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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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Mann. Nach unseren paar Tagen in dem Hotel kehren wir in den Bungalow zurück, wo wir eine Zeit lang die Vorhänge zur Straße hin zugezogen lassen und uns umsehen, wenn wir zum Auto hinausgehen, aber niemand belästigt uns. Dennoch weiß ich, dass der Bungalow nur eine Zwischenlösung sein kann.
    David ist in lauter kleine Teile zerbrochen. So als hätte er sich die ganze furchtbare Zeit nach Bettys Tod hindurch, dann durch Chloes Verschwinden und während meiner Verhaftung zusammengerissen – doch jetzt, da meine polizeilichen Auflagen endlich aufgehoben sind, ist es, als bräche all das in einer einzigen Flutwelle über ihn herein. Wir leben zusammen, aber manchmal fühlt es sich eher an, als lebte ich neben David statt mit ihm. Wie mit einem alten Mann, der von Zimmer zu Zimmer schlurft. Obwohl wir uns pro forma darum gestritten haben, bestehe ich darauf, im Schlafsack auf dem Wohnzimmersofa zu übernachten. Er und ich müssen zusammen und nicht zusammen sein. Ich weiß, dass ich ihm seine eigene Trauer um Chloe lassen muss. Sein Zorn auf sie ist jetzt verraucht, an seiner statt ist da nur noch stille Verzweiflung übrig.
    Rees verwirren die unklaren Wohnverhältnisse und dass wir alle so viel Zeit miteinander verbringen. Anders als sonst bekommt er jetzt wegen Kleinigkeiten Trotzanfälle, und obgleich er während der vergangenen Ereignisse manchmal schwierig sein konnte, gibt er erst jetzt Anzeichen einer Traumatisierung zu erkennen. So als hätte er genau wie David gemerkt, dass er das nun gefahrlos tun kann, weil ich da sein werde, um mich um ihn zu kümmern. Morgens macht er Theater beim Anziehen, will sich nicht immer im Kindergarten abgeben lassen, sagt, dass er ein Baby wie Harry sein und wieder in meinen Bauch zurückwill. Ihm zuliebe werden wir klare Verhältnisse schaffen müssen, je eher, desto besser.
    Ein paar Tage nachdem meine Auflagen aufgehoben wurden, wache ich eines Morgens früh auf, schäle mich aus dem Schlafsack, gehe aufs Klo und dann in die Küche. David war schon vor mir wach, um Harry sein Fläschchen zu geben, und hat sich wieder hingelegt. Er hat die Tür der Mikrowelle offen gelassen, und ich gehe hin und schließe sie sanft. Sie klickt gefügig. Ich stelle die Dose Milchpulver in den Schrank zurück und wische die Fläche, wo er Pulver auf dem Granit verstreut hat, mache mir eine Tasse Tee und gehe damit ins Wohnzimmer zurück. Manchmal krieche ich wieder in den Schlafsack und sehe mir bei heruntergedrehtem Ton Frühstücksfernsehen an.
    Als ich gerade halb durch den taghellen Flur bin, in Gedanken schon beim Fernsehen, fällt mir am Rand meines Gesichtsfelds etwas ins Auge. Ich drehe den Kopf, sehe mich um. Mich beschleicht das gleiche unheimliche Gefühl, das ich habe, wenn eines der Kinder aufschreit, während ich schlafe: eine dumpfe Empfindung, eine kleine, verstohlene Ahnung, dass ich, wenn ich mich nur kurz konzentriere, darauf kommen werde, was genau nicht stimmt. Ich bleibe im Flur stehen, und da ist es. Ich strecke den Arm aus und stelle die volle Teetasse zuoberst auf einem Zeitungsstapel ab, auf einem Tischchen neben der Wohnzimmertür. Dann bücke ich mich, hebe den Umschlag auf und werfe einen Blick über die Schulter zurück in den kurzen Korridor, von dem die beiden anderen Zimmer abgehen. Alles ist still. Ich nehme meinen Tee und den Umschlag mit ins Wohnzimmer und schließe die Tür hinter mir, drehe den Knauf vorsichtig, um kein Geräusch zu machen.
    Ich stelle den Tee auf den Couchtisch, schlüpfe in den Schlafsack und setze mich aufrecht hin. Genau wie bei den anderen, den späten anderen, steht kein Name auf dem Umschlag. Ich reiße ihn mit dem Finger auf. Der Brief ist handgeschrieben, auf einem Blatt DIN -A4-Kopierpapier, ordentlich gefaltet.
    Liebe Laura,
    du glaubst garantiert, jetzt hast du gewonnen, was? Garantiert glaubst du, du hast alles und hast alle ausgetrickst, sogar die Polizei und natürlich auch diesen Mann von dir, der ein zu großer Dummkopf war, um dich je zu durchschauen. Aber vergiss ja nicht, dass ich auch noch da bin, selbst wenn meine Tochter nicht mehr da ist. Ich bin zu schlau für dich und behalte für mich, dass du bekommen wirst, was du verdienst, weil ich nämlich weiß, was ich sagen kann und was nicht. Aber vergiss das ja nicht.
    Eine, die dich durchschaut hat:
    E.
    Ich bin unschuldig an Chloes Tod; ich bin schuldig im Sinne der Anklage. Weder ich noch Ahmetaj haben sie umgebracht, aber ich habe mit ihm besprochen, wie sehr ich

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