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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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sprang er wieder auf und brachte sich in unübertroffenem Tempo in Sicherheit.
    Der Fuchs seufzte erleichtert auf, als der Narbige, sein Feind, sich damit zufriedengab, Wasser aus einer Pfütze zu trinken. Während er trank, blickte er geradeaus und hatte auch schon seinen Gegner erspäht. Mit einem unterdrückten Knurren und einem bösen Blick in ihre Richtung schlich er sich davon.
    »Ich habe selten ein scheußlicheres Tier gesehen«, sagte der Waldkauz. »Wir werden keine Ruhe haben, solange der den Park unsicher macht.«
    »Hm, ich glaube, den werden wir so schnell nicht los«, dachte der Fuchs laut. »Er hat ja gesagt, daß er schon lange vor unserer Ankunft hier lebte. Der Park ist seine Heimat, und er muß es auch bleiben, auch wenn uns das nicht gefällt!«
    »Dann muß er ganz schön betagt sein«, sagte der Waldkauz.
    »Wer weiß das schon? Aber ein zäheres und dreisteres Tier gibt es wohl kaum. Wenn das Alter ihm bereits zusetzte, dann hätte er den vergangenen schrecklichen Winter nicht überlebt.«
    »Du liebe Zeit!« entfuhr es dem Waldkauz. »Ich weiß, ich bin ein Pessimist, aber ich habe das dunkle Gefühl, daß der Typ keine Ruhe gibt, bis er uns wirklich Schaden zugefügt hat.«
    Traurig blickte ihn der Fuchs an. »Kauz, hast du vergessen, daß der Narbige das schon getan hat, jedenfalls mir und der Füchsin?« fragte er ruhig und ohne alle Bitterkeit.
    »Nein, ich...« stammelte der Vogel, der das tatsächlich vergessen hatte. »Ich — ich — das habe ich nicht gemeint... Tut mir leid, Fuchs«, setzte er etwas lahm hinzu.
    »Schon gut«, sagte sein Freund. »Auch wir versuchen, nicht allzuviel daran zu denken.«
    Und immer noch heulte der Wind durch die Baumwipfel. Die nächsten, die den Elementen trotzen wollten, waren das Wiesel und der Dachs, die zu Hause keine Ruhe fanden. Sie gesellten sich zu den beiden anderen und beklagten sich über das Wetter.
    »Ich bin überrascht, daß du etwas davon merkst«, sagte der Waldkauz zum Wiesel. »Du bist doch so leicht und niedrig, also dicht am Boden.«
    »Anscheinend ist dir noch nicht aufgegangen: Je zarter der Körper, desto größer der Schaden«, sagte das Wiesel verdrießlich.
    »Heute scheinen alle schlechte Laune zu haben«, meinte der Fuchs.
    »Bei Sturm hat man eben schlechte Laune«, gab das Wiesel zurück. »Eine frische Brise ist angenehm, das aber...«
    Er unterbrach sich, denn durch das Heulen des Windes war schwach der Dauerpfeifton der Flügel ihres Freundes, des Reihers, zu hören. Und schon sahen sie seine lange Gestalt mit den dünnen Beinen auf sich zuschweben. Er landete und verbeugte sich mit altmodischer Grandezza vor ihnen. »Ein recht unruhiger Tag«, war sein Kommentar.
    »Nett, dich zu sehen«, lächelte der Fuchs, als der Pfeifer sorgfältig seinen gesunden und seinen verletzten Flügel auf seinem Rücken zusammenlegte.
    »Wie gut, daß ich euch so bald gefunden habe«, erwiderte der Pfeifer. »Ich hielt nach euch Ausschau, weil ich vorhin den narbigen Fuchs auf der Pirsch gesehen habe, und er sieht aus, als hätte er nichts Gutes im Sinn.«
    »Das hat der nie«, sagte das Wiesel. »Aber das ist nichts Neues.«
    »Er war hier«, erzählte ihm der Fuchs. »Er wollte den Hasen schnappen — da hatte er natürlich kein Glück. Aber vielen Dank, daß du uns Bescheid gesagt hast.«
    »Er sah so aus, also... hm... irgendwie... wie soll ich es nur beschreiben? Ich glaube, das Wort >niederträchtig< paßt dafür so gut wie jedes andere.«
    »Damit kannst du recht haben«, stimmte ihm der Waldkauz zu. »Den Eindruck hatte ich auch. Er sah so aus, als ob er etwas im Schilde führte.«
    »O Himmel! Was können wir nur tun?« fragte der Dachs, »überhaupt nichts«, antwortete der Fuchs. »Er kann pirschen, wo er will.«
    »Hoffentlich haben sich die Wühlmäuse und die Feldmäuse gut versteckt«, sagte der Dachs. »Sie können sich nicht wehren.«
    »Vielleicht paßt der Turmfalke ein bißchen auf, wenn er schon da oben ist«, meinte der Fuchs etwas hilflos.
    »Ha! Der doch nicht!« knurrte der Waldkauz verächtlich. »Der denkt doch nur an seine Kunststücke, zu etwas Nützlichem ist er doch gar nicht in der Lage. Dieser Angeber!«
    »Langsam, Kauz. Er tut genausoviel wie wir alle«, sagte der Dachs. »Es sind nun einmal gefährliche Zeiten, da muß jeder besonders vorsichtig sein.«
    »Er macht den Turmfalken immer nur schlecht«, platzte das Wiesel heraus. »Ganz sicher ist er auf ihn neidisch.«
    »Neidisch! Neidisch!«

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