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Was Die Liebe Naehrt

Was Die Liebe Naehrt

Titel: Was Die Liebe Naehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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aufzubauen. Von ihrer Firma aus sind sie
     in der ganzen Welt unterwegs. So bleibt kein freier Raum, miteinander etwas zu erleben. Ein Mann war mit einer Frau verheiratet. Beide hatten
     verantwortliche Posten in ihren Firmen. Sie flogen um den gesamten Erdball, hatten aber kaum Zeit für ihre Ehe. Sie riefen sich gegenseitig aus Hongkong
     und São Paolo an. Aber wenn die Beziehung sich auf das Telefonieren beschränkt, muss sie irgendwann scheitern. Und vor allem sahen beide keine
     Möglichkeit, eine Familie mit Kindern aufzubauen. So ging die Beziehung auseinander. Der Tempodruck der Welt, mit dem wir alle leben, führt bei vielen
     dazu, dass sie nicht mehr die Geduld für das Wachsen einer Partnerbeziehung aufbringen. Auch die Enttäuschung wird so bei vielen beschleunigt – viele
     trennen sich schon nach immer kürzerer Zeit.
Verlust der Intimität
    Auch unsere Mediengesellschaft schafft ein Klima, das problematisch ist. Die mediale Schamlosigkeit schafft keinen Raum, in dem
     Beziehungen gedeihen können. Das meint nicht nur die Sexualisierung der Werbung, die uns in der Öffentlichkeit überall begegnet, oder die offene
     Darstellung von Pornographie, die im Internet schon Jugendlichen zugänglich ist und vielen als »Normalität« erscheint. Auch eine Öffentlichkeit, die sich
     über die Interna der Beziehung von bekannten Menschen in Massenmedien schier grenzenlos verbreitet, wirkt sich schädlich auf das Beziehungsklima aus. Eine
     Beziehung, die ständig der Öffentlichkeit ausgesetzt ist, kann nicht gelingen. Wenn jeder Streit sofort zum Tagesgespräch der Klatschpresse wird, können
     keine Prozesse des Sich-Verständigens entstehen. Grundsätzlich gilt: Beziehung braucht den Schutz der Intimität. Wenn diese Intimität verloren geht und
     alles ausgebreitet wird, ist dies Gift für eine echte Beziehung.
Die Sachlichkeitsfalle
    In der Öffentlichkeit, im wirtschaftlichen und politischen Leben sind Rationalität und Sachlichkeit die vorherrschend geforderten
     Haltungen. Das strahlt auch ins Persönliche aus. Beide Haltungen fördern die Beziehungslosigkeit. Denn wer nur im Kopf ist, der braucht keine Beziehung
     einzugehen. Wir kennen alle die Menschen, diein Diskussionen rein rationale Argumente bringen, aber absolut nicht in Beziehung zu den
     Menschen stehen, mit denen sie reden. Sie nehmen sich aus der Beziehung heraus, weil sie unsicher ist. Denn jemand, der sich wirklich auf einen anderen
     einlässt, ist gezwungen, sich mit seinem Herzen zu zeigen. So flüchten solche »sachlichen« Menschen lieber in das rein rationale
     Argumentieren. Sachlichkeit gilt weithin als die moderne Tugend schlechthin. In der Sachlichkeit steckt zwar auch die Bereitschaft, das eigene Ego und die
     eigenen Interessen zu lassen und sich nüchtern und rational auf eine Sache einzulassen. Insofern ist die Sachlichkeit tatsächlich eine positive Haltung
     und eine Tugend. Aber Vorsicht: Wenn in einer Diskussion ständig auf Sachlichkeit und Objektivität gepocht wird, ist dies oft nur der Versuch, den
     Emotionen aus dem Weg zu gehen und die Beziehungsebene zu überspringen. Wenn der Ehemann seine Frau immerzu ermahnt, sie solle doch bitte »sachlich«
     bleiben, nimmt er sie in ihren Emotionen und letztlich in ihrer Person nicht ernst. Er entzieht sich der Beziehung, um sich auf die scheinbar objektive
     Ebene zu beschränken. Beziehungskonflikte sind nie nur sachliche Konflikte. Da wird die Seele des Menschen berührt. Unbewusste seelische Verletzungen und
     nicht erfüllte Bedürfnisse tauchen auf und entfalten ihre Dynamik. Diese seelische Dimension muss also angeschaut und gewürdigt werden, damit Partner
     gemeinsam einen Konflikt lösen können. Wer meint, er könne einen Beziehungskonflikt rein sachlich lösen, der wird neue Konflikte produzieren. Denn das,
     was der andere dann verdrängt, wird sich bei der nächsten Gelegenheit wieder zu Wort melden.
Übertünchte Einsamkeit
    Ich beobachte bei manchen Menschen, dass sie gar nicht fähig sind, ihre Beziehungslosigkeit und Beziehungsunfähigkeit überhaupt
     wahrzunehmen. Sie empfinden sich als kontaktfreudig und gelten als sozial gewandt. Sie gehen auf andere zu. Sie sind offen im Gespräch. Aber ihre joviale
     Leutseligkeit und diese immerwährende Kontaktbereitschaft sind oft nur ein Zudecken einer tiefer liegenden Beziehungslosigkeit. Man ist zwar zu allen
     freundlich, aber mit seiner Freundlichkeit hält man sich die Menschen auch vom Leib. Man lässt

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