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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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nicht passiert!«
    Sie lässt mich stehen.
    Sie verschwindet hinter der Tür.
    Sie hat recht.
    Â»Komm mit.«
    Â»Ich geh hier nicht weg.«
    Â»Jetzt komm schon. Das bringt doch nichts, hier rumzustehen.« Er nimmt meine Hand. »Ich hab einen Plan. Jetzt komm endlich.«
    Er zieht an mir. Nimmt mich mit, den Gang entlang, zum Aufzug. Er drückt auf K.
    Â»Was sollen wir im Keller?«
    Â»Warte ab.«
    Ein Gang ohne Fenster. Türen, überall Türen. Bettgestelle. Rollstühle. Gerümpel. Noch eine Tür. Er schließt sie auf.
    Da ist ein Krankenhausbett. Ein Krankenhausnachttisch. Ein Krankenhausschrank. Ein Krankenhausrollstuhl vor einem Krankenhaustisch. Aber das ist kein Krankenzimmer. Hier lebt jemand.
    Â»Das ist mein Zuhause. Da ist eine Glotze. Was zu essen findest du da im Schrank. Du kannst hierbleiben und ich halte oben Wache. Sobald die Luft rein ist, ruf ich dich an.«
    Er geht.
    An der Wand ist ein Waschbecken. Ich nehme Zahnpasta auf den Finger und putze damit die Zähne, spüle um, reibe den letzten Rest Schminke ab, ziehe das Shirt aus, wasche meine Achseln. Im Spiegel sehe ich ein nasses Gesicht. Es starrt mich an ohne eine einzige Regung. Ich mag es nicht.
    Sitzen geht nicht. Und liegen auch nicht. Und stehen nicht. Ich gehe. Von links nach rechts. Fünf Schritte hin, fünf zurück. Rot, gelb, sogar blau sind verflogen. Haben mich alleine gelassen. Mit alldem.
    Ich lege mich doch hin. Die Kissen riechen nicht nach ihm. Hier hat ein anderer seine Marke hinterlassen. Hier hat ein anderer eine Kuhle gegraben. Sie nimmt mich auf, schluckt mich. Ich kann nicht schlafen.
    Schlafe.
    Das Handy klingelt. Ich schrecke hoch, weiß nicht, wo ich bin, erinnere mich. Das Handy steckt in der Hosentasche. Es fällt, weil ich zu schnell danach greife.
    Â»Ja?«
    Â»Komm jetzt. Sie sind alle in einer Besprechung mit dem Chefarzt. Du hast eine halbe Stunde. Maximal.«
    Er sieht anders aus. Viel kleiner. Ja, wirklich. Er ist geschrumpft. In das weiße Kissen gesunken wie in eine Wolke. Eine watteweiche Wolke, die ihn hält. Seine Gesichtszüge haben sich vertieft. So wird er aussehen, wenn er einmal alt ist. Wenn wir auf der Bank sitzen. Auf den See schauen. Auf die hundert Enkel. Und Orangenbaumblätter.
    Ich nehme seine Hand. Jetzt nehme ich sie in meine. Jetzt muss ich mich festhalten.
    Â»Rico. Ich muss dir was sagen. Ich muss dir alles sagen.«
    Und er muss zuhören. Er muss. Er kann nicht nicht.
    Â»Die Top Ten der Dinge, die du nicht über mich weißt?«
    Er lacht jetzt. Bei so was lacht er immer. Er mag es, wenn man auch den größten Mist in einen Witz packt.
    Â»Erstens. Meine Eltern sind Alkoholiker.
    Zweitens. Mein Vater schlägt meine Mutter.
    Drittens. Meine Narbe an der Lippe, du weißt schon, die, die aussieht wie Sylt. Sally, deine Sally. Die hab ich von ihm. Ich hab mich dazwischengestellt.
    Viertens. Wir sind hierhergekommen, ohne ihm zu sagen, wo wir sind. Jetzt hat er uns gefunden.
    Fünftens. Ich war früher eine andere, nicht die, die du kennst. Ich hatte so viele Affären, dass ich sie nicht zählen kann. Ich habe nie jemanden geliebt. Nur dich.
    Sechstens. Das an meinen Armen, das war kein Kaktus. Und auch keine Katze. Das habe ich selber gemacht.
    Siebtens. Du hast mich zu einer anderen gemacht. Du und deine Familie.
    Achtens. Ich habe dich deinen Eltern weggenommen, weil meine Mutter dich brauchte.
    Neuntens: Ohne dich geht gar nichts.
    Zehntens. Ich bin schuld daran, dass du hier liegst.«
    Das Kissen hat noch mehr von ihm eingesaugt. Er verschwindet. Ich kann sehen, wie er verschwindet.
    Â»Liebst du mich jetzt immer noch? Kannst du mich so auch lieben?«
    Ich halte seine Hand. Fester. Ich ziehe. Stemme mich gegen den Sog. Sie sind stärker als ich. Das Moor. Der Treibsand. Die Kissen. Ich kann nichts machen.
    Â»Elena!« Er steht in der Tür. »Sie kommen. Los, hau ab!«
    Ich beuge mich zu ihm hinunter, lege meine Lippen an das Kissen, dahin, wo sein Ohr verschwunden ist.
    Ich flüstere: »Ich liebe dich.«
    Ich lasse seine Hand los. Sofort saugt das Bett sie ein.
    Â»Hör mal, das reimt sich:
    Bin ich plötzlich tot,
    vermach ich dir mein Pausenbrot.
    Ich schmiere reine Butter,
    das ist dein Lieblingsfutter.
    Und schaue dann vom Himmel.
    In der Hand meinen feinen Pimmel.«
    Ein gutes letztes Wort.
    Er wäre stolz auf mich.

Tag 17
    Er betritt den Balkon, nickt mir

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