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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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das mit einer erlesenen Mischung aus Antiquitäten und modernen Stücken eingerichtet war.
    Der Salon war auf eine Art zwanglos und gemütlich, wie es keines der Zimmer in ihrem gemeinsamen Zuhause je gewesen war. Es herrschte eine angenehme, lebendige Atmosphäre, und trotz ihrer Differenzen mit Greg war Sophie froh, dass Max hier wohnen konnte. Auf einem Tischchen an der Wand standen mehrere gerahmte Fotos von Max und Daisy aus den letzten Jahren. Außerdem gab es Fotos von Sonnet Romano, Ninas Tochter, die inzwischen auf die American University ging.
    Einfach so hatte Greg ein weiteres Kind dazubekommen. Auch wenn Sonnet nicht hier war, war sie doch ein fester Bestandteil in Max’ und Daisys Leben. Bisher waren die drei gut miteinander zurechtgekommen – das zumindest war Sophies Eindruck. Und als sie hier so saß, merkte sie mit einem Mal, wie wenig sie wirklich über das Leben ihrer Kinder wusste.
    Sie erkannte ein paar Bilder aus dem letzten Sommer, als Gregs Nichte Olivia Bellamy geheiratet hatte. Es hatte eine große Feier im Camp Kioga gegeben, einem rustikalen Sommercamp am nördlichen Ende des Willow Lakes.
    Es gab auch eine Collage aus brandneuen Bildern. Sophie konnte nicht anders, sie war fasziniert. Die Fotos zeigten Gregs Hochzeit, die am Dreikönigstag stattgefunden hatte. Jetzt hatte Sophie zwei Gründe, wieso sie diesen Tag vergessen wollte.
    Ein unerwarteter Schmerz durchzuckte sie. Ja, vom Kopf her war ihr klar gewesen, dass Greg sich in Nina Romano verliebt hatte, eine junge, alleinerziehende Mutter mit einer erwachsenen Tochter. Und ja, Sophie wusste auch, dass er in einer kleinen Strandzeremonie auf St. Croix geheiratet hatte.
    Sie dachte, sie hätte diese Informationen verarbeitet und den Schmerz überwunden. Hatte gedacht, mit der Wendung der Ereignisse einverstanden zu sein. Doch als sie jetzt die lachenden Gesichter ihrer Kinder sah, ihren Exmann, ihre Exschwiegereltern, deren Nachnamen sie immer noch trug, erkannte sie, dass sie nicht damit klarkam. Sie war am Boden zerstört. Es war nicht so, dass sie sich wünschte, immer noch mit Greg verheiratet zu sein. Himmel, nein. Es war nicht einmal so, dass sie ihm sein Glück missgönnte. Was ihr das Herz zerriss, war das Wissen, dass die Bellamys einst auch bei ihrer Hochzeit anwesend gewesen waren. Sie fühlte sich vollkommen überflüssig, riss sich jedoch zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatte ihre Entscheidung bereits vor Jahren getroffen und wusste damit zu leben.
    Jetzt konzentrierte sie sich auf eine Aufnahme der Bellamys und Romanos, die sie noch nicht kannte. Alle sahen so glücklich aus; lachend und sorglos standen sie im hellen Sand vor dem tiefblauen Meer der Karibik.
    Nina war ein Kleinstadtmädchen, geboren und aufgewachsen in Avalon. Eine Zeit lang war sie hier sogar mal Bürgermeisterin gewesen. Sophie hingegen war in zwei großen, pulsierenden Städten aufgewachsen – Seattle und Vancouver in British Columbia. Nina hatte eine riesige Familie, deren Mitgliederzahl sich im hohen zweistelligen Bereich bewegte, während Sophie ein Einzelkind war, dem die Erwartungen der Eltern schwer auf den Schultern lasteten. Nina war dunkelhaarig und lebhaft, klein und kurvig und neigte dazu, ihren Gefühlen auf typisch italienisch-amerikanische Art Ausdruck zu verleihen. Sophie war hellhäutig, groß und schlank und emotional so zurückhaltend, dass es sogar ihre Therapeuten frustrierte. Nina war locker und fühlte sich ganz offensichtlich wohl in ihrer Haut; sie hatte sogar in Flipflops geheiratet. Sophie hatte in ihrem ganzen Leben noch keine Flipflops getragen. Diese Fotos zu sehen, war der lebende Beweis, dass sie für Greg auf alle nur erdenklichen Arten die Falsche gewesen war.
    Sie hörte seine Schritte und drehte den Fotos den Rücken zu. „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit. Tut mir leid, das hätte ich schon früher sagen sollen.“
    „Danke.“ Er wirkte ein wenig befangen. Wie Sophie hatte er augenscheinlich keine Ahnung, was die Etikette für einen solchen Fall vorsah.
    Sophie musterte ihn und bemerkte zum ersten Mal, dass er von seiner Hochzeitreise in die Karibik immer noch leicht gebräunt war. Das stand ihm gut; es betonte sein jungenhaftes Aussehen. Sie ließ den Blick zu seinen Händen gleiten. Es war seltsam, aber wenn man einen Mann wirklich intim kannte, kannte man auch jedes Detail seiner Hände – ihre Form und Beschaffenheit, die Nägel und die Linien auf der Handfläche. Sie konnte sich nicht

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