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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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prahlerisch.
    »Dann erzähle uns, wie«, sagte der Hase. »Darauf warten wir immer noch.«
    »Also, wie ich schon sagte, ich wurde umzingelt. Glücklicherweise war es Nacht, und die Füchse hatten wohl mehr die Jagd im Sinn. Der Narbige befahl seinen Henkersknechten, mich in einen leerstehenden Bau zu bringen, und das taten sie. Ich wurde hineingestoßen, während sich an allen Ausgängen Wachen aufstellten.«
    »Und dann?«
    »Die Wächter mußten Zurückbleiben, während die anderen auf Jagd gingen.«
    »Wie lange sind sie denn weggeblieben?« fragte der Maulwurf. »Du mußt doch schreckliche Angst gehabt haben?«
    »Keine Ahnung. Mir war nur klar, daß ich niemals lebend aus dem Bau herauskommen würde, wenn sie erst alle zurück waren. Ihr Jagdfieber bedeutete für mich Rettung. Ich fing also ein Gespräch mit einer der Wachen an und lockte ihn in den Bau. Er war nicht so groß wie ich, also stürzte ich mich mit gefletschten Zähnen auf ihn. Er wollte ausweichen, da änderte ich meine Richtung und schoß aus dem Ausgang. Einmal draußen, sauste ich an den anderen Wachen vorbei, und dann rannte und rannte ich einfach, ich wußte ja, ich rannte um mein Leben.«
    »Wie kommst du zu dem Kratzer an der Schulter?« wollte der Dachs wissen.
    »Auf dem Rückweg gab es einen Kampf. Als ich, ohne nach rechts und links zu blicken, rannte, so schnell ich nur konnte, lief ich direkt in zwei Füchse hinein, die gerade dabei waren, ihre Beute anzupirschen. Einer von ihnen machte einen halbherzigen Versuch, mich anzuspringen, und erwischte mich an der Schulter. Ich glaube nicht, daß sie mich erkannten. Sie sahen in mir wohl nur einen Rivalen, der ihnen ihre Beute wegnehmen wollte.«
    »Da hast du aber wirklich Glück gehabt«, sagte der Dachs, »daß du heil und gesund zurück bist.«
    »Ich glaube, ich verdanke es mehr meiner Gerissenheit und meinen flinken Füßen«, entgegnete der Kühne.
    Nicht zum ersten Mal bemerkte der Dachs den Ton der Angeberei in den Worten des Kühnen.
    »Mag sein«, gab er zu. »Aber deine Unbesonnenheit, in dieses Gebiet einzudringen, hat das Leben deiner Familie in Gefahr gebracht, und ein bißchen auch unseres.«
    »Mein Vater paßt schon auf, daß niemandem etwas geschieht«, sagte der Kühne.
    »Aber er tappt doch im dunkeln«, warf der Dachs ein. »Er weiß nicht, wo du bist, und solange er das nicht weiß, wird er immer weitersuchen.«
    Jetzt sah der Kühne nicht mehr so selbstsicher und fröhlich drein. »Können wir ihn nicht benachrichtigen?« schlug er vor.
    »Aber wir wissen doch nicht, wo er ist. Der Turmfalke und der Waldkauz haben sich auf die Suche nach ihm gemacht. Und wenn sie ihn finden, dann wissen sie wiederum nichts von dir, oder?«
    »O weh, ich scheine da eine Menge Scherereien verursacht zu haben.«
    »Du mußt lernen, erst zu denken und dann zu handeln«, sagte der Dachs streng. »Das ist die Vorsicht, von der das Wiesel vorhin gesprochen hat.«
    »Ich sehe es ein, Dachs, und möchte mich entschuldigen. Kann ich irgend etwas tun?«
    »Das glaube ich nicht. Und wir anderen können genausowenig tun, ehe wir mehr über die Situation wissen. Wir können nur warten, bis die Vögel zurückkommen.«
    »Ich wette, es hat eine Menge Ärger gegeben, als der Narbige von der Jagd zurückkam und du weg warst«, freute sich der Maulwurf. »Warum sie wohl nicht nach dir gesucht haben?«
    »Das plötzliche Auftauchen der Familie des Kühnen wird sie abgelenkt haben«, überlegte das Wiesel. »Auf jeden Fall können sie sich jetzt denken, daß er heil zurück ist.«
    »Und ich bin an allem schuld«, sagte der Kühne niedergeschlagen. »Ich habe euch in diese Schwierigkeiten gebracht.«
    »Schon gut, schon gut«, beruhigte ihn der Dachs freundlich. »Wenn du nur daraus etwas lernst.«
    Das Eichhörnchen kam den Baumstamm heruntergesaust. »Der Turmfalke kommt!« rief es und sprang mit einem Satz zu Boden. Kaum war es bei ihnen, als auch schon der Turmfalke neben ihnen landete. Als er den Kühnen erblickte, rief er erstaunt: »Du lieber Himmel! Wie kommst du denn hierher?«
    Der Dachs berichtete.
    Böse blickte der Turmfalke den Kühnen an. »Dein Vater steht deinem Feind gegenüber und fordert deine Herausgabe, und ganze Zeit bist du hier in Sicherheit«, kreischte er.
    »Wo ist mein Vater? Gibt es Schwierigkeiten?« fragte der Kühne hastig.
    »So könnte man es wohl nennen«, zischte der Falke. »Wie ist es also — soll ihm das große Glück zuteil werden, von dir gerettet zu

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