Was ich dich traeumen lasse
als würden sie etwas suchen. Ich spürte die Wärme deiner Haut, auch wenn unsere Körper einen Zentimeter auseinanderlagen. Ich bekam eine Gänsehaut, ein Schauer lief mir über den Rücken, vor Vorfreude. Erst dann schmiegte ich mich an dich.
WeiÃt du noch, du knurrtest, drehtest dich weg. Ich schlang meine Arme um dich, legte meine Knie in deine Kniekehlen. Zwei Löffel, die perfekt zusammenpassten. Ich wollte so liegen bleiben. In der Wärme deiner Haut. In deinem Geruch.
Es waren nur Sekunden, aber ich kann mich an jeden Augenblick so gut erinnern, als hätten sie Stunden gedauert. Ich war so verliebt in dich. So wahnsinnig verliebt. Kennst du das Gefühl? Es ist mit nichts zu vergleichen. Und wirklich, ich dachte in diesem Moment, dass das Leben wunderbar ist. Ich hatte ausnahmsweise mal nichts zu meckern. Alles war perfekt. Leicht. Federleicht. Alles, was wir bis zu diesem Zeitpunkt miteinander erlebt hatten, floss in einem Moment zusammen. Tausend kleine Bäche, die zu einem Strom werden. Einem gewaltigen.
Du weiÃt, wie ich bin. Ich musste dich trotzdem wach kriegen. Die Schule. Das Abi. Die Zukunft. Wieso denkt man immerzu an die Zukunft? Du verzogst das Gesicht, als ich dich aus dem Bett schieben wollte.
»Wie hässlich du dein kannst«, sagte ich. Und du: »Ich würde dich auch lieben, wenn du hässlich wärst. Hässlich. Dümmlich. Von mir aus auch mausetot.« Ist das nicht verrückt? Dass du das sagtest. Ausgerechnet das.
Ich zog dir die Bettdecke weg. Du warst ganz nackt. Und schön. Wie gerade erst geboren. Ich wollte zur Dusche. Aber dann warf ich doch noch einen Blick zurück.
Das Morgenlicht sah so schön aus auf deinem Körper. Hügel und Täler, gleiÃend weiÃe Haut und schattige Kuhlen. Ich dachte: Vielleicht sollte ich zurückgehen. Ja, wirklich, ich zog in Erwägung, auf alles zu scheiÃen und den Rest des Tages mit dir in diesem Bett zu liegen.
Aber dann fragte ich: »Wirst du dich nächstes Mal genauso wieder genau da hinlegen? Merk dir, wie du jetzt liegst und mach es exakt so, okay?«
Und du sagtest: »Okay!«
Das hättest du nicht sagen sollen.
*Â *Â *
Ich weià es, bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecke.
Er ist da.
Ich habe immer gespürt, wenn er da war. Eine leichte Spannung der Haut, ein Druck im Nacken, der Wunsch zu gehen.
Gehen nützt nichts.
Sie hat ihn gerufen.
Er hat uns gefunden.
Er ist da.
Noch haben sie mich nicht bemerkt. Sie sitzen in der Küche. Sie sind dieselben. Nur die Küche ist eine andere. Es ist, als hätte es das letzte Jahr nie gegeben. Mit einem Mal löst es sich auf wie eine Seifenblase. Ein schönes, glänzendes Gebilde, das mit einem feinen Sprühregen ins Nichts verschwindet.
Ich halte mir den Mund zu, damit das Lachen nicht entweichen kann. Es ist zum Totlachen.
Sie trägt den Bademantel. Er nur eine Unterhose. Sie sind wieder sie. Sie lachen. Irgendwas ist für sie witzig. Die Flasche hat er mitgebracht. Es ist seine Marke. Sie reden über Berlin. Dass es nicht mehr das ist, was es mal war.
»Unser Kiez wird totsaniert. Für den kleinen Mann ist da kein Platz mehr. Die Mieten können sich nur die Bonzen leisten«, sagt er. Wie er es immer gesagt hat.
»Also bleibst du hier?«, fragt sie, rutscht von ihrem Stuhl, kippt in seine Richtung.
Er fängt sie auf. Sie ist zu schwer. Er ist zu blau. Zusammen fallen sie auf den Boden. Er landet auf dem Hinterkopf. Sie auf ihm. Sie lachen.
Noch lachen sie.
»Wenn du sagst, ich soll bleiben, dann bleibe ich, Baby.«
Er zieht ihren Kopf nach unten, öffnet den Mund, nimmt ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Sie grunzt vor Vergnügen.
Wie dumm sie ist.
So fängt es immer an.
Sie hat es vergessen.
»Du bist die Beste«, sagt er.
Und sie fragt: »Hattest du viele?«
Es geht schon los. Gleich werden sie sich verletzen. Gleich werden sie mit Messern in Wunden stochern, bis es blutet. Noch lachen sie.
»Hunderte! Aber keine hatte deinen Arsch.«
»Und keiner hat deinen â¦Â« Sie sagt es nicht, sie zeigt es ihm.
Ich will wegsehen.
Ich kann mich nicht rühren.
Wie sagt man? Es ist wie bei einem Autounfall. Zu schrecklich, um hinzusehen, und doch kann man den Blick nicht abwenden.
»Du musst mit ihr reden«, sagt er.
»Sie wird es verstehen«, sagt sie. »Du hast dich geändert. Hast du doch,
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