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Was Farben sagen

Was Farben sagen

Titel: Was Farben sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Wolf
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Weitläufigkeit wirken typisch » gelbe« Räume dabei warm und durch das einströmende Tageslicht freundlich. Dennoch herrscht in ihnen eine gewisse rastlose Atmosphäre; gelbe Räume sind der Gegenentwurf zu gemütlichen kleinen Cottagezimmern mit rosengemustertem Ohrensessel nebst Teetasse. Gelb ist anders: Gelb ist auffällig, offen und ausdrucksstark.
    Die Leichtigkeit von Gelb findet sich in schwerelos wirkenden Möbelstücken wie durchsichtigen Acrylstühlen. Wenn sie in ihrer Formensprache zudem den aggressiven Impuls der Farbe in spitzen oder scharfkantigen Formen aufgreifen, wirken sie noch gelber. Daher sind statt weich fallender Vorhänge auch Schiebepaneele mit klaren, harten Kanten besser geeignet; typisch gelbe Formen wie das Dreieck oder Zickzackmuster können ebenfalls vorkommen und die grundlegend expressive Linienführung noch unterstreichen.
    Gelb drängt sich auf. Wo Blau zaghaft in den Raum einlädt oder vielmehr hineinlockt, kommt einem Gelb bereits laut lärmend auf der Türschwelle entgegen. Sein inhaltliches Gegenstück Blau steht für Raumgestaltungen, in denen man zur Ruhe kommt, sich in sich zurückzieht und den Geist auf eine innere Reise schickt. Gelb dagegen ist Aktion und Beweglichkeit. Es ist die ständige Stimulation des Geistes– von außen durch Bücher, Pläne, Projekte und Ideen oder durch die Kommunikation nach außen in Gesprächen, die in diesen Räumen stattfinden. Dem gelben Intellekt entsprechen helle, klar strukturierte Bücherwände– vor allem offene, die jeden Band zeigen. Auch Konferenzräume, in denen man sich zum Ideenaustausch trifft, sprechen eine gelbe Sprache– selbst ohne eine einzige gelbe Fläche. Bibliotheken, als Horte von Wissen im Grunde gelb, passen allerdings eher zu einem gemächlichen Goldgelb, das genug Ruhe aufbringt, um sich mit einem guten Buch niederzulassen. Es ist auf Gemütlichkeit bedacht und sorgt für bequeme Lesesessel, einen Kamin und eine ruhige Atmosphäre. Doch leuchtend » gelben« Räumen mit ihrer aktivierenden Ausstrahlung fehlt die Wohnlichkeit und schlicht die Bodenhaftung, da sie fast ausschließlich den Geist ansprechen. Bequeme Sofas oder eine Kochinsel, an der auch für das leibliche Wohl gesorgt werden könnte, fehlen. Dafür darf man davon ausgehen, dass diese Räume nicht nur hell und freundlich wirken, sondern auch mit optimistischer Gute-Laune-Musik beschallt werden.
    Mode– laut und schrill
    Gelb will auffallen, und in gelber Kleidung wird man sicher nicht übersehen werden. Sie wirkt wie ein Spotlight, denn sie ist genau das: strahlend. Aber man fällt positiv auf, denn in gelben Kleidern wirkt man sofort optimistisch und heiter– und auch die eigene Laune hebt sich spürbar, wenn man Gelb trägt. Leider vergrößert die Farbe nicht nur Räume optisch, sondern auch die Figur; sie schummelt gern ein bis zwei Kleidergrößen dazu, weswegen Gelb wirklich nur an sehr zierlichen Frauen gut aussieht. Man beschränkt sich ansonsten besser auf Accessoires wie sommerlich gelbe Gürtel, Taschen oder Schuhe, meidet die Farbe aber besonders bei Hosen, Röcken und Kleidern.
    Seinem Komplementär Blau entsprechen dezente Kleidungsstücke. Gelb dagegen zeigt sich, übersetzt man es in Mode, in Kleidern, die nicht zurückhaltend sind, sondern auffällig und ausdrucksstark. Die Schlichtheit, die Blau prägt, trifft allerdings in gewisser Weise auch auf Gelb zu, da alle Grundfarben von einer klaren Einfachheit geprägt sind, die den komplexeren Mischfarben, die sich ebenso wie die zugehörigen Stile aus mehreren Komponenten zusammensetzen, fehlt. So findet sich ein Rot in sinnlich-präsenten Stilen wieder, Blau in dezent-schlichten und Gelb in expressiv-auffälligen.
    Die ideale Linie findet Gelb, dem Dreieck nachempfunden, in der A-Form oder generell in schlanken Silhouetten mit schmalen Hosen. Gelb entspricht eine aufsehenerregende, aber immer klare Schnittführung, die nichts verbirgt. Denn die Farbe leuchtet alles aus, legt alles offen, und eine Mode, die der Farbe gerecht wird, verzichtet auf sich überlappende Lagen, versteckte Taschen oder multifunktionale Details, deren Nutzen nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
    Bei Gelb kommt auch eine geradezu konstruiert wirkende Mode infrage, zum Beispiel die bekannten Mondrian-Kleider, die Yves Saint Laurent in den 1960ern

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