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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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merkwürdigen Sammelsurium aus Elektroteilen und Santeria-Statuen ab, konnte aber nichts entdecken.
    »Stopp«, rief Noah über die Musik. Er befand sich ein oder zwei Meter hinter mir.
    »Was ist?« Ich drängte mich zurück zu der Stelle, an der er stand, und stieß unterwegs heftig mit jemandem zusammen. Jemandem mit einer marineblauen Baseballkappe. Ich erstarrte.
    Der Mann drehte sich um und sah mich unter dem Schild seiner Kappe an. »Perdon«, sagte er, ehe er davonging.
    Ich atmete tief durch. Es war nur ein Mann mit einer Kappe. Ich war einfach zu schreckhaft. Dann bahnte ich mir den Weg zu Noah.
    Noah hatte das Gesicht der Ladenfront zugewandt und nahm die Sonnenbrille ab. Seine Miene war ausdruckslos und völlig unbewegt. »Sieh dir die Nummern an.«
    Meine Augen glitten über die schablonierte Zahl über der gläsernen Eingangstür des Spielwarenladens. »1823«, las ich und ging ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung zur nächsten Zahl. Mir blieben die Worte fast im Hals stecken, als ich sie vorlas. »1819.« Wo war die Hausnummer 1821?
    Noahs Gesicht war wie versteinert. Nur seine Augen verrieten seine Erschütterung.
    »Vielleicht ist es auf der anderen Straßenseite«, sagte ich ohne große Überzeugung. Noah gab keine Antwort. Ich ließ den Blick über den gesamten Gebäudetrakt wandern, dann ging ich zum Spielwarenladen zurück, drückte die Nase gegen die Scheibe und spähte hinein. Große Stofftiere saßen wie bei einem Kreisspiel auf dem Boden und im Schaufenster umgaben im Tanz erstarrte Marionetten eine Bauchrednerpuppe. Ich trat zurück. Das Geschäft hatte den gleichen schmalen Zuschnitt wie der Santeria-Laden, doch das galt auch für die anderen Läden links und rechts.
    »Vielleicht sollten wir jemanden fragen«, sagte ich mit wachsender Verzweiflung. Mit wildem Herzklopfen sah ich von einem Laden zum nächsten, auf der Suche nach jemandem, der uns weiterhelfen konnte.
    Noah stand mit dem Gesicht zur Ladenfront. »Ich glaube nicht, dass das viel bringt«, sagte er mit dumpfer Stimme.
    »Ich glaube, wir sind hier auf uns gestellt.«

54
    M einAngstgefühl wuchs ins Unermessliche, als wir die dunkle, von Palmen gesäumte Straße zum Zoo entlangfuhren.
    »Das ist keine gute Idee«, sagte ich zu Noah. Wir hatten auf dem Rückweg von Little Havanna darüber gesprochen, nachdem ich meine Mutter angerufen und sie informiert hatte, dass ich nach der Schule zur Abwechslung bei Noah abhängen würde – was wir nicht taten. Da es keine Möglichkeit gab, Mr Lukumi ausfindig zu machen, falls das überhaupt sein richtiger Name war, und wir niemanden sonst um Hilfe bitten konnten, es sei denn, wir wollten beide eingewiesen werden, mussten wir überlegen, was als Nächstes zu tun war. Natürlich ging es in erster Linie um mich. Wenn ich auch nur die geringste Chance haben wollte, meine Reaktionen kontrollieren zu lernen, musste ich herausfinden, wodurch sie ausgelöst wurden. Wir kamen überein, dass dies der beste Weg sei, die leichteste Art, es auszuprobieren. Ich hatte trotzdem Angst.
    »Verlass dich auf mich. Ich habe mit Sicherheit recht.«
    »Hochmut kommt vor dem Fall«, sagte ich mit einem kleinen Lächeln. Und fügte hinzu: »Warum können wir dich nicht zuerst testen?«
    »Weil ich sehen will, ob ich dir entgegenwirken kann. Ich glaube, das ist wichtig. Vielleicht ist das der Grund, warum wir uns gefunden haben. Verstehst du?«
    »Nicht wirklich«, sagte ich zum Fenster gewandt. Die Haare klebten mir in verschwitzten Ringellocken im Nacken. Ich drehte sie zu einem Knoten auf, damit sie mir nicht länger auf der Haut pappten.
    »Du bist bloß aufsässig.«
    »Sagt der mit der … nützlichen Eigenschaft.« Es fühlte sich merkwürdig an, es zu benennen, das auszusprechen, was wir zu tun imstande waren. Irgendwie unpassend. Es wurde der Wirklichkeit nicht gerecht.
    »Ich glaube, du kannst mehr als das, Mara.«
    »Vielleicht«, sagte ich, aber ich bezweifelte es. »Auf jeden Fall wünschte ich, dass ich deine Eigenschaft hätte.«
    »Das wünschte ich auch«, sagte Noah und fügte hinzu: »Heilen ist was für Mädchen.«
    »Du bist unmöglich«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Sein Mund verzog sich zu einem nervigen Grinsen. »Das ist nicht lustig«, sagte ich und musste trotzdem lächeln. Ich war immer noch angespannt und nervös, aber es war unglaublich, wie viel besser ich mich fühlte, jetzt, wo Noah da war und er Bescheid wusste. Es war, als könnte ich damit fertigwerden. Als

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