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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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mich da nicht unnötig reinsteigern.»
    «Das ist doch kein Reinsteigern! So was muss man erst mal wegstecken.» Jutta war ernsthaft empört.
    «Aber wir haben ja nichts erlebt, was man verarbeiten müsste oder so. Also, ich meine …» Lisa stockte und suchte nach einem Vergleich. «Stell dir mal vor, du gehst zum Arzt, und der stellt fest, dass du beinahe an einer bis dahin unentdeckten Krankheit gestorben wärst.»
    «Das ist mir zu theoretisch», entgegnete Jutta.
    «Siehst du! Genau das meine ich. Das ist alles nur theoretisch. Wir haben es ja nur von Dritten erfahren und das eigentliche Unglück auch nur auf diesen schrecklichen Bildern in den Nachrichten gesehen.»
    «Ja, das war bestimmt verwirrend.»
    «Vor allem für Erik. Er hat seitdem ja auch immer wieder diesen fiesen Traum. Und deswegen freue ich mich so, dass er jetzt anscheinend die Kurve kriegt.»
    «Und da willst du ihn gleich mit einem Kind überfallen?», fragte Jutta skeptisch.
    Lisa versetzte diese Bemerkung einen Stich. «Ich will ihn ja gar nicht
überfallen
. Im Gegenteil, ich will ganz behutsam ausloten, was er davon hält.»
    Lisa machte offenbar einen zerknirschten Gesichtsausdruck, denn Jutta streichelte ihr nun fürsorglich über die Schulter und sagte: «Er wird sich natürlich freuen, was denn sonst?!»
    Lisa atmete tief durch. «Ich weiß nicht … Wir haben ja nie so wirklich konkret über Kinder gesprochen. Es war immer irgendwie klar und irgendwie auch nicht. Jedenfalls, als er gestern davon anfing, dass er ins Ausland will, da –»
    «Aber das war doch nur so eine Idee von ihm», unterbrach sie Jutta. «Das hat er doch selbst zugegeben, oder nicht? Und außerdem: Wer sagt denn, dass das nicht auch alles zusammenpasst? Ich bin ja auch noch da.»
    Lisa lächelte Jutta dankbar an.
    «Hauptsache, ihr habt Klarheit», ergänzte sie dann. «Es bringt doch nichts, wenn ihr aneinander vorbeiredet.»
    «Werden wir auch nicht», erklärte Lisa. «Wir haben vereinbart, dass jeder erst mal eine Liste für sich allein macht. Und an unserem Hochzeitstag schmeißen wir dann alle Wünsche zusammen und gehen einen nach dem anderen an.»
    «Das klingt irgendwie seltsam, aber doch auch cool.»
    «Es macht jedenfalls überraschend viel Spaß!»
    «Ich finde, auf deine Liste sollte aber unbedingt noch der Punkt: Wellness-Wochenende mit Jutta.»
    «Auf jeden Fall. Wir müssen uns sowieso endlich mal um eine Aushilfe für den Laden kümmern.» Lisa sah Jutta ernst an. «Wir können so wenige Monate vor Weihnachten nicht produzieren
und
im Laden verkaufen.»
    Wie aufs Stichwort ertönte in diesem Moment die Klingel der Ladentür, sodass Lisa erschrocken aufsprang. Aber ihre Freundin gab ihr mit einem strengen Blick zu verstehen, sich wieder zu setzen.
    «Ich geh», sagte Jutta, und Lisa sah ihr dankbar lächelnd hinterher.

[zur Inhaltsübersicht]
6.
    Nur wenige Wochen später war es Jutta und Lisa gelungen, ihren monatlichen Umsatz zu verdoppeln.
    Der Bericht in einer überregionalen Zeitung über junge Labels in Hamburg, den eine frühere Kollegin geschrieben hatte, kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Der erste Ansturm rund um die Eröffnung hatte sich bereits gelegt, nun sprach sich ihre Mode rum. An manchen Samstagen war sogar so viel Trubel gewesen, dass sie sich tatsächlich sehr kurzfristig um eine Aushilfe im Verkauf kümmern mussten. Lisa und Jutta hatten einen Aushang im Schaufenster gemacht sowie eine Anzeige an Eds Pinnwand in seiner Tapas-Bar gehängt. Nach einigen unbeholfenen Bewerberinnen entschieden sie sich sofort für Katja, eine 26-jährige, sympathische Psychologie-Studentin, die sehr ehrlich wirkte und schon Erfahrung im Verkauf hatte. Außerdem hatte sie von allen Bewerberinnen das Geld am nötigsten, weil sie alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Jungen war. Lisa imponierte Katjas Organisationstalent und ihre Art, den Alltag für sich und ihren Sohn zu gestalten. Gleichzeitig fand sie es befremdlich. Niemals hätte sie sich vorstellen können, in diesem Alter schon sämtliche Freiheiten aufzugeben für ein Kind, dessen Vater Katja kaum gekannt hatte.
    An diesem Samstag war dennoch so viel los, dass sie alle drei beim Verkauf mithelfen mussten.
    Lisa bediente gerade eine Frau, die mittlerweile zur Stammkundschaft gehörte, würde sich danach aber ins Wochenende verabschieden. So hatte sie es mit Jutta und Katja vereinbart.
    Erik lungerte schon seit einer Viertelstunde mit einem Einkaufskorb im Laden herum, um sie wie

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