avalons dazu zu bringen, ihr Vertrauen in die Exfrau von Greg Bellamy zu setzen, war vielleicht zu viel verlangt. Trotzdem, sie war fest entschlossen, ihr neues Leben anzugehen. Das bedeutete Fahrdienste, Sportveranstaltungen besuchen, Arzttermine vereinbaren, an Elternabenden teilnehmen. Und es bedeutete auch, Geburtstagspartys auszurichten, über Max’ Furzwitze zu lachen, sich Daisys Hoffnungen und Ängste anzuhören. Es stand in starkem Kontrast zu ihrem vorherigen Leben. Und doch war der Einsatz jetzt auf gewisse Weise noch höher.
    Sophie musste ihrem Exmann zugutehalten, dass er ihr zuhörte, ohne sie zu unterbrechen, und einen neutralen Gesichtsausdruck beibehielt. Als sie zu Ende gesprochen hatte, stand er auf und ging zu einem Tisch in der Ecke. Er kam mit einem Kalender wieder, der mit einer ihr unbekannten Handschrift beschrieben war. Ninas Schrift, erkannte sie.
    „Das ist Max’ Terminplan“, erklärte Greg. Irgendwo im Haus klingelte ein Telefon. „Du kannst ihn dir gerne anschauen, während ich den Anruf annehme.“
    Sophie war es gewohnt, Mitarbeiter zu haben, die sich um Terminpläne und so etwas kümmerten. Jetzt war sie auf sich allein gestellt. Das war alles so neu für sie, und die Verantwortung machte sie ein wenig nervös. Jetzt konnte sie es sich nicht mehr leisten, etwas zu vergessen.
    Entschlossen nahm sie ihren PDA heraus und schaute auf das Display. Sie musste sich durch Konferenzen, Briefings, Anhörungen und Gerichtstermine, an denen sie jetzt nicht mehr teilnehmen würde, scrollen und verspürte einen Anflug von Bedauern.
    Hör auf, ständig Vergleiche anzustellen, rief sie sich zur Ordnung. Man konnte das Eishockeytraining des Sohnes nicht mit einem Treffen mit dem Präsidenten des Internationalen Strafgerichtshofs vergleichen. Das waren zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Zwei, die sich gegenseitig ausschlossen.
    Der Kalender bot ihr auch einen kleinen Einblick in eine gut funktionierende Familie. In Max’ Leben war ganz schön viel los. Eishockeytraining, an den Wochenenden Snowboarden, ein Termin beim Kieferorthopäden.
    „Kieferorthopäde?“, murmelte sie halb laut vor sich hin.
    „Er hat gerade bei Dr. Rencher angefangen“, sagte Greg, der in diesem Moment in den Salon zurückkehrte.
    Ihr Sohn ging zum Kieferorthopäden, und sie wusste es nicht einmal. „Bekommt er eine Spange?“
    „Soph, die hat er bereits.“
    „Das hat er mir gar nicht erzählt. Und du auch nicht. Wie kann es sein, dass mein Kind eine Zahnspange bekommt und ich nichts davon weiß?“
    Greg musste den Schmerz in ihrer Stimme gehört haben, denn sein Gesichtsausdruck war ganz weich, als er sagte: „Das ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass es für Max keine große Sache ist, und genau das wollen wir. Er hat sie erst seit ein paar Wochen, und es scheint ihm nichts auszumachen. Du kannst ihn nächsten Monat zu seinem Termin begleiten und dir anhören, was Dr. Rencher zu sagen hat.“
    Sie nickte und trug den Termin in ihren PDA ein. Zusätzlich zu dem Termin beim Kieferorthopäden hatte Max einige Geburtstagseinladungen, ein wöchentliches Spiel gegen ein anderes Team, einen Ausflug in die Baseball Hall of Fame in Copperstone und einen Besuch mit den Pfadfindern in West Point.
    „Schlagzeugunterricht?“, fragte sie, als ihr Blick auf den Mittwochnachmittag fiel.
    „Er hat mit dem Klavierspielen aufgehört.“
    „Und das hast du zugelassen?“ Sie spürte, wie sie anfing, mit Greg zu streiten.
    „Es ist seine Entscheidung, Sophie.“
    „Er ist erst zwölf und versteht noch nicht, dass er Klavierspielen lernen muss.“
    Vor Jahren hatte sie gelesen, eine musikalische Ausbildung wäre für die intellektuelle Entwicklung eines Kindes unverzichtbar. Daraufhin hatte sie sowohl Max als auch Daisy zu Klavierstunden angemeldet. Besonders Max war sehr gut gewesen und hatte auf Wettbewerben mehrere

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