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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Während er mit einem Wender kleine Stücke aus der mit zerlaufendem Käse bedeckten Quiche teilte und je eines auf die Teller balancierte, fuhr er weiter fort: «Ich muss irgendwas tun. Irgendwas Sinnvolles! Versteh doch, ich –»
    «Aber du bist Arzt!», rief Lisa. «Du tust doch was Sinnvolles!»
    Alles um sie herum drehte sich. Sie stand noch immer völlig schockiert da und konnte einfach nicht glauben, was sie da gerade hörte.
    «Ach, ich flicke Leute zusammen, die beim Golfen umknicken oder die sich beim Skifahren nicht richtig aufgewärmt haben. Das sind Luxusprobleme. Das reicht mir nicht auf Dauer.»
    Lisa sackte in sich zusammen und nahm schnell wieder auf der Bank Platz. Die Enttäuschung darüber, dass der Abend in eine ganz andere Richtung zu laufen drohte, lähmte sie geradezu.
    Nein, dachte sie, im Grunde ist es die Enttäuschung darüber, dass ihr ganzes Leben in eine falsche Richtung zu laufen drohte.
    «Hey, es ist doch noch nichts weiter als eine Option», sagte Erik aufmunternd, während er sich vor ihr hinkniete, um ihr direkt in die Augen blicken zu können.
    Sein aufmunterndes Lächeln machte es Lisa schwer, ihren Mann anzusehen. «Aber ich dachte, du bist glücklich …», sagte sie leise und fügte etwas zögerlicher hinzu: «… mit mir, mit unserem Leben.»
    «Das hat ja auch nichts mit uns zu tun. Ich finde nur, wir sollten noch bewusster leben. Einfach das Beste rausholen.»
    Erik setzte sich wieder an seinen Platz und griff nach dem Besteck. Schweigend fingen sie an, zu essen. Doch die Quiche war so heiß, dass Lisa sich die Zungenspitze verbrannte.
    «Scheiße», zischte sie vor Schmerz und legte entnervt ihre Gabel beiseite. Sie sah Erik an und fragte in strengem Tonfall: «Hat Knuth dich etwa darauf gebracht?»
    Erik zögerte. Auch er ließ sein Besteck für einen Moment ruhen. Dann zuckte er mit den Schultern und erwiderte ruhig: «Nicht direkt. Aber er wollte wissen, warum ich immer so mies drauf bin in letzter Zeit.»
    «Und was hast du gesagt? Er weiß doch von dem Absturz.»
    Erik nickte und fuhr nach einer Weile fort: «Er hat mich auf ’n Pott gesetzt und gesagt, ich soll mich gefälligst freuen, dass wir nochmal davongekommen sind. Wir hatten wirklich verdammtes Glück, Motte.»
    Lisa verzog ihre Mundwinkel und stieß einen leisen Seufzer aus. «Pah, und deswegen willst du hier weg?»
    «Nein, nicht allein deswegen.» Erik lachte auf und schüttelte den Kopf. «Aber Knuth hat mich zum Nachdenken gebracht – darüber, was ich unbedingt noch erleben will. Mit dir!»
    Lisa lehnte sich zurück. Für einen kurzen Augenblick überlegte sie, nun doch noch die Kinderfrage offen anzusprechen. Wenn sie ehrlich war, lag dieses Thema schon seit Monaten in der Luft und war doch nie greifbar gewesen. Die Hochzeit und die Selbständigkeit hatten es immer wieder in den Hintergrund gedrängt. Aber je länger sie über Eriks Worte nachdachte, desto weniger verspürte sie heute den Wunsch, das Thema auszubreiten oder zu riskieren, dass Erik sich darauf nicht einlassen konnte.
    Vielmehr machte sich in ihr allmählich ein Gefühl von ehrlicher Erleichterung breit. Das war es also. Das war es, was Erik seit dem Schrecken über den Absturz so viel beschäftigt hatte! Offenbar hatte Knuth genau das geschafft, was Lisa vergeblich versucht hatte: Erik ins Leben zurückzuholen.
    Nach so vielen Tagen, ja Wochen voller Sorgen und Beunruhigung war ihr mit einem Mal klar geworden, dass es ihn nicht von ihr wegtrieb. Ihre Ehe war nicht das Problem.
    «Ich bin froh, dass du wieder der Alte bist», sagte Lisa und lächelte.
    «Aber genau das will ich eben nicht sein! Jedenfalls nicht ganz. Es gibt noch so viel zu entdecken auf der Welt und noch so viel, was wir machen sollten!», rief Erik begeistert, und es schien unmöglich, etwas dagegen einzuwenden.
    «Also, fürs Erste würde es mir schon reichen, wenn wir endlich mal wieder ins Kino gingen», stichelte Lisa mit einem ironischen Grinsen.
    Erik verdrehte mit gespielter Theatralik seine Augen. «Aber was ist mit meinem Plan, jeden Kontinent gesehen zu haben? Und was ist mit meinem Husky?!»
    Nun verdrehte Lisa genervt die Augen, denn seit sie Erik kannte, redete er davon, eines Tages einen Schlittenhund besitzen zu wollen.
    «Ich will aber viel lieber eine Katze!»
    «Eine Katze?», sagte Erik so abfällig wie möglich, nur um Lisa zu ärgern.
    «Mit einer Katze ist es zu Hause noch viel gemütlicher.»
    «Aber was sollen wir denn zu Hause? Ich will

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