Was ich dich traeumen lasse
hundert Mal erzählt hattest.
Warte kurz!
Ah, ja.
Ein Pärchen beim Sex. Sie sind so richtig schön zugange. Sie stöhnt. Jaaa, gibâs mir. Sag mir dreckige Sachen. Und er: Küche. Bad. Wohnzimmer.
Bei dir war es egal, ob der Witz gut war. Hauptsache, das Timing stimmte.
Ach, und weiÃt du noch, wie du uns wieder aufmuntertest, als die Abendkasse dichtmachte und wir nicht zum Konzert konnten? Jupiter Jones ohne uns. Wir waren am Boden zerstört.
Aber du hattest keine Lust, dass der Abend mit Trübsalblasen verschwendet wurde. »Dann geben wir eben unser eigenes Konzert«, sagtest du. Du konntest das, beatboxen vom Feinsten. Und Aron legte ein Gitarrenriff drüber. Irgendwas von den Black Eyed Peas. Susannes Stimme kam ziemlich gut dazu, erinnerst du dich? Sie machte einen auf Fergie. Sofort bildete sich eine Traube Leute um uns herum.
Und obwohl es alle geil fanden, war es mir mal wieder peinlich. Da dachtest du dir einen Rap aus. Einfach so, aus dem Stand. Ich erinnere mich noch an jede Zeile.
Meine SüÃe glotzt auf die FüÃe.
Sie verdreht das Auge,
gleich ätzt sie wie Lauge.
Sie hasst ihren Mann,
weil der nicht ernst sein kann.
Sie liebt ihn deswegen,
auf all ihren Wegen.
Ah, ich hab noch einen Witz. Den erzähltest du im Unterricht, als Dornsted dich wegen irgendeiner Gleichung drannahm.
Geht ein junger Bauer mit seiner Verlobten an der Weide des Familienbetriebs vorbei. Da bespringt gerade ein Stier eine Kuh. Der Bauer flüstert seiner Verlobten ins Ohr: »Das möchte ich jetzt auch machen.« Sagt sie: »Kannste doch. Sind doch eure Viecher.«
Die Klasse brüllte vor Lachen. Nur Dornsted nicht. Der war als Einziger gegen dich immun.
*Â *Â *
Ich höre es schon hundert Meter vor unserem Haus. Es ist nicht zu überhören. Die Leute, die mir entgegenkommen, wenden die Köpfe. Da oben steht ein Fenster auf. Da kommt die Musik her. Viel zu laut. Scheppernd. Dröhnend. Aus schlechten Boxen.
Ich schlieÃe auf, laufe die Treppe hoch. Sie fängt mich auf der zweiten Etage ab. Die mit den drei Hunden. Die, die vor ihrer Haustür eine FuÃmatte mit Welcome liegen hat.
»Das ist eine Unverschämtheit«, sagt sie. Sie ist wütend. Ihre Augen sind zu kleinen Schlitzen zusammengepresst. Sie ballt die Fäuste.
»Ich mach gleich leiser.«
»Das geht schon seit Stunden so. Ich hab geklingelt. Geklopft. Keine Reaktion. Wenn das nicht aufhört, rufe ich die Polizei.«
»Ich sag doch, ich mach leiser.«
Dritte Etage.
Vierte Etage.
Ich schlieÃe auf. In der Wohnung ist es so laut, dass es in den Ohren wehtut. Ich renne ins Wohnzimmer, erreiche die Anlage, drehe die Lautstärke auf null.
»Spinnst du jetzt total? Willst du die Bullen in der Bude haben?«, fahre ich sie an.
»Ah, meine Tochter. Wächterin über Recht und Ordnung. Du kleiner SpieÃer.« Ihre Stimme ist nicht deutlicher als die vom Wunder aus Zimmer drei. Auch ihre Muskeln gehorchen ihr nicht mehr. Alles scheint aus dem Lot zu sein und doch steht sie aufrecht vor mir.
»Das Leben ist zu kurz für Langeweile«, quetscht sie hervor. »Du bist so ⦠so â¦Â«
Sie dreht sich um die eigene Achse, wankt, fängt sich am Sessel, lacht, als gäbe es was zu lachen, findet, was sie sucht, setzt es an den Mund.
Schluckt.
Schluckt.
Schluckt.
»Du solltest mal aus dir rauskommen. Mal richtig was riskieren. Mal sein. Einfach sein. Mal die Kontr⦠Kontrâ¦Â« Sie bekommt das Wort nicht raus. Drei Schritte und sie ist bei der Anlage, schützt sie mit ihrem Körper, dreht die Lautstärke wieder auf, lässt die Flasche fallen, sieht den Fluss nicht, der sich ergieÃt, über den Teppich, an das Sofabein. Sie tanzt. Die Haare fliegen. Die Arme kreisen. Die Hüften. Sie nimmt mich an den Händen. Schiebt mich. Dreht mich. Packt feste zu. Lässt mich nicht los.
»Du tust mir weh!«
Sie lacht, als wenn es was zu lachen gäbe, lässt meine Hände los, ist viel schneller als erwartet, greift um mich herum. Greift nach Armen, Taille, Rücken.
»Ich bekomme keine Luft. Lass mich.«
Sie lässt mich nicht. Sie legt den Kopf an meine Schulter. Presst sich an mich. Ihre Haare glänzen. Sie hat sie seit Tagen nicht gewaschen.
»Du stinkst, Mama. Geh weg.«
Sie singt jetzt.
Einen ihrer Lieblingsschlager. Irgendwas mit lügen und hoch fliegen.
»Du wirst sehen, es
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