Was die Tiere im Park erlebten
werden?«
Der Kühne merkte nichts von dem Sarkasmus des Vogels. Er wollte nur wissen, wo seine Familie war. »Bitte, Turmfalke«, bat er, »wo ist er — und wo sind die anderen?«
Der Turmfalke wurde milder gestimmt, als er aus der Stimme des Jungen echte Besorgnis heraushörte. »Deine Mutter und deine Schwester sind in Sicherheit. Sie haben sich etwas weiter weg versteckt. Offenbar ist dein Vater zuerst allein ins feindliche Lager gegangen, aber dein Bruder ist dann hinterhergelaufen.«
»Du mußt die Schöne und die Füchsin sofort zu uns holen«, sagte der Dachs. »Sag ihnen, daß der Kühne in Sicherheit ist. Gewiß hat der Narbige dem Fuchs längst erzählt, daß er den Kleinen nicht mehr hat?« fügte er hinzu.
»Ich weiß nicht, was sie ihm erzählt haben, aber der Fuchs und der Friedfertige sind wirklich in Gefahr. Die Feinde haben sie völlig umzingelt.«
Der Kühne schluckte heftig. »Ich maß ihnen helfen, ich bin an allem schuld«, jammerte er.
»Du bleibst hier!« sagte der Dachs scharf. »Wenn deine Mutter und Schwester zurück sind, dann geht ihr alle in den Bau. Der Fuchs findet schon einen Ausweg, das weiß ich.« Aber seine Worte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß er wirklich um das Leben seines Freundes bangte.
Der Turmfalke machte sich wieder auf, und bald gesellten sich die Füchsin und die Schöne zu ihnen und wurden vom Kühnen überschwenglich begrüßt.
»Ich habe den Turmfalken gebeten, den Fuchs zu benachrichtigen«, sagte die Füchsin und blickte den Dachs besorgt an. »Wie kann er ihnen entkommen?« flüsterte sie.
»Durch seinen überlegenen Verstand«, meinte der Maulwurf bestimmt. »Den hat der Narbige nun einmal nicht.« Die Füchsin dankte mit einem müden Lächeln für diesen Versuch, sie zu trösten. »Ich glaube, der Kauz ist bei ihm. Vielleicht können die zwei...« Sie verstummte. Und dann schwiegen alle.
Der Kühne wurde immer unruhiger. Dann rief er plötzlich: »Da kommt mein Bruder!«
Tatsächlich, da kam der Friedfertige, aber nie hatte man ein traurigeres und verzweifelteres Tier gesehen als ihn. Er schlich zu seiner Mutter und leckte sie hilflos. Dann sah er den Kühnen an. »Ich freue mich, daß du heil und gesund bist«, sagte er. »Aber unser Vater zahlt dafür, daß die Mutter und wir Kinder in Sicherheit sind.«
Sofort redeten alle Tiere auf einmal. »Was meinst du da-juit?« _ »Was ist passiert?« — »Ist er tot?« — »Was haben sie mit ihm gemacht?«
Der Friedfertige sah sie alle mit ausdruckslosem Blick an. »Damit ich gehen konnte, hat Vater sich selbst dem Feind angeboten. Sie können mit ihm machen, was sie wollen.«
»Was werden sie ihm antun? Nein, wie schrecklich!« rief die verzweifelte Füchsin. »Friedfertiger, du hättest bei deinem Vater bleiben müssen«, klagte sie.
»Das wollte ich doch«, entgegnete dieser. »Aber er hat darauf bestanden — ja, er hat es mir befohlen, zu gehen.«
»Und der Kauz? Der Turmfalke? Sind die bei ihm?« fragte die Füchsin verzweifelt.
»Ja. Die Vögel bleiben bei ihm. Aber was können die schon gegen ein Dutzend feindlicher Füchse ausrichten?«
»Ein Dutzend!« riefen alle Tiere zugleich und sahen sich entsetzt an, und jeder hoffte, irgendwer würde eine Lösung finden. Mit jeder Minute, die verging, sah der Kühne jämmerlicher aus. Er schien in sich zusammenzusinken, als er das volle Ausmaß seiner Unbesonnenheit erkannte.
Der Dachs, der jetzt der Anführer war, wußte, daß er eine Entscheidung treffen mußte. Aber welche? Die kleine Freundesgruppe hatte gegen die Übermacht von einem Dutzend Füchse überhaupt keine Chance. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung. Eins nach dem anderen blickten die anderen Tiere ihn hilfesuchend an.
Er stand auf, schüttelte sich und versuchte eine entschlossene Miene zu zeigen. »Liebe Freunde, wir sitzen ganz schön in der Patsche«, sagte er. »Wir können uns nicht auf den Feind stürzen und den Fuchs befreien. Wir würden nur in unseren eigenen Tod laufen. Kaninchen und Eichhörnchen und Maulwürfe können gegen ein Heer von Füchsen nichts ausrichten. Nein, das dürfen wir nicht riskieren. Es besteht also kein Grund, noch länger hierzubleiben; es ist besser, wir kehren in unsere Behausungen zurück, solange wir das noch können.«
Erstaunt sahen ihn die anderen an. »Aber wir können ihn doch nicht so einfach im Stich lassen«, sagte das Wiesel. »Aber nein. Ich werde zu ihnen gehen. Wenn wir unsere Stärke demonstrieren, bringen wir
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