Was ich dich traeumen lasse
wollte zu euch. Ich wollte, dass er zu mir zurückkommt.«
Sie sagt nichts.
»Isabella? Bist du noch dran?«
»WeiÃt du, was er mal zu mir gesagt hat?«
»Was?«
»Er hat gesagt: Sie denkt, ich wäre ein Held. Und ich habe Angst, dass sie irgendwann merkt, dass ich nur ein ganz normaler Typ bin und ihrer gar nicht wert.«
»Dummkopf.«
»Ja, aber einer, der dich wahnsinnig geliebt hat. Er würde nicht wollen, dass du dich fertigmachst.«
Tag 21
»Da ruft dauernd dieser junge Mann an.«
»Wenn Sie seine Nummer sehen, drücken Sie einfach weg.«
»Habe ich versucht, aber er ruft von verschiedenen Nummern an. Er scheint clever zu sein. Er stand auch schon vor der Tür.«
»Sagen Sie ihm einfach, er soll aufhören, mich zu stalken.«
»Ich schätze, er will nur mit Ihnen sprechen.«
»Ich aber nicht mit ihm.«
»Und wieso nicht?«
»Ist das ein Verhör?«
»Eine Frage.«
»Weil ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will.«
»Hat er nicht geholfen, den Apfelbaum im Park zu pflanzen?«
»Hat er Ihnen das erzählt?«
»Das und noch ein paar andere Sachen.«
»Mistkerl.«
»Hört sich an, als wäre er ein guter Freund.«
»Ich brauche keinen Freund. Ich habe einen Freund. Und der ist tot.«
»Ah, deshalb.«
»Weshalb?«
»Haben Sie geweint?«
»Ich kann nicht!«
Tag 22
»Hier ist dein Zuhause!«
»Nein, jetzt nicht mehr.«
»Aber ich bin deine Mutter.«
»Ja. Aber ich will nicht mehr bei dir leben.«
»Und wenn ich ihn wegschicke?«
»Dann auch nicht. Du musst jetzt auf dich selbst aufpassen.«
»Besuchst du mich?«
»Sicher.«
»Wann?«
»Bald.«
»Kann ich zur Beerdigung kommen?«
»Ja.«
»Elena?«
»Was denn?«
»Er war doch mein Junge.«
»Nein, Mama, er war mein Junge.«
Tag 26
»Hilfst du mir noch einmal, auch wenn ich gesagt habe, dass ich dich nie wieder sehen will? Auch wenn ich dich danach wirklich nie wieder sehen will?«
»Wobei soll ich dir helfen?«
»Ich brauche eine Handvoll seiner Asche. Wir müssen in diese Kapelle einbrechen. Ich schaff das nicht alleine.«
»Ich helfe dir.«
»Danke.«
»Elena, ich â¦Â«
»Ich kann nicht.«
Tag 27
Nur das Mondlicht wirft ein fahles Licht auf ihn. Er raucht, stöÃt Rauch aus, der wie Nebel den Nachthimmel dämmern lässt. Er sieht aus wie ein professioneller Einbrecher. Die Klamotten schwarz, eine Mütze weit in die Stirn gezogen.
»Du rauchst wieder?«
»Und selbst?«
»Immer noch nicht.«
Er wirft die Zigarette weg, tritt sie aus.
Ich deute zum Zaun. »Kommen wir da rüber?«
Er legt die Hände zusammen. »Hier drauf.«
Ich nutze die Räuberleiter, ziehe mich hoch, lande auf der anderen Seite. Er schafft es ohne Hilfe.
 »Wo ist diese Kapelle?«
»Wir müssen einmal quer durch.«
Die Kerzen in den ewigen Lichtern flackern, werfen Schatten auf Kreuze, Steine, Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Hier schlafen alle. »Wer sich das bloà ausgedacht hat. Verbrennen und ins Universum pusten. Weg damit. Wozu braucht irgendwer diesen gruseligen Zoo hier?«
»Ich finde es nicht gruselig. Ich finde es irgendwie schön.«
»Da ist eins ausgeschachtet. Ist das seins?« Tim deutet zu einem Erdhügel.
Es ist so dunkel, dass der Grund des Lochs nicht zu sehen ist. »Das ist es nicht.«
»Nein?«
»Für eine Urne braucht man nicht so ein groÃes.«
Der Eingang der Kapelle liegt im Dunkeln.
»Verstehst du was vom Einbrechen?«, frage ich.
»Ist lange her«, sagt er, öffnet den Rucksack und holt eine Taschenlampe und Werkzeug heraus.
Die Tür öffnet sich nach wenigen Handgriffen. Der Strahl der Taschenlampe hüpft durch den Raum. Dunkle Holzvertäfelung. Ein Kreuz. Eine winzige Orgel.
»Das da?«
»Nein, das ist eine Blumenvase, du Idiot.«
»Woher soll ich das wissen?«
Es gibt noch eine Tür. Auch sie bleibt nicht lange verschlossen.
»Hier stehen zwei. Sind doch welche, oder?«
»Ja, das sind welche.«
»Vielleicht steht ein Name drauf.« Er nimmt eine der Urnen und dreht sie in der Hand. »Helmut Karstoff. Das ist er schon mal nicht.«
Die andere ist es. Ich drehe am Deckel. Er öffnet sich problemlos. »Leuchte mal.«
»Mehr ist das
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