Was Farben sagen
für abstrakte Kunst stehen sollten. Junges, trendiges Orange wird daneben nicht auf bekannte Maler setzen, die sich in der Vergangenheit bereits einen Namen gemacht haben, sondern viel eher auf die Bilder von jungen, aufstrebenden Künstlernâ und so auf die Zukunftâ bauen. Oder es wird seine eigenen Schöpfungen an die Wände hängen, die sich im Keller stapeln dürften.
Ãhnlich wie Rot hat sich auch Gelb als Teil von Orange verwandelt. In den farbenfrohen Bücherregalen finden sich nicht mehr die intellektuellen Höhenflüge und philosophischen Werke der gelben Mutter, sondern dort stehen Bücher, die Spaà machen, wie humorvolle und ironische Romane. Orange nimmt sich selbst nicht zu ernst und will vor allem den Spaà am Leben nicht verlieren.
Eine unkomplizierte » orangefarbene« Einrichtung ist damit losgelöst von Konventionen und wirkt wie die erste eigene Wohnung des Kindes, das gerade von zu Hause ausgezogen ist: Zwischen wenigen von den Eltern übernommenen Stücken, wie dem wuchtigen Ledersessel, der massiven, antiken Holzkommode und stapelweise Büchern, tummeln sich aufblasbare Sessel, lässige Teppiche und lustige Figuren von einem Jahrmarktsbesuch mit Freunden. Daneben gibt es viel freie Fläche für all das, was dem kreativen Potenzial von Orange noch einfallen wird. Da Orange zudem schnell gelangweilt ist, muss die Einrichtung nicht nur individuell und originell, sondern auch wandelbar bleibenâ eben so lebendig wie die Farbe selbst.
Modeâ unkomplizierte Extravaganz
Als ich vor Jahren mit leuchtend orangefarbenen Schuhen durch die Stadt gelaufen bin, schien die Frau am Kiosk Mühe zu haben, ihren ungläubigen Blick direkt darauf zu richtenâ und meine Freundin attestierte mir schlicht Mut. Heute wirkt Orange in der Mode zwar immer noch flippig, modern und jung, gilt aber mittlerweile als tragbar. Man wirkt in orangefarbener Kleidung auf andere sogar gut gelaunt, aufgeschlossen und kontaktfreudig. Die Farbe verlangt allerdings nach einem generell kreativen Kleidungsstil, in den sie sich nahtlos einfügen kann, um nicht einfach nur grell und aufdringlich zu wirken. Fühlt man sich nicht zum buddhistischen Mönch berufen, ist leuchtendes Orange aber ohnehin keine Farbe, in die man sich jeden Tag von Kopf bis Fuà hüllen möchte. Stattdessen bieten sich orangefarbene Accessoires an oder Kleidungsstile, die die Farbe in Mode übersetzen. Gelb steuert hier den Esprit bei, Rot sinnliche Stoffe oder verführerische Schnittführungen. Heraus kommt ein junger, unkonventioneller und verspielt sinnlicher Stil, der offen ist für innovative Anregungen.
Orange entsprechen sexy Korsagen zu Armeehosen und Turnschuhen, genauso figurbetonte Jacken, Tuniken oder auch altmodische Reitjacken, die kombiniert werden mit lässigen, jugendlichen Jeans, modischen Pluderhosen oder Lederleggins. Seinem jugendlichen Leichtsinn entsprechend gibt sich Orange immer ein bisschen unangepasst bis verrückt, zum Beispiel mit einem altmodischen Cape beim Einkaufen, einer quietschgelben Krawatte bei einem konservativen Empfang oder Cargohosen zur Abendgesellschaftâ weil es gefällt und als individuell betrachtet wird. Unbekümmertes Orange trägt, was dem eigenen Geschmack entspricht beziehungsweise was der momentanen Laune am besten Ausdruck verleiht. Das kann dann auch in lässigen Jogginghosen und flippigen Sneakern zu einem konservativen Blazer enden, beschreibt dabei aber die extrovertierte, fröhliche und nonkonformistische Qualität von Orange.
Ebenfalls denkbar: Knappe oder verführerische Oberteile werden ironisch gebrochen und drücken so in den Details die für Orange typische spielerische Note aus. Extravagante Paspelierungen oder lustige Aufnäher und Schriftzüge rücken den Look in eine unangepasste Kategorie. Ganz anders ginge zum Beispiel ein ebenfalls junges, freches Pink vor, das jede Kurve bewusst und leicht frivol in Szene setzen würde. Orange aber schwächt die Wirkung eines eigentlich verführerischen Outfits bewusst ab, um seinen lässigen, unverbindlichen Stil beibehalten zu können. Daher würde ein kreatives Orange einen Raubtierdruck zwar einsetzen, aber nur als auffälliges Detail, als augenzwinkernde Anspielung auf sein rotes Erbe, welches das Leomuster durchaus selbstbewusst und pur tragen würde. Orange dagegen schmälert die Wirkung wieder bewusst und
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