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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Versöhnung nun wirklich nichts einzuwenden. Im Gegenteil – als Angelikas Therapeut mußte er sie begrüßen und mit allen Mitteln unterstützen.
    Und diese Sache mit dem Briefumschlag, den der gute Doktor dem Sanyiten im Restaurant Löwenzahn gegeben haben sollte … Was war in dem Briefumschlag gewesen? Geld? Bestechungsgeld, Schweigegeld? Damit Arupa niemandem Angelikas Aufenthaltsort verriet?
    Natürlich, dachte Markesch. Roth muß ihn auch vorgewarnt haben. Deshalb ist Arupa damals aus der Diskothek Krishna geflohen – nicht, weil er mich mit Fredy Boruschka verwechselte, sondern weil er genau gewußt hat, daß ich Privatdetektiv bin und im Auftrag des alten Hilling nach Angelika suche.
    Aber trotzdem, diese ganze Geheimnistuerei ergibt keinen Sinn. Verdammt, was für ein Motiv sollte jemand haben, die Versöhnung von Großvater und Enkelin zu verhindern? Nur ein Verrückter würde so etwas tun …
    Nun, vielleicht war das wirklich die Erklärung. Vielleicht war dem guten Doc der Umgang mit den ganzen Übergeschnappten nicht bekommen. Vielleicht gehörte er selber auf die Couch oder in eine gepolsterte Zelle. Vielleicht …
    Markesch fluchte und gab Gas.
    Zu viele Vielleichts. Diese Spekulationen brachten ihn nicht weiter. Er brauchte Informationen, handfeste Fakten, und die konnte er am schnellsten bekommen, wenn er diesem verlogenen Gemüsesaftmixer Bikshu Arupa einen zweiten Besuch abstattete. Und diesmal würde es keine Ausflüchte geben. Wozu hatte er denn die Magnum? Doch nicht nur zur Dekoration! Archimedes konnte derweil seine Beziehungen spielen lassen und diesen sinistren Seelenklempner durchleuchten; möglicherweise hatte der gute Doc noch ein paar andere dunkle Flecke auf seinem weißen Kittel. Möglicherweise verbarg sich hinter der Maske des Porsche fahrenden Psychofreaks mit dem Gesundheitsappeal einer Kurortreklame ein gewöhnlicher Mädchenschänder mit einem ganzen Massengrab im Keller oder unter der Couch – oder wo auch immer diese Wahnsinnigen ihre Leichen aufzubewahren pflegen.
    Jedenfalls wurde es höchste Zeit, daß er sich mit dem alten Hilling in Verbindung setzte und ihn über die dubiosen Machenschaften seines Familientherapeuten aufklärte. Wer wußte, was Roth dem Alten erzählt hatte? Mit Sicherheit nicht die Wahrheit, soviel stand fest!
    Ein Regentropfen zerplatzte wie ein großes, durchsichtiges Insekt an der Windschutzscheibe, und einen Atemzug später prasselten die Tropfen zu Tausenden auf seinen rostigen Ford nieder, bis das Geprassel in das laute Rauschen eines Wolkenbruchs überging.
    Markesch war erleichtert.
    Es hatte schon lange nicht mehr geregnet. Zumindest das Wetter wurde wieder normal.
    Er fuhr durch den Regen, durch die Nacht, und dachte in stiller Vorfreude an die Flasche Scotch, die im Café Regenbogen auf ihn wartete.
     
    Erwartungsgemäß waren in der Nähe des Cafés sämtliche Parkplätze besetzt, als hätten sich alle Einwohner von Köln-Sülz entschlossen, aus der Automobilgesellschaft auszusteigen und ihre Fords, BMWs und Daimlers nur noch als City-Datschen zu nutzen. Markesch kurvte eine kleine Ewigkeit durch die umliegenden Straßen, bis er ein paar hundert Meter weiter am Gottesweg eine freie Toreinfahrt fand, an der ein Schild drohend verkündete, daß jedes widerrechtlich geparkte Fahrzeug umgehend in die nächste Schrottpresse überführt wurde.
    Markesch ließ sich davon nicht beeindrucken.
    Er hatte sich noch nie von irgendwelchen Blechschildern Befehle geben lassen und ganz bestimmt nicht vor, bei diesem Unwetter damit anzufangen. Er stieg aus, schloß den Wagen ab, zog sich die Lederjacke über den Kopf und rannte los. Der Regen wurde schwächer, doch die Witterungsbedingungen verbesserten sich nicht – Sturmböen heulten durch die Straßen und rissen die ersten Weihnachtsdekorationen von den Geschäften. Auf der anderen Seite wurde ein junges Pärchen von einer tückischen Bö gepackt und in eine Pfütze von der Größe eines Swimmingpools geschleudert, und ihr entsetztes Geschrei begleitete Markesch, bis sich vor ihm das Café aus den Regenschleiern schälte. Er wurde langsamer.
    Irgend etwas stimmte nicht.
    Der Neonregenbogen über der Tür war erloschen, im Café brannte nur eine trübe Kerze, und an den Tischen, wo sich um diese Uhrzeit sonst die vergnügungssüchtigen Yuppies und Flippies von Sülz in Massen drängten, herrschte gähnende Leere. Plötzlich tauchte eine schattenhafte Gestalt im matten Kerzenlicht auf und flatterte wie

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