Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
Vom Netzwerk:
ich zu schwanken begann.
    »Wenn es nicht funktioniert, nehme ich ihn sofort wieder weg«, sagte Noah. »Es tut nicht weh.«
    »Nein. Das ist mein Ernst, Noah«, sagte ich. »Ich kann das nicht. Sie beißen sich fest und saugen Blut. Ogottogott.« Ich schlang die Arme um den Leib, um das Zittern zu stoppen.
    »Es geht ganz schnell vorbei, das verspreche ich dir«, sagte er. »Du wirst überhaupt nichts merken.« Er fasste in den Behälter.
    »Nein.« Ich brachte nur noch ein heiseres Krächzen zustande, weil ich keine Luft mehr bekam. Hinter meinen Lidern leuchteten bunte Punkte auf, die ich nicht wegblinzeln konnte.
    Noah setzte sich einen Egel auf die Hand und ich spürte, wie meine Knie nachgaben. Dann …
    Nichts mehr.
    »Mara.«
    Blinzelnd schlug ich die Augen auf.
    »Er ist tot. Es ist unglaublich«, sagte er. »Du hast es geschafft.«
    Noah kam mit der ausgestreckten Hand auf mich zu, um es mir zu zeigen, doch ich wich zurück und kauerte mich an die Tür. Er sah mich mit unergründlicher Miene an und ging davon, um den toten Blutegel zu entsorgen.Als er den Behälter aufhob und ihn wieder ins Regal stellen wollte, stutzte er.
    »O Gott«, sagte er.
    »Was ist?« Meine Stimme war immer noch nicht mehr als ein zittriges Flüstern.
    »Sie sind alle tot.«
    »Die Blutegel?«
    Mit zitternden Händen stellte Noah den Behälter zurück an seinen Platz. Dann schritt er die Reihen der Insekten ab, schaute in die durchsichtigen Kästen und lupfte bei anderen prüfend den Deckel.
    Als er dorthin zurückkam, wo er angefangen hatte, hielt er seinen Blick starr auf die Wand gerichtet.
    »Alles«, sagte er. »Hier ist alles tot.«

55
    D erGeruch von Fäulnis stieg mir in die Nase und eine Stimme dröhnte in meinen Ohren.
    »Biologen berichten, dass die Ursache für das Fischsterben in Everglades City höchstwahrscheinlich auf Sauerstoffmangel im Wasser zurückzuführen ist.«
    Mein rabenschwarzes Gewissen hielt mir Bilder von aufgedunsenen und mit dem Bauch nach oben schwimmenden Alligatoren vor Augen.
    »Schuld daran ist vermutlich eine verblüffende Anzahl toter Alligatoren.«
    Ich hatte das getan. Ebenso wie ich das hier getan hatte. Noah betrachtete das Vernichtungswerk mit ausdrucksloser Miene. Er konnte mich nicht ansehen. Und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich zerrte am Türknauf und stürzte hinaus in die Dunkelheit. Stürmisches Kreischen, Jaulen und Bellen empfing mich. Zumindest hatte sich das Gemetzel in Grenzen gehalten.
    Ich war angewidert von mir selbst. Und als Noah mir nach draußen folgte, sah ich, dass es ihm ebenso erging.
    Er mied meinen Blick und schwieg. Der Anblick seiner zu Fäusten geballten Hände, seines Abscheus stach mir ins Herz und ich fing an zu weinen. Jämmerlich. Doch als ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören und wollte es auch nicht. Die Schluchzer brannten in meiner Kehle, aber es war eine gute Art von Schmerz. Ich hatte ihn verdient.
    Noah schwieg immer noch. Erst als ich niedersank, weil ich mich nicht eine Sekunde länger auf den Beinen halten konnte, rührte er sich. Er packte meine Hand und zog mich hoch, aber meine Beine zitterten weiter. Ich konnte mich weder bewegen noch atmen. Noah schlang von hinten die Arme um mich, aber ich wollte ihn nur noch abschütteln und davonlaufen.
    Ich wehrte mich und meine dünnen Schulterblätter gruben sich ihm in den Brustkorb.
    »Lass mich.«
    »Nein.«
    »Bitte«, stieß ich hervor.
    Er lockerte seinen Griff um eine Winzigkeit. »Nur wenn du mir versprichst, nicht wegzurennen.«
    Ich war außer Kontrolle und Noah wusste es. Er hatte Angst, dass ich noch mehr Schaden anrichten könnte, und musste dafür sorgen, dass ich die Sache nicht noch schlimmer machte.
    »Versprochen«, flüsterte ich.
    Er drehte mich zu sich um und ließ mich dann los. Ich brachte es nicht über mich, ihn anzuschauen, also konzentrierte ich mich auf das Muster seines Karohemdes und dann auf den Boden.
    »Lass uns gehen.«
    Schweigend marschierten wir durch das Knurren und Kreischen. Die Tiere waren jetzt allesamt wach; die Antilopen hatten sich am Rand ihres Geheges versammelt und stampften und drängten sich vor Angst zusammen. Die Vögel schlugen wild mit den Flügeln und ein Pelikan flatterte geradewegs gegen einen der Felsen, als wir in seine Nähe kamen. Er fiel ins Wasser und ließ, als er wieder auftauchte, einen gebrochenen Flügel hängen. Ich wollte sterben.
    Als wir Noahs Auto erreichten, packte ich unverzüglich den Türgriff. Er

Weitere Kostenlose Bücher