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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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das Wetter gerichtet. Es stürmte, der Wind rauschte durch den Park, riß Schößlinge ab und beugte das hohe Gras zu Wellen von peitschendem Grün. Sogar die großen Bäume wurden heftig durchgeschüttelt; die Äste mit den neuen Blättern bogen sich und knarrten und warfen Zweige in Schauern zur Erde.
    Die kleineren Tiere blieben zu Hause und lauschten zitternd dem Heulen und Toben des Windes. Vögel flogen verzweifelt von Baum zu Baum, konnten nirgendwo sicheren Halt finden. Nur der Turmfalke war durch nichts zu erschüttern, er ließ sich am Himmel wie eine Papierkugel herumwirbeln und hatte dabei noch seinen Spaß an dem Toben.
    Den Fuchs hielt es nicht im Bau, er mußte heraus und die Lage prüfen. Die Füchsin blieb bei den Jungen. Sofort sträubte ihm der Wind den Pelz, zerrte und riß an seinen Haaren und wirbelte sie durcheinander. Er kniff die Augen zusammen und setzte sich in Marsch, wohin, war ihm egal. Im Wald sah er die Bäume schwanken, sie ähnelten Booten, die am Anker in stürmischem Hafenwasser hin- und hergerissen werden, überall war Knirschen und Ächzen zu hören. Ein kleiner Weißdornbusch zerbrach in zwei Teile und krachte zu Boden, ein erschrecktes Kaninchen sprang aus ihm heraus und verschwand im Gestrüpp. Krähen flogen über die Baumwipfel und beklagten mit heiseren Stimmen den Verlust ihrer Nester.
    Der Fuchs sah eine bräunliche Gestalt die Flügel ausbreiten und unruhig und nervös von Baum zu Baum flattern. Er erkannte den Waldkauz. Ohne ein Wort zu sagen, folgte er ihm, er wußte, wenn er den Mund aufmachte, würde der Sturm ihm die Worte vom Mund reißen und ungehört davontragen. Als er ihn eingeholt hatte, blickte der Waldkauz ihn von oben erschrocken an. »Fürchterlich!« kreischte der Vogel. »Nirgendwo ein Unterschlupf.«
    »Unten auf der Erde ist es besser«, rief der Fuchs zurück. »Du hast da einen besseren Halt als auf dem Baum.«
    Der Waldkauz befolgte seinen Rat und hockte sich gebückt auf die Erde. Irgendwie wirkte er mit seinen vom Wind zerzausten Federn etwas lächerlich. »Wie ich dieses Wetter hasse«, jammerte er. »Wo bleibt da die Würde?«
    »Mach dir keine Sorgen um dein Aussehen«, meinte der Fuchs, »das hier ist höhere Gewalt.«
    Der Waldkauz knurrte. Er wollte sich nicht trösten lassen. So kamen sie zu einer Lichtung, und der Waldkauz deutete mit einem Kopfnicken nach oben. »Sieh dir nur diesen Idioten von Turmfalken an«, krächzte er. »Den ganzen Tag ist er nun schon da oben.«
    »Scheint so, als ob ihm das Spaß macht.«
    »Ein merkwürdiger Spaß, sich in Stücke zerreißen zu lassen, wenn du mich fragst. Aber der muß ja immer angeben.« Der Fuchs amüsierte sich über die schlechte Laune seines Freundes. »Mach dir nichts draus«, sagte er. »Irgendwann wird auch der Wind einmal müde werden.«
    Genau in diesem Augenblick raste ein Tier an ihnen vorbei, rannte hierhin und dahin und hatte vollkommen sein Ziel aus den Augen verloren. Der Fuchs und der Waldkauz blickten sich an. »Hase!« riefen sie wie aus einem Mund und lachten.
    »Bei solchem Wetter dreht er einfach durch«, sagte der Waldkauz. »Allen Hasen geht es so.«
    Sie sahen den Hasen ziellos laufen und hüpfen, so als ob er betrunken wäre. Manchmal hielt er kurz an und erhob sich auf den Hinterbeinen, aber eine Sekunde später rannte er schon wieder. Einmal schien er sie direkt anzusehen, als er stillstand, aber wenn er sie tatsächlich erkannt hatte, so schenkte er ihnen doch nicht mehr Beachtung als ein paar trockenen Blättern, die der Wind über den Boden wirbelte.
    »Der hätte uns auch nicht erkannt, wenn wir direkt vor ihm gestanden hätten«, bemerkte der Waldkauz. »Bei solchem Wetter hat er nichts mehr im Kopf.«
    Als der Hase weiterraste, sahen sie, wie ein anderes Tier ihm nachsetzte.
    »Ein Fuchs«, flüsterte der Kauz.
    »Und ich weiß auch, welcher«, antwortete der Fuchs wütend.
    »Der Hase ist nicht in Gefahr«, sagte der Waldkauz. »Den kann er nie fangen.«
    »Nicht, wenn er geradeaus läuft. Aber er taumelt ja hin und her. Und wie du schon gesagt hast, bei diesem Wetter nimmt er nichts wahr. Er ist imstande und läuft diesem Tier direkt ins Maul.«
    »Wir können nichts machen«, sagte schulterzuckend der Waldkauz, »wenn er uns weder sieht noch hört.«
    Die Befürchtungen des Fuchses waren unbegründet, denn der Hase hatte anscheinend seine Luftsprünge satt. Als er anhielt und sich in einiger Entfernung niederlegte, erblickte er den fremden Fuchs. Sofort

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