Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love
höheren Vorgesetzten, die aber nur bei Vorliegen guter Gründe gewährt werden darf.
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Aleksander Ahmetaj zu Ihnen nach Hause gekommen ist?«, fragt sie kühl, aber höflich.
Ich schüttele den Kopf.
»Nun ja, das erklärt, warum sie mir den Namen Ihres mutmaßlichen Mitverschwörers nicht nennen wollten, als ich darum gebeten habe«, stellt sie sachlich fest. »Sie wollten Sie damit überrumpeln.«
Nach weiteren zwei Stunden Befragung werde ich unter Auflagen entlassen – dergestalt, dass ich mich in einem Monat wieder auf der Polizeiwache melden muss; in der Zwischenzeit ist mir jeder Kontakt mit Aleksander Leotrim Ahmetaj untersagt. Für eine Anklage auf Verabredung zum Mord braucht es mehr als eine Verdächtige. Man kann sich nicht mit sich selbst verabreden, jedenfalls nicht nach juristischen Begriffen. Er ist mein Mitverschwörer, doch die Polizei steht vor einem Problem: Sie können ihn nicht finden. Später geht mir auf, dass dies einer der Gründe für meine Festnahme war. Ein Geständnis von mir hätte ihnen Informationen über Ahmetajs Aufenthaltsort liefern können. Am nächsten Tag sagt mir die Verteidigerin am Telefon, die Polizei habe die Auflage einer Kontaktsperre mit David hinzufügen wollen, doch sie habe erfolgreich argumentiert, das sei unbillige Härte, da er der Vater meines Sohnes ist und sie mir nicht zumuten könnten, mich von Rees fernzuhalten – und David stünde schließlich nicht unter Verdacht. Ihn müssen sie ausgesprochen gründlich abgeklopft haben. Auf ihn muss ihr erster Verdacht gefallen sein.
David, Rees und Harry kommen zusammen zur Wache, um mich abzuholen. David lässt die Jungs im davor abgestellten Auto, während er den Eingangsbereich betritt. Da stehe ich mit meinen persönlichen Sachen und den Papieren von meiner Festnahme und warte auf ihn, neben mir die Pflichtverteidigerin. Als David die Pendeltüren aufschiebt, treffen sich unsere Blicke, und ich breche mit einem keuchenden Schluchzen zusammen; im Eilschritt durchquert er den Raum, nimmt mich in die Arme und drückt mich fest an sich, einen Arm um mich und eine Hand um meinen Hinterkopf gelegt. »Hol mich hier raus«, flüstere ich, und er bringt mich nach draußen. Ich verabschiede mich nicht einmal von der Verteidigerin.
Kaum sind wir im Auto, lässt er den Motor an und fährt so zügig nach Hause, wie es die Polizei erlaubt. Rees strahlt mich vom Rücksitz an. Ich greife so nach hinten, dass ich ihn am Bein berühren kann, während David fährt, und Rees zappelt glücklich mit dem Bein und tritt gegen meine Rückenlehne. Im Babysitz neben ihm schläft Harry in seinem Schlafanzug unter einer gefalteten Decke. Als wir vor meinem Haus parken, löse ich den Sicherheitsgurt und mache die Tür auf, wende mich dann aber zur Seite und sehe, dass David angeschnallt bleibt. Einen entsetzlichen Moment lang denke ich, dass er mich absetzen und weiterfahren wird, ohne auch nur ins Haus zu kommen. Ich bin bestürzt. Was hat die Polizei ihm erzählt? »David«, sage ich bittend mit hoher, hohler Stimme, »wir müssen reden.«
Er starrt mich an. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich allein lassen wollte?« Er schüttelt den Kopf. »Gott, wir haben noch viel Arbeit vor uns.«
»Kannst du meine Laster holen, Mami?«, fragt Rees von hinten.
Ich drehe mich zu ihm um. Harry rührt sich im Schlaf und gibt ein seltsames Wimmern von sich, als träumte er, dass ihm etwas vorenthalten wird.
»Für im Hotel«, erklärt Rees.
Ich schaue wieder David an. »Pack eine Tasche für ein paar Tage«, sagt er, »so schnell du kannst. Deine Verteidigerin ist der festen Überzeugung, dass die Presse jeden Moment aufkreuzen wird. Wir können weder hier noch im Bungalow bleiben. Ich hab Sachen für die Jungs im Kofferraum, aber Rees braucht noch mehr Socken.«
»Meine Laster! Meine Laster!«, ruft Rees und hopst auf seinem Sitz auf und ab.
»Schon gut, Rees, ich hol dir die Laster«, sage ich. »Was ist mit der Polizei?«, frage ich David.
»Ich hab’s ihnen gesagt«, antwortet er. »Es geht in Ordnung. Solange sie wissen, wo du bist, haben sie nichts dagegen. Los, mach, schnell.«
Ich schließe auf – das Haus fühlt sich schon nicht mehr wie meins an. Ich rase die Treppe hoch. In meinem Schlafzimmer halte ich den Blick vom Bett mit seinen champignonfarbenen Satinkissen abgewendet, während ich eine alte Sporttasche oben vom Schrank herunterzerre und anfange, Kleidungsstücke
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