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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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verletzen.
    Als sie ihren langen, immer wieder von Heulkrämpfen unterbrochenen Monolog beendet hatte, blickte sie ihren Bruder traurig an und fügte leise hinzu: «Eigentlich sollte ich ja dich trösten. Du hast schließlich dein Kind verloren. Und ich hab ja noch Hoffnung …»
    Sie wussten beide, dass die Hoffnung in der jetzigen Situation so nötig war wie die Luft zum Atmen. Aber auch Lenny schien klar zu sein, dass Lisas Verzweiflung dennoch ungleich größer war als der Trost, den das Hoffen bot.
    «Klar ist das mit dem Kind traurig. Aber ganz ehrlich», sagte Lenny schließlich, «das, was du gerade durchmachst, finde ich viel heftiger.»
    Es klang so überzeugend, dass Lisa nicht zu widersprechen wagte. Dennoch erschien es ihr nicht richtig, ihr Leid über das von Agnes und Lenny zu stellen. «Aber wie macht ihr das? Zu akzeptieren, dass es …» Lisa unterbrach sich, weil sie Mühe hatte, die richtigen Worte zu finden.
    «Weißt du, vielleicht sollte es eben noch nicht sein mit einem zweiten Kind. Natürlich haben wir uns total drauf gefreut. Aber das alles hat vielleicht auch einen tieferen Sinn.»
    Lisa dachte eine Zeit lang über das Gehörte nach und ergänzte dann mit einem tapferen Lächeln: «Weißt du noch? Das hat Oma auch immer gesagt.»
    «Ja, und vielleicht gibt es irgendwann ja sogar einen besseren Zeitpunkt für ein Kind.»
    «Für dich oder für mich?», fragte Lisa mehr zu sich selbst. Der Schmerz übermannte sie erneut, und sie hatte große Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken. Sie gestand Lenny, dass sie gar nicht anders konnte, als ständig so gefühlsduseliges Zeug zu denken. Zum Beispiel, dass Emi nächstes Weihnachten ohne ein Geschwisterchen dasäße. Und dass sie selbst mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch nicht schwanger sein würde, obwohl sie es sich schon so oft ausgemalt hatte. Aber am schlimmsten war die Sorge darüber, dass Erik vielleicht nicht einmal mehr dabei sein würde … Der Gedanke war einfach zu schrecklich, und Lisa versuchte, ihn mit aller Macht abzuwehren.
    Bevor sie sich weiter in diese albtraumartige Aussicht hineinsteigerte, zwang sie sich, aufzustehen und nach der Pizza zu sehen. Der Käse, den Lenny noch extra obendrauf gelegt hatte, war bereits zerlaufen und genau so knusprig, wie Lenny es gern mochte.
    «Der perfekte Zeitpunkt …», murmelte Lisa vor sich hin und schob die Pizza auf einen Teller. Nachdem sie den Ofen ausgemacht hatte, setzte sie sich wieder an den Tisch. «Wenn Erik wieder zu Hause ist, werde ich als Erstes ins Tierheim gehen und einen Hund für ihn aussuchen», erklärte sie entschlossen. «Die anderen Punkte der Liste müssen wir ja wahrscheinlich erst mal verschieben. Aber es muss schließlich irgendwie weitergehen!»
    Lisa ahnte, dass sie damit vor allem sich selbst Mut zusprach und ihr Bruder dies als bloße Verzweiflungstat entlarven würde, was er auch direkt tat.
    «Du kannst dein Leben doch nicht am Reißbrett entwerfen», konterte Lenny, während er sich ein Stück Pizza abschnitt. Als er den ersten Bissen zu Ende gekaut hatte, ergänzte er noch: «Wenigstens das solltest du aus diesem furchtbaren Ereignis lernen.»
    «Aber wenn man schon auf so brutale Weise erfahren muss, wie schnell alles vorbei sein kann, ist es doch umso wichtiger, das Leben bewusst zu genießen!» Lisa hatte nicht so laut werden wollen. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg, weil sie wieder an Eriks Worte nach dem Flugzeugabsturz denken musste.
    Nun legte Lenny sein Besteck beiseite und sah Lisa eindringlich an, um ihr deutlich seine Meinung zu sagen: «Ich meine es echt nicht böse, Schwesterherz. Aber bei dir muss immer alles durchgeplant sein. Immer sagst du: Wenn erst der Traummann kommt, ist endlich alles toll. Oder: Wenn wir unsere Traumwohnung erst gefunden haben, bin ich glücklich … Wenn ich erst meinen eigenen Laden hab, ist mein Leben perfekt … Wenn wir erst ein Kind haben, fühle ich mich vollkommen … Aber so funktioniert ein glückliches Leben nicht!» Lenny ergriff ihre Hand. «Zufriedenheit musst du doch in dir selbst finden und nicht, indem du einzelne Punkte auf einer ominösen Liste abhakst.»
    Das saß.
    Mit der Wucht von Lennys klaren Worten hatte Lisa nicht gerechnet. Nicht jetzt, wo sie eh schon am Boden lag. Sie musste schlucken und wollte unbedingt ihrem Impuls folgen, sich zu verteidigen. Doch es gelang ihr nicht. Was sollte sie darauf antworten? Hatte Lenny vielleicht ins Schwarze getroffen?
    Lisa atmete

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