Was Hexen wollen: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
ab, trug Körperlotion auf, wickelte mich in einen gemütlichen Bademantel und ließ mich vor dem Fernseher nieder, wo ich alles zur Hand hatte; Schokolade, Wein und die Fernbedienung.
Als ich den Startknopf drückte, begannen die Glocken der Pfarrkirche Mitternacht zu schlagen. Die Kirchenglocken hallten unheimlich durch die ansonsten stille Nachtluft.
»Fröhliche Weihnachten, Carole!«, wünschte ich mir und hob das Weinglas an die Lippen.
Das Band lief los, und der Fernseher erwachte zum Leben. Zuerst erfüllte knisternde Statik den Schirm, doch als das Bild klar wurde, keuchte ich auf und ließ mein Weinglas fallen. Die verschüttete Flüssigkeit hinterließ einen dunklen Fleck auf meinem Teppich, der sich immer weiter ausbreitete.
»Oh, Mist«, flüsterte ich mit vor Angst zitternder Stimme. Ich musste den australischen Champagner schneller heruntergekippt haben, als mir klar gewesen war. Entweder das, oder ich hatte einen Horrorfilm zu viel aus dem Laden ausgeliehen. Ich hätte wissen müssen, dass nichts Gutes dabei herauskam, wenn man sich Arbeit nach Haus mitnahm.
Adrenalin rauschte durch meinen Körper, mein Herz schlug laut, und ich keuchte. Den Blick auf den Fernseher gerichtet stand ich auf und ging ziellos umher – und sah auf dem Bildschirm eine kleinere, aber identische Ausgabe meiner selbst, die genau das Gleiche tat.
»Zu viel Wein«, sagte ich und nahm mir vor, das Trinken aufzugeben und gleich nach den Feiertagen meine Augen untersuchen zu lassen. Verblüfft zuckte ich zusammen, als meine Fernsehausgabe genau dieselben Worte von sich gab. Panikerfüllt setzte ich mich hin, suchte zwischen den Sofakissen nach der Fernbedienung und richtete sie auf den Apparat, während die Frau auf dem Bildschirm es mir nachtat. Ich drückte den Knopf zum Abschalten, und das Bild wich dem vertrauten, grün-grauen leeren Bildschirm. Versuchsweise schaltete ich das Gerät wieder ein, und das Bild, das flackernd zum Leben erwachte, zeigte mein eigenes Gesicht, in dessen Augen Panik, Verwirrung und Unentschlossenheit standen. Die Beine gaben unter mir nach.
Ich begriff nicht, was da passierte, und wollte es auch nicht so genau wissen. Bestimmt verlor ich den Verstand, eine andere logische Erklärung gab es nicht. Ich sackte auf dem Sofa zusammen, starrte meine eigenen verwunderten Augen auf dem Bildschirm an und überdachte die Aussicht, die nächsten dreißig Jahre als verrückte alte Jungfer zu verbringen. Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis ich anfing, mir in die Hosen zu machen.
Auf dem Fernsehbild tauchte hinter mir ein Schatten auf. Grau und formlos zuerst, doch langsam nahm er festere Gestalt an, bis nach ein paar Sekunden eine große, wohlgeformte und unglaublich schöne Frau, die in so etwas wie eine Toga gekleidet war, hinter meinem Spiegelbild stand. Ich bekam Gänsehaut, und die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.
Verdammt. Ich hatte solche Angst, dass es mich nicht erstaunt hätte, wenn auch mein Kopfhaar senkrecht in die Höhe gestanden hätte. Ich war nicht allein, und nach und nach und machte ich mir widerstrebend klar, dass wenn sich jemand in dem Raum in meinem Fernsehbild befand, fast mit Sicherheit auch in diesem Zimmer jemand war.
Ich hielt die Luft an und wappnete mich dafür, mich umzudrehen und nachzusehen, doch bevor ich den Mut aufbrachte, sprach sie. Ihre Stimme, die in dem stillen Raum erklang, kam so unerwartet und schockierend, dass ich fluchtbereit aufsprang. Das Problem war nur, dass ich nirgendwohin flüchten konnte. Mit einem Mal erschien es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass ich mir in die Hosen machen würde.
»Ganz ruhig, Liebes. Ich bin nicht hier, um dir etwas zu tun. Ganz im Gegenteil sogar.« Sie streckte eine Hand aus und strich mir übers Haar.
Die Geste war besänftigend und beruhigend. Ich spürte die Wärme ihrer Handfläche und ihre sanfte Berührung und sah zu, wie sie im Fernsehen exakt dieselben Bewegungen vollführte. In ihrer Stimme, die weich und tief war und plätscherte wie Wasser über Steine in einem Bach, war etwas, das meine Anspannung löste. Ich spürte, dass ich langsamer atmete, mein Herz wieder normal schlug und die Enge in meiner Brust verging. Sie trat um die Couch herum, setzte sich und schaltete den Fernseher aus.
Allerdings benutzte sie nicht die Fernbedienung, sondern schnippte einfach mit den Fingern, und das Bild verschwand. Eigentlich hätte ich Angst haben müssen, doch ich fürchtete mich nicht. Ich
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