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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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er nicht, wo Angelika steckte? Um seine Patientin vor dem bösen Einfluß ihres Großvaters zu schützen? Aus Rücksicht auf ihre verletzten Gefühle? Aber was war mit den Gefühlen des alten Alten? Hilling war todkrank, er würde bald sterben – und Roth hatte doch gehört, wie sehr er sich die Versöhnung mit seiner Enkelin wünschte!
    Boruschka räusperte sich.
    »Was werden Sie jetzt tun?« fragte er weinerlich. »Ich meine, was wird jetzt aus mir? Sie werden mich doch nicht verpfeifen, oder? Sie werden doch nicht zu den Bullen gehen und den armen Fredy verpfeifen, oder? So was werden Sie doch nicht tun, nicht wahr?«
    Markesch stand auf. »Das wird mein Klient entscheiden. Ich bin Privatdetektiv. Kein Hilfspolizist.«
    »Aber …« Boruschka gestikulierte. »Können Sie nicht ein gutes Wort für mich einlegen? Schließlich bin ich doch sein Enkel! Ich gehöre doch irgendwie genauso zur Familie wie Angelika! Man bringt doch nicht seinen eigenen Enkel in den Knast! So was tut man doch nicht! Und dann so kurz vor Weihnachten!«
    Markesch zuckte die Schultern, nahm den Koffer und wandte sich zur Tür.
    »Warten Sie!« rief Boruschka verzweifelt. »So hören Sie doch! Sie müssen mir helfen!«
    »Tatsächlich?« fragte Markesch kalt. »Warum? Haben Sie mir geholfen? So wie ich das sehe, haben Sie mir nur Schwierigkeiten gemacht. Warum also sollte ich Ihnen helfen? Nennen Sie mir einen Grund!«
    »Weil … weil …« Er fuhr sich nervös durchs Haar. »Mir ist da etwas eingefallen. Vielleicht ist es nicht wichtig, aber … Jetzt, wo ich drüber nachdenke, kommt es mir doch komisch vor, verdammt komisch. Dieser Mann … der Mann, dem ich den Koffer abgenommen habe … dieses Arschloch, das mich mit dem Zeitungspapier gelinkt hat …«
    »Roth?« fragte Markesch alarmiert. »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe ihn schon einmal gesehen«, sagte Boruschka. »Das Gesicht kam mir gleich bekannt vor, aber ich war mir nicht hundertprozentig sicher, sonst hätte ich’s schon längst erwähnt … Doch jetzt weiß ich, wo ich ihn schon einmal gesehen habe. Vor ein paar Wochen, in diesem Restaurant im Belgischen Viertel, dem Restaurant, wo dieser Sanyit arbeitet, Angelikas Freund Arupa. Ich stand draußen und habe darauf gewartet, daß der Laden dicht macht und Arupa rauskommt. Ich wollte ihm ein paar Fragen über Angelika stellen – ich sagte doch, ich hab’ mir Sorgen um sie gemacht, nach dem Rauswurf und allem – und da kam dieser rote Porsche an. Genau, ein roter Porsche war’s! Dieser Mann stieg aus, ging in das Restaurant und quatschte mit Arupa. Dann hat er ihm was gegeben, einen Briefumschlag oder so, und ist wieder mit seinem Porsche auf und davon. Ich weiß nicht, was in dem Umschlag war, ich weiß auch nicht, über was sie gequatscht haben, ich stand ja draußen und hab’ alles nur durchs Fenster beobachten können, aber …«
    Boruschka grinste schlau.
    »Daß mir ausgerechnet dieser Mann einen Koffer mit wertlosem Papier angedreht und sich die Viertelmillion eingesackt hat … Also, ich finde das verdammt komisch, Schnüffler, verdammt komisch! Finden Sie nicht auch?«

 
10
     
    Die Rückfahrt nach Köln-Sülz verbrachte Markesch wie in Trance, was zum einen an seiner Erschütterung über die Verlogenheit der Menschen und zum anderen an Fredy Boruschkas billigem Fusel lag. Immerhin bewahrte der Trancezustand ihn davor, erneut sämtliche geschriebenen und ungeschriebenen Verkehrsregeln zu brechen, und das war schon im Interesse seines Führerscheins eine erfreuliche Entwicklung.
    Gemächlich rollte er durch die nächtlichen Straßen und dachte über die neuen Hauptverdächtigen im Fall Angelika Hilling nach.
    Doktor Roth und Bikshu Arupa kannten sich also, steckten offenbar sogar unter einer Decke und blockten planmäßig alle Nachforschungen über Angelika Hilling ab. Aber warum? Verdammt, warum wollten sie verhindern, daß der alte Hilling vor seinem Tod noch einmal seine Enkelin sah? Ging es ihnen wirklich nur darum, Angelika vor dem unseligen Einfluß ihres Großvaters zu schützen? Vielleicht glaubte Arupa ja wirklich, daß der Alte ein Seelenvampir war, der seine Enkelin mit ins Grab ziehen wollte, aber zumindest Doktor Roth mußte wissen, daß Hilling sich im Angesicht des Todes geändert hatte, daß er die ehrliche Absicht hatte, sich mit ihr zu versöhnen. Und wenn das Verhältnis zwischen den beiden tatsächlich so zerrüttet war, wie Roth behauptete, dann war aus psychiatrischer Sicht gegen eine

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