Was der Winter verschwieg (German Edition)
sagen.“
„Ich meine es ernst, Noah. Ich habe viel, wofür ich mich verantworten muss. Die Scheidung … ich habe sie wirklich nicht gut gehandhabt. Kinder sollten nach der Scheidung bei ihrer Mutter leben, oder?“
„Es gibt in diesen Fällen kein ‚sollte‘. Jede Familie ist anders. Ich bin sicher, du hast das getan, was unter den gegebenen Umständen das Beste war.“
„Das ist interessant, denn ich bin mir dessen gar nicht so sicher.“
„Wie geht es deinem Knie heute?“, wechselte er schnell das Thema. „Ich hoffe, du hast es gestern Abend nicht überanstrengt?“
Sie brauchte einen Moment, bis ihr aufging, dass er sich auf das Reiten bezog, nicht auf den Sex. Okay, dachte sie. Er wollte nicht über ihre Kinder sprechen. Natürlich nicht. Sie konnte ihm deswegen nicht mal einen Vorwurf machen.
„Meinem Knie geht es gut. Ich habe einen Termin beim Arzt in der Stadt gemacht.“ Dr. Cheryl Petrowski hatte sie im Telefonbuch gefunden und allein aufgrund des Namens angerufen. Normalerweise würde Sophie genaueste Recherchen anstellen, bevor sie ihre Gesundheit einem Arzt anvertraute, aber da sie hier ganz neu war, musste sie einfach auf ihr Bauchgefühl vertrauen.
Noah liebkoste erneut ihren Hals. „Also haben wir den ganzen Morgen …“
Es bedurfte nicht mehr viel, und sie würde erneut seinen Zärtlichkeiten erliegen. „Du machst mich noch zu einem ausgewachsenen Luder“, schalt sie ihn.
„Das kommt davon, wenn man eingeschneit ist.“
Stöhnend löste sie sich von ihm. „Ich muss mich langsam auf den Weg machen. Die Straßen sind wieder frei, da will ich heute endlich meine Kinder sehen. Und ich muss meinen Mietwagen abgeben und mir einen anderen besorgen. Ich dachte an einen Minivan.“ Wenn sie sich wie eine Mutter benehmen wollte, könnte sie genauso gut gleich ein Auto fahren, das sie wie eine Mutter aussehen ließ.
„Denk an Winterreifen und Allradantrieb.“
„Mach ich.“ Und mit einem Mal fühlte ihr Plan sich seltsam real an. Ihre Nerven schienen vor Nervosität zu vibrieren. Es wird funktionieren, versprach sie sich. Allerdings galt es, ein paar Hindernisse zu überwinden, so wie etwa die Skepsis ihrer Kinder, ob sie wirklich für immer hierbliebe. Oder die Tatsache, dass sie das noch gar nicht ihrem Exmann mitgeteilt hatte.
13. KAPITEL
D u willst
was
?“ Greg Bellamy nahm Sophie den Mantel ab und runzelte die Stirn. „Komm schon, Soph. Ich bin da nicht ganz mitgekommen. Fang noch mal von vorne an.“
Sophie versuchte, sich nicht in die Defensive drängen zu lassen, als sie ihren Exmann im Flur seines Hauses musterte. Ein Haus, in dem sie eine Fremde war. Greg hatte allen Grund, ihre Motive und Handlungen anzuzweifeln. Immerhin hatte sie als Mutter und Ehefrau auf ganzer Linie versagt. Verständlich, dass er ihre Entscheidung nun infrage stellte.
„Können wir uns setzen?“, fragte sie ruhig. „Ich werde versuchen, es dir zu erklären.“ Sie glaubte zwar nicht, dass ihr vernünftige Argumente für ihren Wunsch, nach Avalon zu ziehen, einfallen würden, aber sie wollte es wenigstens versuchen.
Er zeigte auf den altmodischen Salon. „Ich hänge nur eben deinen Mantel auf. Geh schon mal rein.“
Er sagte nicht „Fühl dich wie zu Hause“, aber das hatte sie natürlich auch nicht erwartet. Und auch nicht gewollt. Es hatte einen Grund, warum sie und Greg nicht mehr zusammen waren. Viele Gründe, um genau zu sein. Während ihrer Ehe waren sie so damit beschäftigt gewesen, sich um ihre Jobs zu kümmern, dass sie darüber vergessen hatten, sich umeinander zu kümmern. Das hatte dazu geführt, dass sie sich immer mehr auseinandergelebt hatten.
Sophie setzte sich in einen Sessel im Queen-Anne-Stil und betrachtete fasziniert die Umgebung. Greg hatte sich neu erfunden und sein Leben von Grund auf neu aufgebaut. Jeder Gegenstand in dem Zimmer war Sophie unbekannt – von den Polsterstühlen bis zu der Schale mit den Jelly Bellies auf dem Couchtisch.
Als Greg damals beschlossen hatte, hierherzuziehen, hatte sie ihn für verrückt gehalten. Er hatte sein Architekturbüro in Manhattan verkauft und sich ein neues Zuhause in der Stadt gesucht, in der er die Sommer seiner Kindheit verbracht hatte. Und nicht irgendein Zuhause, sondern das Inn am Willow Lake, ein historisches, idyllisch am See gelegenes Hotel. Vor Kurzem hatte er dann eine Frau geheiratet, die das totale Gegenteil von Sophie war. Greg und Nina wohnten in einem großen, wunderschönen Holzhaus auf dem Anwesen,
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