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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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die Feinde nur noch mehr auf. Sie sollen wissen, daß ich jemand bin, mit dem man vernünftig reden kann. Und mein Argument wird sein, daß sie dem Fuchs etwas für seine Bemühungen im vergangenen Winter schulden, als er den Hirschpark von den Wilddieben befreit hat.«
    »Das könnte eher schaden als nützen«, warnte das Wiesel. »Erinnerst du dich nicht, wie die Wilddiebe Füchse geschossen haben, nur weil sie hofften, daß einer davon unser Fuchs wäre — der ihnen so im Wege war? Der Narbige kann den Fuchs für diese Morde verantwortlich machen. Er hat ihnen damit doch gar keinen Dienst erwiesen.«
    Aber so leicht ließ sich der Dachs nicht von seinem Plan abbringen. »Jedenfalls«, setzte er fort, »verdanken sie ihm die Festnahme der Wilddiebe durch den Wildhüter — und das war gewiß für alle Tiere im Park von Nutzen. Und dann bin ich ja auch schon ziemlich bejahrt. Wenn etwas schiefläuft, dann trage lieber ich die Konsequenzen, als daß ihr sie tragt. Ihr habt Familie oder seid noch jung und...«
    »Lieber Dachs!« rief der Maulwurf. »Laß mich mitkommen. Geh nicht allein! Die Füchse werden sich um mich gar nicht kümmern. Ich zähle ja nicht. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß dir etwas zustößt!«
    Der Dachs mußte über seinen treuen Freund lächeln. »Nein, Maulwurf, alter Junge, das geht nicht. Ich bin sehr gerührt, aber — nun ja, ich würde mir die ganze Zeit deinetwegen Sorgen machen, und das würde mich doch behindern, wirklich, meinst du nicht auch?«
    Darauf wußte der Maulwurf nichts mehr zu sagen.
    »Und nun«, fuhr der Dachs fort, »geht bitte alle nach Hause. Der Fuchs und ich kommen ganz sicher heil zurück — ihr werdet sehen. Friedfertiger, würdest du mir bitte den Weg beschreiben?«
    Als das geschehen war, blickte der tapfere alte Dachs sie alle noch einmal schüchtern lächelnd an und machte sich auf den Weg, bevor sie seinem Plan überhaupt zustimmen konnten. Alle dachten daran, wer nun, da ihre beiden gewählten Anführer sich in solche Gefahr begeben hatten, die Farthing-Wald-Tiere anführen sollte.
     

 
    Der Dachs rechnete so sehr mit der Gerissenheit des Fuchses, daß er auf dem Weg immer zuversichtlicher wurde. Für ihn bestand kein Zweifel, daß der Fuchs seine Gegner, wenn er nur die Chance dazu hatte, überlisten würde. Der Dachs konnte sich einfach nicht vorstellen, daß der scheußliche Narbige es schaffen würde, seinen Clan dazu zu bringen, den Fuchs kaltblütig zu ermorden. Er ging normalerweise hinterlistiger vor — ein überraschender Angriff auf das nichtsahnende Opfer. Er erinnerte sich, wie er und der Waldkauz vor dem Bau des Fuchses die Pläne des Narbigen vereitelt und sich dabei sicherlich dessen ewige Feindschaft zugezogen hatten. Aber Angst hatte er nicht. Wie alle Tiere aus dem Farthing-Wald war der Dachs daran gewöhnt, auf der Hut zu sein — das war in der alten Heimat, wo weitaus größere Gefahren gedroht hatten, lebenswichtig gewesen. Daher überraschte ihn die Szene, die er vorfand.
    Unter einer allein stehenden Kiefer, auf der der Waldkauz und der Turmfalke hockten, saß ein äußerst gelassen wirkender Fuchs. Etwa zwei Meter entfernt ihm gegenüber befanden sich der Narbige und all seine Anhänger. Sie standen bewegungslos. Und in der Mitte zwischen den beiden Gruppen stand niemand anderer als der Alte Hirsch, der Anführer des Hirschrudels, nach dem man das Naturschutzgebiet benannt hatte. Er schien seine Worte an beide Parteien zu richten. Niemand bemerkte die Ankunft des Dachses, also setzte der sich in einiger Entfernung nieder, jedoch nahe genug, daß er hören konnte, was der Alte Hirsch sagte...
    »Ich meine, alle Bewohner des Naturschutzgebietes schulden den Tieren aus dem Farthing-Wald Dank. Im vergangenen Winter stellten die Wilddiebe, die Mitglieder meines Rudels getötet haben, eine Gefahr für alle Tiere dar, nicht nur für uns Hirsche, und wir verdanken es dem Fuchs und seiner Tapferkeit und Schläue, daß der Park schließlich von ihnen befreit wurde.«
    »Aber einige Mitglieder meines Clans wurden getötet«, knurrte der Narbige.
    »Auch wir haben Verluste erlitten«, erinnerte ihn der Alte Hirsch. »Und der Blutzoll wäre noch viel höher gewesen, wenn man diesen Menschen nicht Einhalt geboten hätte.« Der Narbige schwieg. Kein Tier durfte es wagen, dem Alten Hirsch zu widersprechen. Nachdenklich saßen die anderen Füchse da, so als ob sie das Gehörte erst verdauen müßten. Der Dachs lief zu seinen Freunden

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