Was Glueckliche Paare Richtig Machen
die Augen geschaut und immer wieder Komplimente gemacht.
Die Sache lief gut, das war für sie zu spüren. Was aber war beim dritten Treffen passiert? Warum hatte er sich danach einfach nicht mehr gemeldet und war für sie auch nicht zu erreichen gewesen? »Ich fand ihn wirklich nett und dachte, da Ehrlichkeit in einer Beziehung sehr wichtig ist, sage ich ihm, was mich alles an ihm stört.« Und das war wohl eine ganze Menge. Barbara hatte schon viele Männer nach einigen wenigen Treffen mit ihrer »Ehrlichkeit« frustriert. Nun war sie ratlos. Warum verschwanden die Männer immer so plötzlich aus ihrem Leben?
Manche Leserin und mancher Leser mag da die Stirn run-zeln über so viel Naivität. Zu Beginn einer Beziehung machen wir Komplimente und schöne Augen, wir sagen dem anderen, was wir an ihm anziehend finden, und bewundern ihn – aber www.wiwobooks.com
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W a s g l ü c k l i c h e P a a r e r i c h t i g m a c h e n ein regelrechtes Strafgericht über den anderen, nein, das ziehen wir in dieser Phase der Liebe nicht in Erwägung. Wir spüren instinktiv, dass Kritik am anderen sich nicht mit der Liebe verträgt, und verhalten uns entsprechend.
Später aber, wenn unsere Liebe in die Monate oder die Jahre kommt, ändert sich das. Dann wagen wir den bösen Blick. Warum nicht dem anderen sagen, was an ihm nicht stimmt? Wer sich gegenüber seinem Partner oft kritisch verhält, leidet nach Ansicht von Psychotherapeuten häufig unter Selbstzweifeln. Der Grund für die Kritik am anderen ist die Kritik, die man regelmäßig an sich selbst übt. Wer sich selbst für unzulänglich hält, der sucht beim anderen und bei sich selbst regelrecht nach etwas, was fehlt. Er trainiert den bösen Blick.
In dem genannten Beispiel trainiert Barbara den bösen Blick schon lange bevor eine Beziehung entstehen kann. Dabei verpasst sie unbeabsichtigt den Sinn der Liebe. Denn der Sinn der Liebe besteht darin, den Partner zu akzeptieren, wie er ist.
Stoppen Sie das Umerziehungsprogramm
Der Glaube an die Notwendigkeit, den Partner umzuerziehen, hat in unserer Kultur eine lange Tradition, nur waren es lange Zeit ausschließlich die Frauen, die umerzogen werden sollten, ja mussten. In der Weltliteratur hat das männliche Umerziehungs-begehren deutliche Spuren hinterlassen, von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung bis hin zu George Bernard Shaws Pygmalion .
Bei allem Fortschritt, den die partnerschaftliche Wende der siebziger Jahre mit sich gebracht hat, hatte sie doch einen gro-
ßen Nachteil: Heute glauben auch viele Frauen, der Sinn einer www.wiwobooks.com
D e n P a r t n e r l i e b e n , w i e e r i s t
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Partnerschaft bestünde in der Umerziehung des Partners. Und ihr Glaube an die Veränderbarkeit des Menschen scheint dabei keine Grenzen zu kennen.
Viele Frauen haben mir von abgründigen Verhaltensweisen und albtraumhaften Angewohnheiten ihrer derzeitigen Männer berichtet. Auch mancher Mann redet so von seiner Frau.
Aber warum nur sind sie dann mit ihnen zusammen, wenn es so schreckliche Männer oder Frauen sind? Haben sie das, was sie später störte, zu Beginn nur einfach nicht bemerkt? Oder haben sich die Partner zu Anfang gut verstellt?
Diese empfindliche Wahrnehmung ist nach meiner Überzeugung das Ergebnis des bösen Blicks. Alle diese Männer und Frauen sprechen nicht von dem, was sie an ihren Partnern schätzen, oft nehmen sie es auch gar nicht mehr wahr. Sie
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