Was Glueckliche Paare Richtig Machen
abwei-chenden Wünsche zu einer für beide befriedigenden Lösung zu bringen. Also streiten sie – und zwar heftig.
Faires Streiten gibt es nicht
Macht nichts, sagen Kommunikationsexperten. Eva und Frank werden schon noch lernen, sich fair zu streiten. Dass die beiden das immer noch nicht können, ist nicht überraschend. Seit der www.wiwobooks.com
S t r e i t v e r m e i d e n
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partnerschaftlichen Wende sind gerade einmal gut 30 Jahre vergangen. Davor lagen Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende der männlichen Dominanz. Die Zeit war einfach zu kurz, um so etwas wie faires Streiten in Partnerschaften zu lernen. So weit die Experten.
Weil jeder der Überzeugung ist, mit seinen Wünschen und Vorstellungen im Recht zu sein, geht es bei der Beziehungsarbeit und der offenen Streitkultur immer wieder mal recht laut zu.
Auch das ist nach der Überzeugung vieler Beziehungsexperten der richtige Weg. Sie fordern uns auf, in einer Beziehung unsere Gefühle herauszulassen. Damit ist nicht gemeint, dass wir den Partner mit Komplimenten überschütten und ihm sagen sollten, wie sehr wir ihn lieben und was wir an ihm schätzen – all das, was wir zu Beginn einer Beziehung, in der Phase der Verliebtheit häufig tun. Es geht vielmehr darum, ihn mit unseren Affekten wie Wut, Eifersucht und Neid zu konfrontieren. Nach diesem partnerschaftlichen Gewittersturm – so die Theorie – soll die Luft in der Beziehung wieder rein sein.
So gesehen hätte Frank bei seinem Abgang aus der gemeinsamen Wohnung alles richtig gemacht. Er war wütend auf Eva, sehr wütend sogar. Und weil es sehr ungesund ist, Wut zu un-terdrücken, hat er Eva ordentlich beschimpft und durch das Türknallen noch einmal deutlich gemacht, wiewütend er ist.
Das ist offene Streitkultur, bei der keiner seine Gefühle runter-schluckt.
Sie glauben, das alles war wenig hilfreich? Sie denken, Türen zu knallen und die Partnerin zu beschimpfen könnte einer Beziehung ernsthaft schaden? Sie meinen, schlechte Manieren im Umgang miteinander können in der Partnerschaft keine heilsame Wirkung entfalten? Ich sehe das genauso. Denn leider stellt sich der reinigende Effekt des Streitens in der Praxis in aller Regel nicht ein.
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W a s g l ü c k l i c h e P a a r e r i c h t i g m a c h e n Warum? Zum einen sind Menschen wohl doch nicht so ge-strickt, dass sie sich in einer Beziehung wohlfühlen, in der sie immer fürchten müssen, von starken Wutausbrüchen ihres Partners oder ihrer Partnerin überfallen zu werden. Die Affekte untergraben auf Dauer die Liebesgefühle eines Paares.
Außerdem lenken Affekte unseren Blick auf das Negative beim Partner – oder auf das, was wir für negativ halten – und stehen deshalb der Liebe entgegen. Wer lernt, seine Wut am Partner auszulassen, der trainiert unentwegt das, was ich den bösen Blick nenne. Der Partner wird mit seinen Fehlern und Schwä-
chen wahrgenommen, die er möglicherweise auch hat. Seine Vorzüge aber geraten aus dem Blick. Und das sind schlechte Voraussetzungen für eine erfüllte Partnerschaft .
Streit ist nicht die Lösung
Die Ergebnisse von offener Streitkultur und Gefühlezeigen sind nicht überzeugend. Diese Ratschläge basieren nicht auf psychologischer Forschung, sondern auf den Überzeugungen der jeweiligen Autorinnen und Autoren, doch einer wissenschaftlichen Überprüfung halten die Ansichten von der positiven Wirkung von Beziehungsarbeit , offener Streitkultur und
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