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Was die Seele essen will

Was die Seele essen will

Titel: Was die Seele essen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Ross
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Als sie später den Raum verließ, um die Hotellobby zu erkunden, aß sie ein paar Süßigkeiten und war sofort wieder hyperaktiv. Eine weitere 25-mg-Tablette 5-HTP brachte das Mädchen wieder auf Kurs, wo sie auch bis zum Ende des Workshops blieb, friedlich und aufmerksam neben ihrer Großmutter. Obwohl Fawn schon seit Jahren jede Nacht stundenlang wach lag, verschwand ihre Schlaflosigkeit nach einer weiteren Dosis 5-HTP in dieser Nacht und belastete sie seitdem nur noch selten.
    Bei Kindern wird ADHS durch Schlafstörungen exponentiell verschlimmert. Jede Stunde, die dem Neun-Stunden-Schlaf eines Kindes fehlt, erhöht das Ausmaß der Symptome von ADHS um 34 Prozent! Schlaflosigkeit ist eines der am meistverbreiteten Symptome von Serotoninmangel und der Grund, warum es so schwierig ist, manche Kinder (und auch Erwachsene!) zum Einschlafen zu bringen, trotz sinnvoller Rituale zur Schlafenszeit.
    Fawn musste ihr 5-HTP nur für ein paar Monate einnehmen. Teilweise auch, weil sich ihre Ernährung so ernorm verbessert hatte. Sie war in Bezug auf Essen krankhaft wählerisch, bis das 5-HTP ihr ermöglichte, weniger unnachgiebig gegenüber der Essenswahl zu sein, sodass sie serotoninfördernde, eiweißreiche Nahrung vertragen und sogar ge­­nießen konnte. Letztendlich wurde sie auch in der Schule besser und [56] war weniger streng mit sich selbst, weil sie für einen so langen Zeitraum so eingeschränkt war. (Mit geringem Selbstwertgefühl als einem weiteren Symptom von Serotoninmangel.)
     
    Malcomb war neun Jahre alt, als seine Mutter ihn in unsere Klinik brachte. Während wir uns unterhielten, lief er ständig im Büro herum. Er war ein intelligenter Junge und ein guter Schüler, konnte sich aber im Unterricht nicht ruhig verhalten, weder körperlich noch verbal. Seine Schule tolerierte dies, bis sein ADHS dann auch noch mit dem Tourette-Syndrom einherging: ungewollte Tics im Gesicht sowie Obs­zönitäten. (Dies ist nicht ungewöhnlich, da sowohl Hyperaktivität als auch Tourette eng mit Serotoninmangel verbunden sind.)
    Mit einer Kombination aus Nährstoffen waren wir in der Lage, ihn zu beruhigen: Eine Johanniskraut-Tinktur (in süßem Glycerin), dreimal täglich eine 100-mg-Tablette GABA mit Pfefferminzgeschmack, sublingual verabreicht (er konnte weder Tabletten schlucken, einschließlich 5-HTP und Tryptophan, noch konnte er jegliche unangenehmen Geschmäcker ertragen), ein Multi-Vitamin/Mineralstoff-Präparat für Kinder, außerdem einige winzige Omega-3-Fischöl-Kapseln.
    Malcomb verzichtete auch auf Zucker, Milchprodukte und glutenhaltige Getreidesorten. Nach drei Wochen sagte sein ehemals skeptischer Vater, dass er häufig vergisst, dass er jemals einen Sohn mit ADHS hatte! Das letzte Mal sah ich Malcomb, als er 13 Jahre alt war. Er war immer noch stabil und hielt an seiner speziellen Ernährung fest, wo­bei er nur noch selten Nahrungsergänzungsmittel benötigte. Er sagte, dass die anderen Kinder ihn deshalb seltsam fanden, aber das war es wert, da er wieder in die Hyperaktivität und das Tourette-Syndrom zurückfiel, sobald er sich nicht an seine Ernährung hielt. Bei einer sorgfältig durchgeführten Studie, veröffentlicht in den Annals of Allergy von 1994, lösten Lebensmittelunverträglichkeiten tatsächlich bei 74 Prozent der Kinder­ ADHS aus. Eine britische Studie mit ähnlichen Ergebnissen veranlasste 2007 die konservative American Academy of Pediatrics immerhin zu folgender Aussage: »Eine Ernährung ohne Farb- und Konservierungsstoffe ist eine angemessene Intervention.« Lesen Sie dazu das Kapitel 7 – »Fort mit der Schlechte-Laune-Nahrung«.
    [57] Es ist schwierig, Hyperaktivität nicht mit ADS zu verwechseln. Unsere Klinik hat jedoch festgestellt, dass es sich um zwei verschiedene, durch Mangel an Neurotransmittern verursachte Zustände handelt, die unterschiedliche Lösungen bezüglich der Ernährung erfordern. 5-HTP und Tryptophan, die so oft die Hyperaktivität verschwinden lassen, machen Menschen mit ADS benommen. Die stimulierenden Nährstoffe hingegen (in Kapitel 4 beschrieben), die bei ADS so hilfreich sind, verschlimmern häufig die Hyperaktivität.
    Für diejenigen, die beide beschriebenen Neurotransmitter-Mängel haben, steht eine Ausbalancierung der Aminosäuren an: Fangen Sie mit dem Problem an, das am schlimmsten ist, und nehmen Sie schrittweise die ausgleichenden Aminosäuren ein, je nach Bedarf und Verträglichkeit. Der Stimmungstyp-Fragebogen ist eine gute Orientierungshilfe in

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